Erfindungen des Mittelalters

Einführung

Während des Frühmittelalters wurden so gut wie keine neuen Erfindungen in Deutschland gemacht. Das Land war nach der Völkerwanderung neu geordnet worden, die Menschen lebten auf dem Land und mussten jeden Tag aufs Neue für ihr leibliches Wohl arbeiten. Jeden Tag Feldarbeit, Viehzucht usw. Und dann noch die Unterdrückungen der Herren, denen die Ländereien gehörten! Das Klima war kalt und feucht und die Nahrung reichte kaum für die ganze Bevölkerung. Für neue Ideen war da kaum Platz.

Ab dem Hochmittelalter setzten dann, gleichzeitig mit der Klimaerwärmung, neue Erfindungen ein. Allen voran die landwirtschaftlichen Errungenschaften, die die Erträge der Feldarbeit ergiebiger machten und somit mehr Menschen mit Nahrung versorgt werden konnten. Es war nun also wärmer, die Menschen waren gut genährt und hatten somit auch vermehrt Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern, als um das tägliche Überleben. Nach und nach wurde die Geistestätigkeit angeregt, auch durch die Minne, und viele neue Erfindungen brachten das Hochmittelalter und, vor allem, das Spätmittelalter mit sich.

Manche Erfindungen waren schon vor dem Mittelalter bekannt, oft bei den alten Chinesen, Griechen oder anderen Hochkulturen. Da die Menschen im deutschen Mittelalter davon jedoch meist nichts wussten, werten wir diese Dinge als unabhängige Erfindungen des Mittelalters.

Inhalt

Ab 900: Die Erfindung der Kogge

Auch Handelskogge oder Hansekogge.

Die Kogge als großes Handelsschiff verbindet Hochseetauglichkeit mit viel Laderaum und der Wattenmeertauglichkeit. Die Nordseeschiffe, die keinen Kiel und einen geringen Tiefgang (und somit Tauglichkeit für flache Wattenmeerbereiche) hatten, nannte man nach den ersten Quellen schon im 9. Jahrhundert „cog“. Diese friesische Schiffbautradition gelangte im 12. Jahrhundert in den Ostseeraum. Dort baute man schon seit Jahrhunderten Hochsee taugliche Schiffe nach skandinavischem Vorbild. Diese Schiffe brauchten aber enorm viel Holz zum Bau und waren somit schwer und hatten wenig Laderaum.

Als beide Bauweisen aufeinander trafen, benutzte man von jeder Bauweise die Vorteile und entwickelte somit die Hansekogge oder Handelskogge. Diese hatte mehr Laderaum als die skandinavischen Hochseeschiffe, war aber gleich groß und benötigte nicht so viel von dem im Nord- und Ostseeraum seltenen Holz. Außerdem hatte sie einen geringeren Tiefgang und konnte mehr Gebiete anfahren. Der Seehandel wurde dadurch extrem lukrativer. Mit einer Ladung konnte man nun mehr Waren transportieren und mehr Gewässer erreichen. Durch das mehr an Geld konnte auch ein so reiches und mächtiges Bündnis wie die Hanse entstehen.

Ab 1000: Erfindung des Pferdegeschirr mit Kummet

Das Kummet ist ein gepolstertes Geschirr für Zugtiere wie Ochsen oder Pferde. Das Kummet ist rundlich, aus Leder und daran sind Seile oder Lederriemen befestigt, mit denen man schwere Lasten ziehen kann. Das Kummet wird über den Kopf des Tieres gestülpt und ruht dann auf dessen Schultern und Hals.

Bevor das Kummet eingeführt wurde, mussten die Zugtiere z. B. den Pflug des Bauern mit Lederriemen ziehen, die das Fell und die Haut des Tieres an der Schulter und am Hals reizten und aufrieben, bis oft das Blut floss. Deshalb konnten die Tiere nicht täglich eingesetzt werden und die Arbeit ging langsamer voran.

Das Kummet machte also den Ertrag auf den Feldern größer und verkleinerte das Leid der Tiere.

Ab 1100: Die Erfindung der Dreifelderwirtschaft

Die Dreifelderwirtschaft wurde in Europa ab 1100 weit verbreitet. Davor war sie zwar auch schon seit der Antike bekannt, aber ihr großer Nutzengewinn hatte sich nur ganz vereinzelt rumgesprochen.

