Die ersten Wanderungen
Die Bayern waren ursprünglich zum großen Teil aus den kriegerischen germanischen Stämmen der Markomannen und Quaden hervorgegangen. Um das Jahr 490 verließen diese Böhmen und Mähren als die Donaufestungen von den Römern endgültig aufgegeben wurden. Dafür zogen sie in die ehemals römischen Gebiete Noricum und Vindilicien.
An ihre Stelle nach Böhmen zogen Stämme aus Tschechien und weiter südlich die Drau und Mur hinauf Stämme aus Slowenien, um das aufgegebene Land zu besetzen. Zwischen diese beiden slawischen Völker schoben sich dann später die räuberischen Awaren an der Donau entlang. Die „Bayern“ überließen diesen das Land bis an die leichter zu verteidigende Enns.
Das frühe Siedlungsgebiet der bayrischen Vorfahren.
Die Bayern und ihre Nachbarvölker
Die Bayern bewegten sich daraufhin westwärts bis an den Lech, wo die Alemannen, die ebenfalls das verlassene römische Kulturland besiedeln wollten, den Rhein in Richtung Süden entlang wanderten. Die meisten Bayern zogen an der Inn hinauf zunächst bis zu den Voralpen, später bis in das heutige Tirol hinein. Dort überschritten sie auch die alte Brennerstraße und erreichten schließlich südlich von Bozen und Meran ihr Siedlungsgebiet, wo noch heute die Sprachgrenze (Mundart) zu Österreich verläuft.
Das Verhältnis zwischen den Bayern und den Langobarden gestaltete sich im Allgemeinen friedlich. Eine bayrische Königstochter brachte das Christentum zu den Langobarden und noch zu Zeiten des Tassilo (bis ins 8. Jahrhundert) verschwägerten sich die Königsfamilien der beiden Völker, die darüber hinaus durch die Furcht vor den Franken noch weiter zusammengeschweißt wurden.
Als der Langobarde Desiderius im Jahr 774 von den Bayern unterstützt wurde, bekamen sie als Gegenleistung die heutige Oberpfalz nordwärts an der Donau – als Anteil von dem 531 zerfallenen Reich der Thüringer, das sie aber später den vordringenden slawischen Völkern wieder überließen. Die Bayern selbst strebten mehr in Richtung Italien und den durch die Römer besser erschlossenen Alpentälern, wo sie sich mit den dorthin zurückweichenden romanisierten Kelten (Ladinen) zwangsläufig vertrugen.
Christentum in Bayern
Die Ansiedlung in den Alpentälern wurde den Bayern erheblich erleichtert durch ihren frühen und treuen Anschluss an die Kirche, die durch Bonifatius eine einheitliche Organisation erhielt und dadurch noch einflussreicher wurde. Nördlich der Alpen wurden in der Folge vier Bistümer errichtet: Regensburg, Freising, Passau und Salzburg, das schließlich das leitende Erzbistum wurde. Regensburg war hingegen Wohnsitz der Herzöge. Ein fünftes Bistum wurde später an der Eisak in Seben (Brixen) südlich der Alpen angelegt.
Zahlreiche Klöster entstanden auf den Höhen an den Wasserscheiden (Benedictus montes amabat) – wie bspw. Scharnitz, wo der Weg von der Isarquelle ins Inntal führt sowie Innichen, wo man von Tirol aus ins Pustertal gelangt; aber ebenso entstanden sie unten im Tal, zum Teil an stillen Seen, wie dem Schliersee, Tegernsee oder Herrenchiemsee genau so wie an belebten Wasserläufen, wie Alteich an der Donau. Diese Klöster arbeiteten mit den Bistümern zusammen und wurden Ausgangspunkt der guten Sitten. So konzentrierte sich Kremsmünster im äußersten Osten des bayrischen Gebiets auf die von den Awaren gefährdeten Grenzgebiete. Diese Aufgabe nahm bald auch die ganze bayrische Kirche in Angriff und verbreitete die christliche Kultur so wei wie möglich nach Osten.
Unterwerfung durch die Franken
Das bayrische Geschlecht der Agilolfinger herrschte über ein großes und in sich geschlossenes Volk, das zusätzliche Bedeutung gewann durch die Beherrschung der Alpenpässe. Aber genau so groß war auch das Interesse der Franken, die Bayern zu unterwerfen, nachdem sie schon die Langobarden unterworfen hatten. Eine gewisse Abhängigkeit der Bayern von den Franken bestand schon damals (8. Jahrhundert). Aber trotzdem versagten sie den Franken den Gehorsam, was im Jahre 788 zur vollständigen Beseitigung Tassilos III. (bayrischer Stammesherzog) und seines Hauses. Tassilo selbst wurde zum Tode verurteilt und dann zur Haftunterbringung in das Kloster Lorsch bei Worms gebracht. Ab diesem Zeitpunkt regierten die Franken über die Bayern. Karl der Große errichtete zum Schutz und zur Trennung von den östlichen Völkern eine böhmische, eine Ost- und eine windische Mark.
QuelleRothert, Eduard: Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten. 2. Auflage. Nr. 1: Bayern bis zur Unterwerfung durch Karl. d. Großen. Druck und Verlag von A. Bagel. Düsseldorf, 1916.