Einführung
Nun kam ein fränkischer Herzog, Konrad I., zur Regierung. Deutschland war seit Arnulf ein Wahlreich, die Könige wurden also gewählt und nicht, wie davor, durch Abstammung zum König. Konrad wurde aber nicht, wie es hätte sein sollen, von allen deutschen Völkerschaften, sondern nur von den Franken, Sachsen und Thüringern gewählt; deswegen wollten ihn die anderen Deutschen auch nicht anerkennen und ihm gehorchen.
Konrad erweist sich als ehrlos
Er machte sich überdies eines schnöden Undanks schuldig, der euch nicht gefallen wird und wodurch er sich sehr schlimme Händel zuzog. Konrad verdankte nämlich die Königswürde dem Herzog Otto von Sachsen, der ihn dazu empfohlen hatte. Nach Otto´s Tod erwies sich Konrad als undankbar: Anstatt sich nun Otto´s Sohnes Heinrich väterlich anzunehmen und sich erkenntlich zu zeigen, versuchte er, ihm einen Teil seiner Länder zu entziehen. Darüber entstand ein blutiger Krieg, den die feindlichen Ungarn, die immer an der Grenze lauerten, recht gut zu ihrem Vorteil zu benutzen wussten.
Konrad stellt seine Ehre wieder her
Endlich nach sechs Jahren, da Konrad sich seinem Ende nahe fühlte, kam er zur Erkenntnis seines Unrechts und versuchte, es auf eine edle Art wieder gut zu machen: Er hatte einen Bruder namens Eberhard, der Herzog in Franken war. Er ließ ihn nach Limburg an der Lahn kommen, wo er krank lag und sprach zu ihm in Gegenwart mehrerer Fürsten und Herren:
„Lieber Bruder, ich fühle, dass ich sterben muss; lass dir also das Wohl des Vaterlandes empfohlen sein. Unser Haus ist zwar mächtig, wir können Heere in das Feld stellen; uns fehlen weder feste Plätze, noch Waffenvorrat, noch königlicher Glanz, wohl aber Glück und Geschicklichkeit. Beides besitzt Heinrich in vollem Maße. Nimm daher diese Kleinodien, den königlichen Schmuck, das Schwert, die Lanze und die Krone und bringe alles in meinem Namen dem tapferen Sachsenherzog; sage ihm, dass ich ihn euch zu meinem Nachfolger empfohlen habe und mache dir ihn so zum Freunde und Friedensgenossen.“
Schlusssatz
Wie gefällt euch dieser Zug? Ist es nicht etwas Seltenes und Großes, mit solcher Selbstverleugnung den höheren Wert seines Feindes anzuerkennen? Alle Anwesenden fühlten das und wurden von Konrads Worten bis zu Tränen gerührt. Sie versprachen seinen letzten Willen zu erfüllen. Eberhard nahm die Kleinodien und was ihm sonst noch übergeben worden war und brachte alles treulich, gleich nach dem Tod seines Bruders, dem erstaunten Heinrich in das Harzgebirge, wo sich derselbe aufhielt und damals mit Jagd und Vogelfang beschäftigt war, weswegen man ihn auch in der Folge Heinrich den Vogelsteller nannte.
Quelle: