Die Inquisition

Hört man etwas über das Mittelalter, hört man meist auch von Hexen und deren Verfolgung. Dabei taucht auch immer wieder das Wort Inquisition auf. Doch was hat es damit auf sich? Was war die Inquisition?

Hexenverbrennung auf dem Scheiterhaufen
Auf dem Bild werden Hexen auf einem typischen Scheiterhaufen verbrannt.
„Hexenverbrennung“ aus Bildersaal deutscher Geschichte : zwei Jahrtausende deutschen Lebens in Bild und Wort. – Stuttgart [u.a.], 1890. – Bd. 1

Begriffserklärung

Das Wort „Inquisition“ stammt von dem lateinischen Wort „inquirere“ ab, was so viel bedeutet wie „suchen“ bzw. „untersuchen“. Gemeint ist damit eine Art Gerichtsverfahren bzw. eine gerichtliche Untersuchung gegenüber Ketzern. Es gibt ein Inquisitionsverfahren, das die Untersuchung des Falls darstellt. Geführt wird dieses Verfahren bzw. diese Untersuchung von einem Geistlichen – dem so genannten Inquisitor.

Sinn und Zweck der Inquisition

Die Inquisition ist in erster Linie ein Werkzeug der römisch-katholischen Kirche gewesen. Ursprüngliche diente es nur der Suche, Bekehrung und Verurteilung von Ketzern. Die Inquisition sollte die ganze Sache vereinfachen. Doch durch die Mitwirkung von weltlicher Seite aus, wurde der eigentliche Zweck dieser Methode entfremdet und man nutzte sie vorzugsweise auch gegen Blasphemie, Zauberei und Hexerei. Anders als das Vorgehen gegen Ketzer, konnte man die Aktionen weltlicher Natur nicht mit biblischen und anderen christlichen und kirchlichen Texten rechtfertigen. Während man gegen Hexen und Zauberer in extrem harter Form vorging und meistens die Todesstrafe verhängte, ging es der Kirche viel mehr um die Reinheit des Glaubens. Ketzer sollten Reue spüren, Buße tun und wieder auf den rechten Pfad gelangen.

Geschichtlicher Verlauf

Bereits um 1000 herum ging man gegen Ketzer vor. Jedoch gab es zu damaliger Zeit noch kein Inquisitionsverfahren oder andere offizielle Strafmaßnahmen. Die Beschuldigten wurden von kirchlichen Vertretern oder weltlichen Herrschern verfolgt und bestraft. Ganz im Ermessen der zuständigen Autorität. Doch schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts forderte man ein einheitliches Gesetz zum Umgang mit Ketzern. Über die Jahre hinweg feilte man immer wieder an Gesetzesentwürfen, bis es schließlich am Ende des 12. Jahrhunderts zum ersten Erlass gegen die Ketzer kam. Von da an gab es immer neue Erlässe, bei denen die Strafen immer härter wurden. Doch zunächst versuchte man es weiter mit vermittelnden Gesprächen und Bekehrung. Nicht einmal die Androhung der entwickelten Strafen, wie Kirchenbann und Haft, verhinderte die Ketzerei. Deshalb zog man am beginn des 13. Jahrhunderts zum ersten Kreuzzug gegen eine große Ketzergruppe vor und entwickelte danach den ersten Entwurf für eine Inquisition. 1215 wurde die bischöfliche Inquisition eingeführt, woraufhin man 1216 den Dominikanerorden gründete, der gegen die Ketzer vorgehen sollte. Der Orden der Kleriker hatte die Aufgabe Wanderpredigten zu halten; sie sollten missionieren und Ketzer wieder auf den rechten Pfad bringen. Ab 1231, mit Einführung der päpstlichen Inquisition, gab man dem Orden den Auftrag die Inquisition durchzuführen. Damit führte man auch automatisch die Todesstrafe für Ketzer ein. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts erweiterte die Kirche diesen Entwurf, bis er schließlich ausgereift und einsatzfähig war. Allerdings benötigten sie zur Ausführung weltliche Unterstützer, die die Strafen schließlich realisierten. So waren schließlich Strafen wie Besitzentwendung, Exkommunikation und auch Folter erlaubt, doch dem Täter durfte kein bleibender körperlicher Schaden entstehen.

In Deutschland kam es um 1230 herum zum ersten Ketzergericht. Im Laufe der Jahre wurden die Verfolgungen und Verurteilungen immer mehr zu und nahmen auch deutlich an Härte zu. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Inquisition sogar durch eine weitere Bulle erweitert und umfasste nun auch die Hexenverfolgung. Erst mit der Reformation, also Anfang bis Mitte des 16. Jahrhunderts, sah man von der Inquisition in Deutschland mehr und mehr ab, bis man sie schließlich gar nicht mehr durchführte.

Ablauf einer Inquisition

Die Inquisition diente der Suche nach Ketzern und dem Umgang mit ihnen. In der Regel ging man so vor, dass Geistliche, Mönche oder direkte Vertreter des Papstes, in den Ort geschickt wurden, wo man den Verdacht hatte, dass es dort Ketzer gab. Allerdings gab es einen gewissen Prozentsatz, der erfüllt werden musste. Hörte man von nur einem Ketzer, in einem Ort, ging man dem noch nicht weiter nach. Erst ab einer gewissen Anzahl von Ketzern bzw. Verdächtigen, schickte man Abgesandte in diesen Ort.

Diese Geistlichen führten dann öffentliche Predigen und warnten die Einwohner vor Ketzerei und den damit verbundenen Konsequenzen. Außerdem informierten sie den Ort über anstehende Untersuchungen. Es wurde ein fester Termin, für eine Art Anhörung, festgelegt, bei dem Augenzeugen angehört, Verdächtige verhört und Beweise gesammelt wurden.

Bei diesem Gerichtstermin waren viele offizielle Personen anwesend. Der Inquisitor selbst, seine geistlichen Begleiter, Schreiber, Notare und selbstverständlich Wachleute. Außerdem benötigte man, neben den ganzen Geistlichen, auch weltliche Hilfsleute, für die Exekutive, also die ausführende Gewalt. Zeugenaussagen wurden schriftlich festgehalten und notariell beglaubigt. So konnte man auch später noch auf die Augenzeugen zurückgreifen. Verdächtige verhörte man mit Hilfe von unterschiedlichen Methoden. Bei einigen versuchte man es mit normalen Gesprächen, andere bedrängte man, in denen man ihnen Zeugenaussagen und gesammelte Beweise vorlegte. Aber auch Drohungen, Folter und Haft waren keine Seltenheit. Die verschiedenen Methoden entschied ganz allein der Inquisitor.

Die Hauptvernehmung der beschuldigten Person ist auch unter dem Begriff „Peinliche Befragung“ bekannt. Peinlich bedeutet in diesem Falle allerdings nicht das, was es heute bedeutet. Es hat nichts zu tun mit beschämt sein, verlegen sein oder von etwas peinlich berührt zu sein. Viel mehr stammte diese Bezeichnung von dem Wort Pein ab, was besonders zu damaliger Zeit, ein Synonym für Strafe, Schmerz und Leid war. In den Anfängen der Inquisition verstand man unter diesem Begriff tatsächlich nur die eigentliche Befragung. Doch im Laufe der Zeit wurde es eine allgemein gültige und bekannte Bezeichnung für den Akt der Folter, während des Verfahrens.

War sich der Inquisitor am Ende sicher, dass es Ketzer in der Stadt gab, kam es zur Unteilsverkündung. Auch da gab es verschiedene Möglichkeiten. Bei schlichten Vergehen versuchte man die Ketzer zu bekehren. Schworen sie der Häresie, also der abweichenden Meinung vom Christentum, ab, kamen sie mit geringen Strafen davon. Darunter fielen Geldstrafen, öffentliche Bekanntmachungen, Bußezeichen und auch Wallfahrten. Doch bei schweren Vergehen, verhängte man auch Haftstrafen und Todesstrafen. Die Härte oblag ebenfalls dem Inquisitor und im Verlauf der Geschichte nahm die Härte der Strafen mehr und mehr zu.