Mit der Dreifelderwirtschaft wird der Boden geschont, so dass man länger Feldfrüchte darauf anbauen kann. Der Acker eines Bauern wird in 3 gleich große Teile geteilt. Es wird immer ein Teil des Feldes frei gelassen, so dass es sich erholen und wieder Nährstoffe aufnehmen können.

Der Bauer kann Wintergetreide (Roggen und Emmer) und Sommergetreide (Hafer, Hirse und Gerste) säen. Das Wintergetreide wird vor dem Winter auf das erste Feld ausgesät, das Sommergetreide wird nach dem Winter auf das zweite Feld ausgesät. Das dritte Feld bleibt frei und darauf trieb der Bauer sein Vieh, was den Boden nochmals zusätzlich düngte. Im Sommer werden dann die Getreide geerntet.

Vor dem nächsten Winter wird wieder das Wintergetreide ausgesät. Diesmal aber auf das Feld, auf dem vorher das Sommergetreide gesät wurde. Das Sommergetreide wird auf dem Feld gesät, das vorher frei war. Und jetzt ist das Feld frei, das vorher das Wintergetreide getragen hat. Und so lief das über viele Jahre hinweg.

Der Bauer konnte so an einem Ort wohnen bleiben, weil er den Acker nicht wechseln musste. Bevor die Dreifelderwirtschaft nämlich eingeführt wurde, also vor 1100, existierte in Deutschland der so genannte Landwechsel. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Bauer sein Feld nur einige Jahre bebauen konnte, da die Nährstoffe dann aufgebraucht waren. Danach musste der Bauer auf neue Felder ausweichen, weshalb er auch keinen wirklich festen Wohnsitz hatte.

Wegen dem Landwechsel wurden auch viele Wälder durch Brandrodung zerstört, damit immer neue Flächen zum Feldanbau zur Verfügung standen. Mit der Dreifelderwirtschaft konnte immer das gleiche Feld, in drei Teilen, bebaut werden.

Ab 1100: Das Heliozentrische Weltbild

Früher dachte man, die Erde sei der Mittelpunkt der Welt und alle Sterne, die Sonne und der Mond kreisen um die Erde herum. Nach dem heliozentrischen Weltbild stand aber die Sonne im Mittelpunkt der Planeten und alles drehte sich um die Sonne herum. Wie wir heute wissen, ist das die richtige Anschauung.

Ab dem 11. Jahrhundert brachten Seefahrer aus entfernten Ländern das Wissen des heliozentrischen Weltbildes nach Europa. Es hat aber lange gedauert, auch wegen Unterdrückungen der Kirche, bis dieses Bild akzeptiert wurde. Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass nicht Kopernikus dieses Weltbild der westlichen Bevölkerung mitteilte. Er vertrat nur diese Auffassung und entwickelte sie durch seine Forschung weiter.

12. Jahrhundert: Erfindung von Windmühlen und Wassermühlen

Windmühlen werden durch den Wind angetrieben, so dass sich die Rotorblätter drehen. Dadurch dreht sich auch die Achse, an der die Rotorblätter angebracht sind und diese Achse treibt meist einen großen Mühlstein an, der auf einem weiteren, großen Mühlstein liegt. Dazwischen wird das Getreide durch die großen Kräfte zu Mehl verarbeitet. Vor den Windmühlen wurden die Mühlsteine durch Zugtiere angetrieben, die ständig im Kreis herum liefen.

Ab 1180 sind solche Windmühlen in europäischen Städten nachgewiesen. Ab dem 13. Jahrhundert wurden in Deutschland Windmühlen entwickelt, die sich in die Richtung des Windes drehten, so dass die Kraft des Windes optimal ausgenutzt werden konnte.

Durch die Erfindung der Windmühlen wurden Zugtiere entlastet und konnten anderweitig gebraucht werden und sie drehten den Mühlstein auch erheblich schneller, was die Mehlproduktion und somit die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung verbesserte.

Windmühlen standen meist in den Ebenen Norddeutschlands. Das gleiche Prinzip mit dem Mühlstein gab es aber auch in Süddeutschland, nur dass die Mühlen dann meistens durch Wasserkraft angetrieben wurden.

Die Mühlen standen unter dem Mühlenbann, das heißt, der Landesherr eines Gebietes, auf dem eine Mühle stand, hatte alle Vorrechte auf die Mühle und verlangte oft auch eine Bezahlung, damit die Bauern ihr Getreide mahlen durften. Die Bevölkerung durfte nur diese eine Mühle zum Mahlen des Getreides verwendeten. Andere Mühlen ohne das Wissen des Landesherren zu erbauen war unter Strafe verboten.

