Kaiser Ludwig der Bayer (IV.)

Ludwig stand zunächst unter der Vormundschaft seines älteren Bruders Rudolf. 1302 wurde er Mitregent und 1310 setzte Ludwig durch, dass Bayern aufgeteilt wurde. Er regierte das Gebiet Bayern-Ingolstadt-Ambert, Rudolf München-Burglengenfeld. Ludwig übernahm 1310 die Vormundschaft für die Kinder Herzog Stephans von Niederbayern, sowie 1312 für die Kinder Herzog Otto III. von Niederbayern.
Ludwig schloss sich zunächst mit den Herzögen Österreichs zusammen und führte eine fragwürdige Steuerpolitik, die ihn und Rudolf mehr und mehr entzweiten. Doch auch die Habsburger mischten sich für Ludwig zu sehr in Niederbayern ein, sodass er 1313 gegen sie vorging und sie bei Gammelsdorf besiegte.
1314 wurde Friedrich der Schöne von Rudolf, dem Kölner Kurfürsten, dem Herzog von Sachsen-Wittenberg und dem Böhmenkönig zum König gewählt. Einen Tag später wählten die Kurfürsten von Trier, Brandenburg und Mainz, sowie der Herzog aus Sachsen-Lauenburg Ludwig zum Gegenkönig, um den Habsburger Friedrich als Kaiser zu verhindern. Beide Könige versuchten den Papst von sich zu überzeugen, doch der verstarb kurz vor der Wahl und so blieb eine päpstliche Entscheidung erst einmal aus. Doch auch eine militärische Entscheidung, die als Gottesurteil verstanden worden wäre, blieb aus, da sich die Könige zurück zogen – Friedrich nach Köln und Ludwig nach Bayern.
1315 einigte sich Ludwig mit seinem Bruder auf eine gütige Zusammenarbeit. Rudolf aber brach diese Vereinbarung, hielt Verträge nicht ein und führte Krieg gegen seinen Bruder. 1317 kam es aber zu einem Kompromiss zwischen den beiden: Während Ludwig Krieg gegen Friedrich führte, überließ Rudolf seinem Bruder Bayern und die Pfalz. Nach Beendigung des Krieges müsse Ludwig die Länder aber zurück geben. Im selben Jahr kam es zum Rheinischen Landfrieden. 1322 kam es zur berühmten Schlacht von Mühldorf, in der Ludwig Friedrich besiegte. Ludwig galt als tapferer und geschickter Feldherr.
Durch eine clevere und vorausschauende Heiratspolitik baute Ludwig seine Macht aus bzw. stärkte sie durch immer mehr Verbündete. So hatte er durch seine zweite Ehe mit Margarete, Tochter des Grafen von Holland, Verbindungen nach Frankreich und England.
Der Sieg über Friedrich brachte allerdings nicht nur Vorteile.
Papst Johannes XXII. sah die Entscheidung über die Thronfolge als päpstliches Recht an und exkommunizierte Ludwig 1324. Ludwig wurde als Ketzer gebannt und das Land wurde mit dem Interdikt belegt. Doch Ludwig besaß hohes Ansehen, sodass sich nur wenige Priester ans Interdikt hielten. Ludwig versöhnte sich mit Friedrich und machte ihn zum Mitregenten. Daraufhin wurde Ludwig 1328 in Rom zum Kaiser gekrönt.
Ein Jahr später versöhnte er sich mit den Söhnen seines verstorbenen Bruders und gab ihnen die Pfalz am Rhein, sowie die Oberpfalz, wie sie ab ca. 16. Jahrhundert genannt wurde, als Landesfürstentümer.
Es wurde außerdem eine neue Kaiserwahlregelung getroffen: die Linien sollten sich abwechseln, was bedeutete, dass beim Aussterben der einen Linie, die andere Linie alle Territorien erbte.
1330 kehrte Ludwig zurück nach Bayern. Während seiner Reise stiftete er Kloster Ettal. Später legte er außerdem fest, dass alle Klöster, in seinem Herzogtum, die gleiche Rechtsstellung hatten. Ludwig passte alle Rechte und Gesetze der Zeit an; so auch das Landrecht und das Stadtrecht, zum Beispiel für München.
Wilhelm III. von Holland verstarb 1337. Seine Stellung als Reichsvikar in den Niederlanden übertrug Ludwig dem König von England, der Ludwig stets unterstützte und der sich auch Ludwigs Unterstützung sicher sein konnte. 1338 erließ Ludwig, mit eben dieser Unterstützung aus England, fünf Gesetze und eine Erklärung, die das Verfassungsgesetz revolutionierte und als Meilenstein in der Geschichte der Verfassungsgeschichte des Reiches gilt.
Der Kaiser nutzte lange seine Kontakte nach England. Als aber 1341 abzusehen war, dass England im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich nicht bestehen könne, vertiefte Ludwig seine Beziehungen mit Frankreich. Außerdem hatte er in den Jahren davor Kontakte im romanischen Gebiet, besonders nach Italien, geknüpft. Viele, um nicht zu sagen die meisten, Verbindungen, Zusammenschlüsse und Unterstützungen wurden zu dieser Zeit nicht durch Verträge und Diplomatie oder militärische Auseinandersetzungen beschlossen, sondern durch taktisch kluge und wirkungsvolle Heiratspolitik.
1347 starb Ludwig bei einem Jagdausflug.
Ludwig war wenig unterwegs, führte aber in ganz Europa Politik. Die Päpste erschwerten seine Herrschaft und dennoch vereinte Ludwig Europa und dessen Dynastien.

Quelle:
G. Hartmann, K. Schnith (Hrg.): Die Kaiser: 1200 Jahre europäische Geschichte, Marix, Wiesbaden 2006, S. 407-411

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