Inquisition gegenüber Hexen

Wie bereits in den vorherigen Abschnitten erwähnt, fand die Hexenverfolgung nicht durch die römisch-katholische Kirche statt, sondern durch weltliche Vertreter. Diese nutzten einfach nur den kirchlichen Entwurf, um ihre Zwecke zu rechtfertigen. Der Dominikaner Heinrich Kramer veröffentlichte außerdem den Hexenhammer – ein Werk, das die Hexenverfolgung offiziell erlaubte. 1486 entstand dieses Werk und erschien bis ins 17. Jahrhundert. Es soll rund 30 Ausgaben geben. Ausschlaggebend für dieses Werk war die Hexenbulle von Papst Innozenz 1484, der die Hexerei erstmals als reale Bedrohung ansah. Offiziell anerkannt wurde dieses der Hexenhammer allerdings nie; weder von kirchlicher Seite, noch von weltlicher. Im Hexenhammer standen alle Vorurteile, die man gegen Hexen hatte, und es wurde hart für eine Verfolgung argumentiert.

Zwar zog die Kirche immer wieder Parallelen zwischen Häresie und Hexerei, dennoch gingen sie nie offiziell gegen eben diese vor. Die Kirche vertrat zwar die Meinung, dass ein Häretiker, also ein Ketzer, ein Vertreter des Teufels war und demnach verschiedene Kräfte besaß, wie eben u. a. auch Magie, aber dennoch war dies keine allgemein vertretene Ansicht und auch kein offizieller Verfahrensgrund. Kamen aber doch mal Hexen oder Hexer vor das Inquisitionsgericht, wurden sie im Grunde nur der Häresie beschuldigt. Wenn sie bereit waren sich bekehren zu lassen, also der anderen Ansicht abzuschwören, und Buße zu tun, konnten sie das Strafmaß deutlich mindern. Dies ging allerdings nur bei kirchlichen Gerichtsverhandlungen. Bei inoffiziellen, weltlichen Gerichtsverfahren, wurde meist viel schneller Verurteilt und ein Widerspruch war nicht möglich. Man kam sehr schnell, nach der Urteilsverkündung, auch zur Vollstreckung.

Hexenproben als Beweis

Während eines Hexenprozesses, gab es immer wieder Fälle, in denen man so genannte Hexenproben durchführte. Diese waren zwar offiziell verboten, doch es wurde immer wieder auf diese Methoden zurückgegriffen, um Beweise zusammeln. Es gab verschiedene Methoden, die man als Hexenprobe anwandte.

Wasserprobe | Hexenbad
Bei der Wasserprobe wird die, als Hexe verdächtigte, Frau, mit gefesselten Händen und Füßen, im Wasser versenkt. Ein Geistlicher sprach dabei meist Gebetsformeln wie: “ Lass das Wasser nicht empfangen den Körper dessen, der vom Gewicht des Guten befreit durch den Wind der Ungerechtigkeit“. Ging die Frau unter, hieß es dass sie vom reinen Wasser Gottes aufgenommen wurde. Und dies bedeutete, dass sie unschuldig war. Schwamm sie aber oben, galt sie als schuldig. Das Wasser hatte den Körper nicht aufgenommen, sondern abgestoßen und das war zu damaliger Zeit ein Zeichen für Unreinheit und Sünder.  Es gibt Geschichten, die besagen, dass es auch andere Varianten dieser Methode gibt. So sollen, die als Hexen verdächtigten, Frauen solange unter Wasser gedrückt worden sein, bis sie ihr Bewusstsein verloren. Kamen sie wieder zu sich, galt sie der Hexerei schuldig. Nur eine Frau mit übernatürlichen Kräften könnte dies überleben, nahm man damals an. Starb die Frau aber, war sie unschuldig.

Feuerprobe
Die Feuerprobe ist zwar eine bekannte, aber dennoch recht selten durchgeführte Methode. Auch hier gab es verschiedene Varianten. So gab man der Beschuldigten beispielsweise ein glühendes Eisen, das sie mehrere Meter tragen musste. Oder man ließ sie barfuss über glühende Pflugscharen laufen. In ganz seltenen Fällen mussten sie auch ihre Hände in ein offenes Feuer halten. Die Probe besagte, dass wenn die Wunden schnell verheilten, dann musste es sich um eine Hexe handeln. Reine Menschen, ohne übernatürliche Kräfte, kämpften Wochen und Monate mit Brandwunden und trugen nicht selten Narben davon. Die Feuerprobe wurde selten angewandt, weil quasi nie jemand dadurch der Hexerei überführt wurde.

