Einführung
Schon vor der Entstehung der Ritterorden gab es Turniere oder Kampfspiele, in denen zwei oder mehr Ritter mit eingelegter Lanze aufeinander lossprangen und sich aus dem Sattel zu heben versuchten oder sich mit dem Schwert hieben. Schon Theodorich, der König der Ostgoten, soll sie in Italien, statt der abscheulichen Gladiatorengefechte, eingeführt haben; und wenn dies wahr ist, so verdient er dafür alles Lob, denn wirklich ist das Lanzenbrechen ein weit edleres Spiel, als die blutigen Kämpfe der Gladiatoren; edler auch, als das Ringen und die Faustkämpfe der Griechen bei den olympischen Spielen.
Es finden sich Spuren bei den Geschichtsschreibern, dass bereits die Söhne Ludwigs des Frommen geordnete Waffenspiele hielten und Heinrich der Vogelsteller führte ebenfalls ritterliche Waffenübungen bei den Deutschen ein, die man als erste Spuren der Turniere in Deutschland ansehen kann. Von dort an wurden sie immer beliebter; aber im elften Jahrhundert kamen sie erst durch die Ritterzünfte richtig in Gang.
Das Turnier
Sie wurden normalerweise zur Feier eines festlichen Tages, z. B. bei einer Krönung, bei der Vermählung einer Prinzessin oder bei der Aufnahme eines jungen Ritters veranstaltet und der dazu festgesetzte Tag lange vorher bekannt gemacht. Von allen Seiten strömten dann prächtig vom Kopfe bis zu den Füßen geharnischte Ritter zahlreich herbei. Nur solche aber, die von gutem Adel waren und es beweisen konnten, wurden als Kämpfer zugelassen. Ihre Pferde waren geharnischt, wie die Reiter, so dass es schwerer war, sie zu verwunden. Der Platz, auf dem die Turniere gehalten wurden, war mit Schranken umgeben.
Die Damen standen als Zuschauerinnen auf einem Balkon oder auf hohen Gerüsten. Ihre Aufgabe war es, vor dem Anfang der Spiele die ausgehängten Waffen der Ritter zu untersuchen und am Ende die Preise zu verteilen. Von allen musste ihnen mit großer Höflichkeit und Achtung begegnet werden. Wer eine Dame lästerte, auf den schlugen die übrigen Ritter los, bis die Frauen selbst um Gnade für ihn baten. Bisweilen ließ man auch solche Lästerer schimpflich auf dem Schrankengebälke reiten.
Die teilnehmenden Ritter
Die Ritter, die miteinander kämpfen sollten, wurden durch das Los oder auch nach ihrem Rang gepaart. Die Trompeten gaben das Zeichen zum Anfang des Spiels. In pompösem Aufzug kamen sie, unter kriegerischer Musik, in die Schranken geritten. Ein Herold rief diejenigen, die zuerst gegeneinander kämpfen sollten, namentlich auf. Manchmal erschienen auch unbekannte Ritter mit geschlossenem Visier, die sich nicht zu erkennen geben wollten, aber doch den Kampfrichtern ihren Stand anvertraut haben mussten.Diese wurden nach den Bildern auf ihrem Schild aufgefordert, z. B. der Löwenritter, der Drachenritter. Aus den Bildern auf den Schilden sind in der Folge die Wappen der Fürsten und Edelleute entstanden.
Das Lanzenstechen
Den Anfang des Kampfspieles machte das Lanzenstechen. Mit eingelegten, starken Lanzen, die immer eine gute stählerne Spitze hatten, und kräftigem Arm, versuchten sich die Ritter gegenseitig vom Pferd zu stoßen. Bisweilen gelang dies einem von ihnen; öfters aber, wenn beide fest im Sattel saßen, zersplitterten die Langen an den stählernen Brustharnischen. Manchmal wurden auch beide Kämpfer gleichzeitig aus dem Sattel auf die Erde geworfen oder stürzten rücklings, samt ihren bäumenden Rossen, die sich fest am Zügel hielten, zu Boden.
Hatten sie in solchen Fällen nicht den Hals oder ein Bein oder das Rückgrat gebrochen, so griffen sie zu dem Schwert und hieben aus Leibeskräften aufeinander los. Die gute Rüstung widerstand den Streichen und es wurde selten einer gefährlich verwundet.
Ging die Hartnäckigkeit so weit, dass sie auf ein gegebenes Zeichen nicht voneinander ablassen wollten, so eilten die Grieswärtel (Ruhestifter) herbei und rissen sie auseinander. Drängte sich aber das neugierige und zu sehr teilnehmende Volk in die Schranken, so kamen die Prügelknechte heran gerannt und prügelten es wieder beiseite.
Nach dem ersten Paar wurde das zweite aufgerufen; oft schlug man sich auch scharenweise, wie bei einem Handgemenge im Krieg. Nach den Rittern versuchten die Knappen ihre Geschicklichkeit gegeneinander, und dies nannte man ein Gesellenstechen.
Nach dem Turnier
Den Beschluss der Feierlichkeit machte die Verteilung des Dankes, das heißt des Preises, an denjenigen, der in allen Arten des Kampfes den Sieg davon getragen hatte. Dieser Dank wurde ihm von einer der schönsten oder vornehmsten Damen überreicht. Er bestand in einer goldenen Kette oder einem Schwert oder in einem prächtigen Wehrgehänge oder einer Leibbinde usw. Der Ritter empfing ihn auf den Knien und küsste dafür züchtig die Dame auf ihren Rosenmund.
Nach dem Turnier setzte man sich zur Tafel. Vorher aber wurden die Sieger von den Frauen und Jungfrauen entwaffnet und mit prächtigen Feierkleidern bekleidet. Bei Tische saßen die Ritter zwischen den lieblichsten unter ihnen und unterhielten sie mit freundlichen Gesprächen.
Verletzungen und Todesfälle durch Turniere
Die Turniere waren ein schönes und edles, aber zugleich gefährliches Spiel, das oft für manchen Ritter einen traurigen Ausgang nahm. Dem einen wurden dabei ein paar Rippen gebrochen, dem anderen ein Auge ausgestoßen, der dritte wurde von seinem stürzenden Pferd zerdrückt. Ein Markgraf, Johann von Brandenburg, blieb tot auf dem Platz liegen.
Dem Pfalzgrafen Friedrich II. wurde das Rückgrat zerschmettert; der König Heinrich II. von Frankreich hatte das Unglück, auf einem Turnier von dem Grafen Montgommery in das Auge gestochen zu werden und starb an der Wunde. Bisweilen brach auch auf den Turnieren alter Groll in offenbare Feindseligkeiten aus und dann halfen keine Grieswärtel und keine Prügelknechte mehr. Die Ritter stachen, hieben und schlugen aufeinander ein, bis der Kampfplatz voll Toter lag. Man hat Beispiele, dass über vierzig auf dem Platz liegen blieben.
Sehr interessanter Beitrag
Guter Text hat mir sehr weitergeholfen bei meinem referat
ich fand es ganz gut !
Ist das Lanzenstechen eine andere Bezeichnung für das Tjost ?
Mich würden die Quellen, beispielsweise zu den Todesfällen, interessieren? Währe schön wenn man diese noch beifügen könnte? ^^
Ich finde Ritterturniere im Mittelalter waren einfach nur sehr brutal und gefährlich.
ja waren sie auch
Du bist ein Bot!