Die Schlacht an der Aisne im Jahr 978
Der französische König Lothar hatte einen Überfall auf Aachen unternommen. Aus Rache für diesen Überfall versammelte der deutsche König Otto II. ein Heer von 60.000 Mann und rüücktie mit diesem in die Nähe von Paris vor. Aber einen ernsten Angriff auf Paris gab unternahm er nicht, stattdessen trat er einige Tage später schon wieder den Rückzug an.
Lothar folgte dem Heer des deutschen Königs bis an die Aisne, wo es damit beschäftigt war, über den Fluss zu setzen. In der Nacht stieg der Pegel des Flusses durch Regengüsse enorm an, was die Überquerung noch erschwerte. Als ein Großteil des Heeres auf der anderen Flusseite war, griff Lothar die Nachhut des deutschen Heeres an.
Otto befand sich zu diesem Zeitpunkt schon am gegenüberliegenden Flussufer und konnte nur zuschauen, wie seine Nachhut zerstört und das gesamte Gepäck und Kriegsgerät gestohlen wurde. Als sie einen Nachen (kleines Boot) aufgetrieben hatten, sandte Otto den Grafen Gottfried der Ardennen zu Lothar mit dem Vorschlag, sich auf offenem Feld ohne Hinterhalt zu einer Schlacht zu treffen.
Als der Vorschlag überbracht wurde, befand sich der Graf von Anjou bei König Lothar und erwiderte auf den Vorschlag, dass es töricht wäre, so viele tapfere Männer zu opfern wegen des Streites zwier Könige. Daher sollten sich die beiden Könige alleine in einem Zweikampf gegenüberstehen. Und alle Männer würden den Sieger als ihren König anerkennen. Dadurch bestand also die Gefahr, dass der deutsche König Otto im Kampf getötet wurde. Graf Gottfried, der für Otto sprach, entgegnete deshalb mit Entrüstung:
„Wir Deutsche haben stets gehört, dass ihr Franzosen euren König verachtet, ohne dass wir es glauben wollten. Jetzt sind wir davon überzeugt, weil wir es aus eurem eigenen Munde hören. Sicher würde unser König im Kampfe mit dem euren den Sieg davontragen, doch niemmermehr werden wir die Hände in den Schoß legen, während unser König kämpft, nimmermehr werden wir uns irgendeiner Gefahr entziehen, während er sich derselben aussetzt!“
Aber auf eine Schlacht wollten sich die Franzosen nicht einlassen. So wurde kein Ergebnis erzielt und Otto setzte seinen Rückzug nach Lothringen und Deutschland ungehindert fort. [1, S. 415f]