Die Wasser- und die Feuerproben sind die bekanntesten Hexenproben, zu denen es auch einige Belege gibt. Seltener erwähnt und erst mit der Zeit entwickelt, sind die Wiegenprobe, Nadelprobe und die Tränenprobe. Diese wurden aber erst in der frühen Neuzeit angewandt und es gibt nur wenige, darunter zahlreiche fragwürdige, Belege über diese Methoden.

Die Todesstrafe

Die meisten Ketzer und Hexen, die zur Todesstrafe verurteilt wurden, starben durch den Feuertod. Das heißt, dass sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Man kennt dieses Vorgehen meist unter den Namen „Hexenverbrennung auf dem Scheiterhaufen“.

Quellen

  • Patschovsky, Alexander: Ketzer und Ketzerverfolgung in Böhmen im Jahrhundert vor Hus. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. 32, 1981, S. 261–272
  • Steinhauer, Eric W.: Von der Inquisition zur Lehrbeanstandung: ein historischer Rückblick, in: Haas, Reimund & Steinhauer, Eric W. (Hrsg.): Die Hand des Herrn hat diesen Weinberg angelegt und ihn gepflegt: Festgabe für Karl Josef Rivinius SVD, Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, S. [289]–305
  • Trusen, Winfried: Der Inquisitionsprozess. Seine historischen Grundlagen und frühen Formen, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung. 74, Böhlau Verlag, Wien 1988, S. 168 – 230
  • Schwerhoff, Gerd: Die Inquisition: Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit, Beck, München 2009, S. 7 – 58, 110 – 120
  • Basse, Michael: Von den Reformkonzilen bis zum Vorabend der Reformation, Evang. Verl.-Anst., Leipzig 2008, S. 188 – 189
  • Ruhl, Martina: Das Phänomen der Hexenverfolgung: verdeutlicht am Fall der Barbara C. aus Friedberg, Lit Verlag, Münster 1990, S. 38 – 59, 127 – 133
  • Hilgemann, Werner & Kinder, Hermann: dtv-Atlas Weltgeschichte Band 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011, S. 141 + 149
  • Daxelmüller, Prof. Dr. Christoph: Was ist Was Zauberer, Hexen und Magie, Bd. 97, Tessloff Verlag, Nürnberg 2003, S. 34 – 39
  • Dillinger, Johannes: Hexen und Magie (Historische Einführung), Campus Verlag, Frankfurt 2007, S. 74 – 136
  • Behringer, Wolfgang: Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 2006, S. 72 – 129
  • Scherer, Hermann: Schatzfinder: Warum manche das Leben ihrer Träume suchen – und andere es längst leben, Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2013, S. 47 – 48
  • Baldauf, Dieter: Die Folter: eine deutsche Rechtsgeschichte, Böhlau Verlag, Köln 2004, S. 83 – 106

3 Kommentare:

  1. Echt GUT!!!!

    Hey!
    Vielen dank das du dir so viel mühe bei diesem Text (Und der ganzen Seite) gegeben hast! Du hast mir bei meiner GFS sehr weiter geholfen, und auch Interesse am Mittelalter geweckt.

    Echt vielen Dank :D
    Hier sind die ganzen Daten viel genauer Zusammengefasst als auf anderen Seiten, und hier kann man den Text auch lesen ohne Augenkrebs dabei zu kriegen ;)

  2. Prominente Inquisitions-Opfer

    Es hat viele „prominente“ Opfer der Inquisition gegeben, wie zB Jeanne d’Arc, Jan Hus und andere. Ich bin zur Zeit auf der Suche nach Opfern, die auf dem Scheiterhaufen landeten, weil sie einfach nur naturwissenschaftliche Wahrheiten erkannt und verbreitet haben (zB das heliozentrische Weltbild).
    Ich fände es sehr nützlich und hilfreich, wenn Sie auf diesen Seiten prominenten Inquisitions-Opfern Raum geben und über die Hintergründe ihrer Ermordungen informieren würden. Anhand persönlicher Einzelschicksale wird die Grausamkeit der Inquisitionsverfahren oft noch viel deutlicher und konkreter als wenn man nur ganz allgemein über die Geschichte der Inquisition, Zielgruppen der Verfolgung und „anonyme“ Opferzahlen berichtet.
    Ihre Mittelalter-Seiten finde ich im übrigen hochinteressant und spannend!! Würde man sowas als Grundlage im Geschichtsunterricht verwenden, hätten viel mehr Schüler Spaß an Geschichte.

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