12. Jahrhundert: Erfindung des Trittwebstuhls

Mit dem Webstuhl lässt sich Gewebe (Textilien) herstellen, aus dem wiederum der Schneider Kleidung schneidert. Der Webstuhl ist eines der ältesten Geräte überhaupt und wurde schon vor der Antike verwendet. Im Mittelalter kam jedoch die Weiterentwicklung dazu, dass man von nun an den Trittwebstuhl mit dem Fuß antreiben konnte und somit der Faden leichter und schneller eingezogen werden konnte. Somit benötigte man nur noch eine Person zur Herstellung von Textilien. Das machte die Produktion schneller, man konnte also mehr verkaufen und mehr Geld einnehmen.

Die Textilproduktion im Mittelalter war in Deutschland vor allem in den Mittelgebirgen verbreitet. Hier waren die Bedingungen für den Flachsanbau und das Schafe züchten günstiger. Also verbreitete sich hier die Produktion von Textilien aus Leinen und Wolle am meisten.

Um 1200: Die Erfindung der Schubkarre

Wahrscheinlich wurde die Schubkarre schon im antiken Griechenland und China verwendet. Da die Menschen des Mittelalters aber keine Kenntnis davon hatten, kann sie als eine unabhängige Erfindung angesehen werden. In welchem europäischen Land die Schubkarre zum ersten Mal Verwendung fand, ist unbekannt. Bis zum 13. Jahrhundert etablierte sich die Schubkarre im Baugewerbe und in der Landwirtschaft, sie dürfte jedoch nicht durchgehend und überall benutzt worden sein. Also wird der Nutzen der Schubkarre auf mittelmäßig geschätzt. Immerhin konnten damit schwerere Lasten von nur einer Person an einen anderen Ort transportiert werden, was die Zeiten zwischen einzelnen Produktionsschritten verkürzte und den Menschen nicht so sehr ermüdete, wie das bloße Schleppen per Hand.

13. Jahrhundert: Die Erfindung des Spinnrad

Das Spinnrad ist ein technisches Hilfsmittel zur Herstellung von Faden. Mit dem Spinnrad kann man hauchdünne Fasern zu einem Faden zusammen drehen. Die Fäden, die mit dem Spinnrad hergestellt wurden, waren oft von schlechterer Qualität als die von Hand hergestellten Fäden. Dennoch verbreitete sich das Spinnrad ab 1200 im europäischen Raum, weil damit einfach viel mehr Faden in kürzerer Zeit erzeugt werden konnte.

Davor war das Spinnrad schon im Orient bekannt. Es ist also keine Neuerfindung, sondern eine Neueinführung in Europa.

13. Jahrhundert: Kleine Leuchttürme

Durch die Lichtsignale der Leuchttürme werden Schiffen der Weg und gewiesen und so die Navigation und das Umfahren gefährlicher Stellen im Gewässer ermöglicht. Damals wurden an der Nord- und Ostseeküste systematisch erhöhte Kerzen-Laternen aufgestellt. Diese kann man als die ersten Leuchttürme in Deutschland ansehen. In anderen Ländern gab es schon in der Antike Leuchttürme.

13. Jahrhundert: Drehbares, hinteres Steuerruder

Das Steuerruder auf hoher See kam im Hochmittelalter erstmals in Norddeutschland durch die Hanse auf. Auf den Hansekoggen (große Handelsschiffe) konnte das Ruder nur mithilfe des Steuerrades bewegt werden. Die Schiffe der Antike hatten die Ruder meist seitlich. Nur die kleineren Flussschiffe der Römer und Ägypter verfügten schon über ein zentrales Steuerruder am Heck (hinten).

1269: Die Erfindung des Kompasses

Auf dem Meer sieht man nur Wasser, Himmel und Horizont. Es fehlen Bezugspunkte zur Orientierung. Deshalb mussten die Seefahrer etwas zur Orientierung erfinden, um nicht in eine völlig falsche Richtung zu fahren.

Vor der Erfindung des Kompasses orientierten sich die Seefahrer an allen möglichen Dingen, die die Richtung weisen oder zumindest nur in einer bestimmten Region vorkommen. Am häufigsten wurden die Sterne zur Orientierung benutzt; aber auch an der Wassertiefe, der Wasserfarbe oder charakteristischen Tieren konnten sie ablesen, wo sie sich gerade befanden. Dies alles aber war mühselig oder ungenau.

