Das Leben Karls des Großen

Einführung

Karl war in seiner Kindheit so schlecht unterrichtet worden, dass er nicht einmal seinen Namen schreiben konnte. Gleichwohl bewies er sich als großer Freund der Gelehrsamkeit und versuchte, nützliche Kenntnisse, so gut es ihm möglich war, unter seinen Völkern zu verbreiten. Deswegen nahm er auch einen gelehrten englischen Mönch, Namens Alcuin, als Lehrer seiner Söhne an.

Er selbst zog den Umgang mit Gelehrten jedem andern vor, und bildete sich auch durch das Lesen vortrefflicher Schriften. Er sprach gut Latein, und verstand leicht die griechischen Schriftsteller. Noch in seinen männlichen Jahren lernte er schreiben, denn er hielt seine Unerfahrenheit in einer so notwendigen Kunst für eine große Schande. Dabei wollte er seinen Edlen und ihren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen.

Inhalt

Karl treibt die Bildung in Deutschland voran

Alle jungen Leute an seinem Hofe mussten auf seinen Befehl die Schulen besuchen. Als Schullehrer ließ er tüchtige Männer aus Italien und Griechenland nach Frankreich kommen und in allen großen Städten seines Reichs wurden Schulanstalten angelegt, die er öfters selbst besuchte. Er stiftete auch an seinem Hofe eine gelehrte Gesellschaft, in welcher zwischen ihm und anderen Gelehrten freundschaftliche Unterredungen über die Wissenschaften gehalten wurden. Karl war in denselben kein Fremdling; er hatte sich mit Erfolg auf die Vernunftlehre, die Beredsamkeit, und die Sternkunde verlegt; er machte auch lateinische Gedichte, die für jene Zeiten nicht schlecht waren. Es wurden von ihm Büchersammlungen veranstaltet und die Mönche zum Bücherabschreiben in ihren Klöstern ermuntert.

Karl verbreitet die deutsche Sprache

Die Ausbildung der deutschen Sprache lag ihm sehr am Herzen; er ließ daher eine deutsche Grammatik abfassen, und die ältesten Lieder der Deutschen sammeln, die aber wieder verloren gegangen sind. Ferner gab er den Monaten, statt der lateinischen, deutsche Namen. Den Januar z. B. nannte er den Wintermonat, den Februar Hornung, weil da die Hirsche ihr Gehörn (Geweih) abwerfen, den März Lenzmonat, den April Ostermonat, den Mai den Wonnemonat u. s. w. Um den Predigern gute Muster zu ihren Vorträgen zu verschaffen, ließ er auch eine Sammlung der besten Predigten aus dem Griechischen in das Fränkische übersetzen.

Karls Kultur und Kleidung

An Karl gefielen jedermann seine echt deutschen Sitten, seine Güte, seine Leutseligkeit, und seine Freigiebigkeit, an der sich besonders auch die Armen und Kirchen erfreuten. Er wollte keine ausländische, nur vaterländische Kleidung tragen, und diese bestand aus einem weiten, leinenen Rock, mit Seide gestickt, und leinen Beinkleidern, auch einem langen Mantel. Seine Füße aber waren, statt der Strümpfe, mit Binden umwunden. Er trug auch Schuhe, und im Winter waren Brust und Schultern mit einem guten Pelz geschützt.Immer erschien er mit einem Schwert umgürtet. Im Essen und Trinken war er sehr mäßig, und doch bewegte er sich viel mit Reiten, Jagen und Schwimmen, wodurch Durst und Esslust erregt werden mussten.

Karls Erziehung seiner Kinder

Normalerweise ließ er sich von seinen Söhnen begleiten; zu Hause aber mussten sie studieren, so wie seine sehr schönen Töchter Wolle spinnen. Sie ließen sich das gerne gefallen; dass sie aber ihr Vater Karl, aus lauter Liebe, nicht verheiraten wollte, hatte zur Folge, dass sie sich in heimliche Liebesbändel mit jungen Leuten an Karls Hof einließen. Eine bekannte Sage ist das Abenteuer von Eginhard und Emma.

Der heimliche Liebhaber von Karls Tochter

Eginhard der Biograph Karls und damals sein Geheimschreiber, soll die Liebe einer Tochter Karls, die Emma hieß, erhalten haben. Einst aber, als sich Eginhard auf Emmas Gemach bis tief in die Nacht hinein aufgehalten hatte, bemerkten sie, als sie sich trennten, dass Schnee lag und man notwendig die Spuren männlicher Fußtritte aus Emmas Gemach entdecken musste.

In ihrer Verlegenheit fiel Emma auf die List, den Eginhard auf ihre Schultern zu nehmen, und so über den Hof weg zu tragen. Dies geschah, allein unglücklicher Weise musste Karl, der gerade an seiner gewöhnlichen Schlaflosigkeit litt, und deswegen vor seinem Gemach sich im Freien befand, sie bemerken. Er sei zwar Anfangs sehr erzürnt gewesen, habe aber des andern Tages die Liebenden vor sich gerufen, und sie nach kurzem Ängstigen, mit seiner Einwilligung in ihre Vermählung erfreut. In dem Städtchen Seligenstadt wird noch heute der Beiden Grab gezeigt. So lautet die Sage.


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Aber Karl hatte unter seinen vielen Töchtern keine mit dem Namen Emma, auch ist nichts bekannt, dass Eginhard, der im Jahre 839 starb, eine Tochter von ihm gehabt hat. Wohl aber war Bertha, Karls zweite Tochter von seiner Gemahlin Hildegard, mit seinem Kaplan Angilbert, einem jungen Mann von vielen Verdiensten und großer Gelehrsamkeit, heimlich vermählt, und es mag dieser zu der Ausschmückung jener Sage, da Eginhard bekannter geworden ist als Angilbert, Veranlassung gegeben haben.


Quelle:

  • Dr. Georg Ludwig Jerrer: Die Weltgeschichte für Kinder, Band 2, 5. Ausgabe, Nürnberg: Verlag von Friedrich Campe, 1833.

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Ein Kommentar:

  1. Gutes Info-Blatt

    Sehr gutes Info-Blatt,
    es enthält sehr gute Informationen und bietet ausreichend Hilfe.
    Danke

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