Die erste Erwähnung eines Kompasses wird in Verbindung mit einem Italiener, Flavio Gioia, gemacht. Dieser beschrieb die Verwendung des „trockenen Kompasses“, das heißt eine Metallnadel auf einem Stift.

Diese Erfindung wird am Ende des 13. Jahrhunderts weiter ausgebaut, indem die Seefahrer des Mittelmeers unter den Stift, der die Nadel hält, die Himmelsrichtungen einzeichnen, die so genannte Windrose. Somit konnte man leichter nicht nur die nördliche Himmelsrichtung ablesen, sondern auch alle anderen auf einen Blick sehen.

Diese Nadel auf Stift mit Windrose wurde um 1400 zum ersten Mal in ein festes Gehäuse eingebaut, damit sie auf dem Schiff einen festen Platz einnehmen konnte.

Vor dem trockenen Kompass benutzten schon die Chinesen eine Magnetnadel, die in Wasser schwamm. Doch durch das Schwimmen wurde die Nadel instabil und zeigte deshalb die Himmelsrichtung nicht ganz genau an. Der trockene Kompass war also eine Weiterentwicklung.

Um 1300: Die Erfindung der Räderuhr

Der Name der Räderuhr geht auf die Zahnräder zurück, die das Uhrwerk mechanisch antreiben und so die Zeit anzeigen. Diese Räderuhren waren sehr aufwändig herzustellen und wurden daher fast ausschließlich als öffentliche Uhren an Kirchen oder Rathäusern angebracht. Damit sich die Zahnräder bewegten, mussten die Uhren mechanisch angetrieben werden, da es im Mittelalter noch keine Elektrizität gab. Davor gab es nur so genannte Elementaruhren, die z. B. mithilfe der Sonne oder dem Wasser die Zeit anzeigen konnten.

Um 1300: Erfindung des Lumpenpapiers

Schon vor dem Pulver machte ebenfalls ein Deutscher die weit glücklichere Erfindung des Lumpenpapiers. Vorher schrieb man auf Pergament oder auf teures Baumwollpapier, das über Italien aus Asien und Ägypten kam. Um das Jahr 1300 geriet ein erfinderischer Kopf – sein Name ist unbekannt – auf den Gedanken, klein zerschnittene, leinene oder baumwollene Lappen zu einem Brei zu zerstampfen und Papier daraus zu fertigen. Der Versuch gelang auf das Glücklichste und schon zu Ende des 14. Jahrhunderts waren im betriebsamen Nürnberg Papiermühlen im Gange.

Um 1300: Erfindung der Brille

Die älteste Darstellung einer Brille auf einem Gemälde stammt von 1352. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Brille schon vorher benutzt wurde. Ein arabischer Wissenschaftler aus dem 11. Jahrhundert erkannte die vergrößernde Wirkung von Glaskristallen, wenn man sie über Gegenstände hielt. Er nutzte diese Erkenntnis jedoch nicht weiter. Aber das Buch, in dem er davon erzählte, gelang 1240 in europäische Klöster und wurde dort ins Lateinische übersetzt. Dazu kam die häufige Kurzsichtigkeit der schreibenden Mönche, die dieses Buch lasen, und irgendwann zwischen 1240 und 1352 müssen dann die ersten Versuche und die spätere Brille entstanden sein.

Ca. 1315: Die Entdeckung der treibenden Wirkung des Schwarzpulvers

Die Legende besagt Folgendes: Gegen das Jahr 1315, wurde von Berthold Schwarz, einem Franziskaner-Mönch in Freiburg im Breisgau eine höchst wichtige Erfindung gemacht; und zwar entdeckte er nicht das Schwarzpulver selbst, aber die treibende Kraft des Schwarzpulvers. Dieser Mönch war ein Scheidekünstler. Einmal zerstieß er Kohlen, Schwefel und Salpeter in einem Mörser und deckte ihn mit einem Stein zu. Da fiel von irgendwo ein Feuerfunke hinein. Darauf entzündete sich die Masse mit einem Knall und der Stein wurde mit schrecklicher Gewalt an die Stubendecke geschleudert.

Der Mönch erschrak darüber, wiederholte seine Versuche und machte sie bekannt. Sie erregten große Aufmerksamkeit, weil man bald einsah, dass die Gewalt des Pulvers zu manchen Dingen, besonders auch im Krieg, gut zu benutzen sein würde. Man konnte z. B. damit untergrabene Mauern, Türme oder Brücken sprengen; und wenn man große Mörser schmiedete, sie mit Pulver und Steinen füllte und gegen Tore richtete, so war es leicht, diese damit einzuschmettern.

Das geschah wirklich und so entstanden die so genannten Steinbüchsen, Bombarden oder Donnerbüchsen, in denen Steine von 50, 70 bis hin zu 100 Pfund geladen wurden. Diese großen, schweren Maschinen waren aber kaum zu bewegen und von der Stelle zu bringen; sie konnten daher nicht sonderlich benutzt werden. Viel bessere Dienste leisteten die kleinen, gegossenen Kanonen, die in der Folge von den Franzosen gebraucht wurden. Sie schossen eiserne Kugeln von 10, 20 oder 30 Pfund ab, die weit zerstörender wirkten, als die Steine aus den Donnerbüchsen.

Die Flinten wurden erst nach den Kanonen erfunden. Lange nach der Erfindung des Schießpulvers zog man noch mit Schwert, Lanze und Schild, mit Bogen und Pfeilen zu Felde. Die ersten Flinten hatten keine Schlösser, sie wurden aus freier Hand mit Lunten los gebrannt; in der Folge schraubte man die Lunten in Hähne, die sie gerade nach der Zündpfanne leiteten. Die Nürnberger gingen einen Schritt weiter, sie brachten Räder und Flintensteine dabei an und schließlich erfanden die Franzosen das noch jetzt übliche Flintenschloss.

Ritterburgen und Ritter konnten dem Schwarzpulver nicht mehr standhalten

Die große Veränderung, die die Erfindung des Schießpulvers in der ganzen Kriegskunst hervor brachte, könnt ihr euch leicht denken. Alle älteren Kriegsmaschinen wurden abgeschafft; für das neue Geschütz war keine alte Festung mehr standhaft genug, sie mussten alle anders gebaut und eingerichtet werden. Mut und Tapferkeit trugen seitdem viel weniger als vorher zur Entscheidung der Schlachten bei; von nun an wurde aber auch viel weniger Blut vergossen, als damals, als Mann gegen Mann stand.

Ca. 1320: Erfindung von Pulvergeschützen (Bombarden) in Europa

Pulvergeschütze waren in Deutschland Kanonen mit einem kurzen Lauf und einem sehr großen Kaliber (Innenumfang des Rohres). Man konnte damit große Gegenstände abfeuern, indem man sie einfach in das Rohr legte und die mit Schwarzpulver gefüllte, dahinter liegende Kammer entzündet. Die dahinter liegende Kammer war natürlich aus extrem dicken Wänden, damit sie bei der Explosion nicht zerrissen wurde und die Energie in das vordere Rohr umgeleitet werden konnte.

Ca. 1370: Die Erfindung der Steinbüchse

Eine riesige Kanone, die große Gesteinsbrocken abschießen konnte. Funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Pulvergeschütze.

1390: Die Erfindung der Papiermühle

Im Jahr 1390 findet sich die erste Papiermühle in Nürnberg, die aus Leinenlumpen Papier fertigte. Dieses Papier war billiger als das bis dahin verwendete Pergament aus Tierhäuten.

14. Jahrhundert: Die Erfindung der Formschneidekunst

Die Formschneidekunst wurde ebenfalls im 14. Jahrhundert, wahrscheinlich von einem Mönch, erdacht und von anderen weiter ausgebildet. Zuerst benutzte man sie zum Druck der Spielkarten, die in der Mitte des 13. Jahrhunderts erfunden worden waren. In der Folge versuchte man auch Schrift in Holz zu schneiden und Bücher damit zu drucken; auf die eigentliche Buchdruckerkunst mit gegossenen, beweglichen Lettern, verfiel aber erst hundert Jahre später ein anderer Deutschen, Johann von Gutenberg.

Ca. 1400: Erfindung der Karavelle

Europa. Die Karavelle war ein Segelboot, mit dem man die Kraft des Windes besser ausnutzen konnte und somit schneller vorankam. Dabei konnte man auch mit dem Wind voran segeln, der etwas von der Seite kam und die Kraft so umlenken, um in die gewünschte Richtung zu fahren.

Ca. 1410: Erfindung der Ölmalerei

Die Ölmalerei soll ungefähr 30 Jahre vor der Buchdruckerkunst von Johann van Eyk, einem Niederländer, erfunden worden sein; man will aber auch schon böhmische Ölgemälde aus dem 14. Jahrhundert gesehen haben.

1410: Erfindung des Drahtziehens

Unter den Erfindern aus dem Mittelalter taten sich besonders auch die Nürnberger rühmlich hervor. Schon in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts hatte Rudolph, ein Bürger von Nürnberg, das Drahtziehen erfunden. Durch das Drahtziehen konnte man aus Eisen dünne „Fäden“ herausziehen und diese weiterverarbeiten. Das Kettenhemd war die wichtigste Schutzausrüstung von Kriegern und konnte aus Eisendraht hergestellt werden. Zum Drahtziehen wurden oft Wasserkraftwerke gebaut, die die Kraft hatten, die Ziehmaschinen anzutreiben.

1430: Erfindung der Kupferstecherkunst

Der Kupferstich wurde um 1430 im oberdeutschen Raum erstmalig angewendet. Der erste namhafte Kupferstecher ist ein Deutscher, Martin Schön, Goldschmidt und Maler aus Kulmbach, von dem noch viele Blätter vorhanden sind. Er starb im Jahre 1486. Als Kupferstich wird ein Bild bezeichnet, das mit einer bearbeiteten Kupferblatte auf Papier gedruckt wurde. In die Kupferplatte wurde mit einem harten Gegenstand das Bild „gegraben“ (gemalt). Dort wo die Linien waren, sammelte sich dann die Farbe, wenn man sie darüber goss. Wenn man nun die Kupferplatte so auf ein Blatt Papier drückte, entstanden durch die Farbe in den Linien Kupferstiche (Gemälde)

Aber Bücher konnten damit nicht gedruckt werden, da die Buchstaben aus den beweglichen Lettern heraus kamen. Beim Kupferstich jedoch sich die Farbe in der Vertiefung sammelt. Die ersten Werke, die als Kupferstich erstellt wurden, waren Wallfahrtsdevotionalien.

Ca. 1450: Die Erfindung der Druckerschwärze

In Mainz wurde auch bald darauf die bessere Druckerschwärze, aus Kienruß und Leinöl, erfunden. Die genaue Zusammensetzung ist leider nicht bekannt. Man vermutet aber, dass die Druckerschwärze aus vielen ersuchen entstand und im Laufe der Zeit immer besser wurde. Sie brauchte auf jeden Fall die Eigenschaften, dass sie gut haftet, tiefschwarz ist und etwas glänzt.

Ca. 1482: Die Erfindung des Fallschirms

Der Fallschirm wurde zwar nicht in Deutschland erfunden, aber es ist sensationell, dass schon im Jahr 1482 Leonardo da Vinci einen pyramidenförmigen Fallschirm zeichnete, an dem sich tatsächlich Menschen aus großen Höhen stürzen konnten, ohne Schaden zu nehmen. Der erste nachgewiesene Fallschirmsprung geschah aber erst 1597 als ein kroatischer Gelehrter von einem 87 Meter hohen Glockenturm sprang und vor der erstaunten Menschenmenge ohne Verletzungen landete.

1492: Globus der Erde

Die Erfindung des Globus zur Darstellung der Erde geht auf deutschen Boden zurück. Der erste, kleine Bronzeglobus, der Mainzer Himmelsglobus, geht auf das 2. Jahrhundert zurück. Der älteste erhaltene Erdglobus ist auf das Jahr 1492 datiert. Er wurde von Martin Behaim in Nürnberg geschaffen. Im Jahr 1507, also 15 Jahre nach der „Entdeckung Amerikas“, schuf Martin Waldseemüller den ersten Globus, der auch Amerika zeigte.

Ca. 1500: Die Erfindung von Sprenggeschossen

Sprenggeschosse sind explodierende Geschosse, vergleichbar der heutigen Handgranate. Die Wirkung der Sprenggeschosse wird durch die umher fliegenden Splitter erzeugt, die Mensch und Tier verletzen und töten können.

Ca. 1450: Feste Postlinie in Deutschland von Thurn und Taxis

Bevor das Postwesen eingeführt wurde, gab es nur Boten, die wichtige Schreiben überbrachten. Diese konnten nur von reichen Herren losgeschickt werden. Wer sich einen Boten nicht leisten konnte, oder Geld sparen wollte, der gab einfach einem Bekannten, der zufällig in die gleiche Stadt reiste, in der das Schreiben abgeliefert werden sollte, die Schriftrolle mit. Oder aber man übergab die Schriftrolle Handelszügen, die in die entsprechende Stadt reisten.

Ein großer Nachteil eines Boten, der Bekannten und der Handelszüge war, dass sie zu lange für den Weg brauchte. Einerseits hat ein Mensch natürlich Schlaf und Nahrung nötig, die er auf dem Weg einnahm. Andererseits gab es auch viele Boten, die kleine Umwege machten, oder mal ein Mittagsschläfchen in der Sonne hielten, wenn gerade eine Wiese am Wegesrand dazu einlud.

Um diese Verzögerungen zu umgehen, kam man im 15. Jahrhundert auf die Idee, das Schreiben über mehrere Stationen laufen zu lassen. Das heißt, dass ein Bote für einige Stunden ritt und das Schreiben in eine Stadt transportierte, wo schon der nächste Bote wartete. Während der erste Bote sich nun ausruhen konnte, zog der zweite Bote los und übergab das Schreiben einem dritten, der noch frisch war usw. Am Ende lief das Schreiben flüssig vom Absender zum Empfänger ohne große Verzögerungen, was erhebliche Handelsvorteile bescherte.

Die Kaufleute waren zufrieden mit der schnelleren Arbeit. Der Auftraggeber der Boten konzentrierte sich auf dieses Geschäft und das Postwesen entstand. Als dann der Graf von Thurn und Taxis das Privileg eines Reichskurierdienstes von Kaiser Rudolph II. erhielt, war klar, wer als der Begründer des Postwesens anzusehen war. Obwohl er dies aber nicht erfand.

1506: Die Erfindung der Taschenuhr

Andere Nürnberger Arbeiter erdachten eine Menge nützlicher Sachen zum Spiel und zur Bequemlichkeit. Selbst die Taschenuhren sind eine ihrer Erfindungen; man nannte sie anfangs Nürnberger-Eier. Die Taschenuhren wurden erst möglich, nachdem im 15. Jahrhundert der Federantrieb erfunden war. Peter Henlein aus Nürnberg baute 1504 diesen Federantrieb als einer der ersten in eine tragbare Taschenuhr ein. Die Taschenuhr konnte dann aufgezogen werden. Davor konnte man Uhren nur mit Gewichten antreiben. Er gilt somit als Erfinder der Taschenuhr.

6 Kommentare:

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  3. Super Artikel

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    MfG
    David Albicker

  4. Verstellbares Kummet

    Im Jahre 1879 erfand mein Urgroßvater das verstellbare Kummet.
    Die Patent-Stell-Kummet-Fabrik in Stralsund entstand.
    1882 übernahm die preußische Regierung das Martens’sche Patent.
    Hier etwas zu den Erfindungen des 19.Jahrhunderts.
    Mit freundlichen Grüßen
    Heiner Martens

    • Toll, einen solchen Menschen in seiner eigenen Verwandtschaft zu haben und sogar davon zu wissen!

    • Achim Häßler

      Hallo Herr Martens,
      ich bin schon jahrelang au der Suche nach Informationen zum Thema Stellkumt.
      Auch die Firma Martens in Stralsund, die viel beachtete und für gut befundene herstellte ( um 1882) und schließlich patentieren ließ, ist mir bekannt.
      In Bezug auf den Einsatz beim Militär hätte ich noch viele Fragen. Insbesondere hinsichtlich der zahlreichen Modelle, die Vorgeschichte (Kumt 64??) und die Weiterentwicklungen (Stellkumt n. A. bzw. neues Modell) im Haus Martens.
      So ist mir z.B. die Vorgeschichte des im Heer damals standardmäßig eingesetzten Stellkumt (alter Art – oder altes Modell – also das Modell mit dem Stahlprofilpanzer) nicht bekannt. auch wäre es interessant zu wissen, wie die Produktion in Deutschland organisiert wurde.
      In meiner bescheidenen Sammlung finden sich verschiedene Modelle, von verschiedenen Herstellern. Diese müssten demnach eine staatliche Lizenz zum Nachbau erhalten haben …
      Also, wenn Sie mir zusätzliche Informationen zukommen lassen könnten, ich hätte daran starkes Interesse.
      Mit herzlichen Grüßen aus Thüringen

      Achim Häßler
      E-Mail: Achim.Haessler@gmx.de

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