König Wenzel

König Wenzel, der Sohn von Kaiser Karl IV. und Anna von Schweidnitz, hieß bei seiner Geburt eigentlich Karl. Zu seiner Geburt 1361 gab es ein großes Volksfest. 1363 wurde er in Prag zum König von Böhmen gekrönt. Außerdem wurde er schon bei seiner Geburt mit der, damals dreijährigen Tochter des Burggrafen von Nürnberg verlobt. Da diese Verlobung aber scheiterte, wurde er mit neun Jahren mit Johanna von Bayern verheiratet.

Wenzel war gut gebildet und sprach deutsch, lateinisch und tschechisch, was er dadurch lernte, dass er viel mit seinem Vater durchs Reich reiste. 1373 wurde Brandenburg erworben, was ihm zwei Kurstimmen einbrachte. Nur wenig später erhielt er auch die anderen, woraufhin er 1376 zum römisch-deutschen König gewählt wurde, obwohl Papst Gregor XI dies verhindern wollte. 1377 wurde Wenzel von seinem Vater zum Reichsverweser ernannt und ein Jahr später übernahm Wenzel die Regierung im Reich und in Böhmen, nachdem sein Vater gestorben war. Karl IV. war sehr zielbewusst, weshalb nach seinem Tod die Kurfürsten ihre Chancen wieder nutzen wollten, um wieder stärker und aktiver zu werden. Ruprecht I., der schon vor der Wahl schwer zu überzeugen war, wurde zu Wenzels größtem Gegenspieler und wollte ihn beeinflussen.

Diese Zeit ist auch bekannt als „großes abendländisches Schisma“, in der Wenzel für Papst Urban VI. war und gegen den avignonesischen Papst Clemens VIII. König Ludwig von Ungarn und sein Bruder Sigismund unterstützten dies, ebenso wie die Mehrheit im Reich. Nur Leopold III. von Österreich war dagegen.

1381 kam es zu einem Bündnis mit König Richard II., womit Wenzel im 100jährigen Krieg Partei für England ergriff, um im Gegenzug dafür ein Darlehen für seinen Romzug zu erhalten. Das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts war in Deutschland von Unruhen geprägt. Es herrschte ein Autonomiebestreben der Städte, das immer wieder zu Konflikten mit den Fürsten und dem niederen Adel führte. Städtebünde schlossen sich zusammen und waren im Krieg mit den Ritterschaften deutlich überlegen. Wenzel war in dieser Zeit auf der Seite der Fürsten, weshalb sein Versuch einer Landfriedensgesetzgebung bei den Städten allgemein auf Skepsis traf. In dieser Gesetzgebung wurden das Reich erstmals in größere Bezirke eingeteilt. Doch erst 1384 herrschte wieder Friede durch die Heidelberger Stallung, der Wenzel allerdings nicht beitrat. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Annäherungen Wenzels an die Städte scheiterten, obwohl er dringend deren Gelder brauchte. Es kam zum „Ersten Städtekrieg“, bei dem der Süddeutsche Städtebund 1388 in der Schlacht bei Döffingen besiegt wurde. Es gab dennoch immer mal wieder Kleinkriege, bis 1389 mit dem Landfrieden von Eger Ruhe einkehrte.

Wenzel wollte lieber Hausmachtpolitik betreiben, als sich wirklich um das Reich zu kümmern. Anfangs hatte er dafür auch eine recht gute Stellung, doch die verschlechterte sich mehr und mehr bis er 1393 einer Auseinandersetzung mit dem Klerus, insbesondere mit dem Erzbischof von Prag, hatte, woraufhin er von seinem eigenen Vetter, Jobst von Mähren, gefangen genommen wurde. Wenzels Bruder, Johann von Görlitz, bemühte sich erfolgreich um dessen Freilassung. Albrecht II. von Österreich begann einen Krieg, doch er starb frühzeitig, was den Sturz des Königs verhindert hatte. Sigismund erlitt 1388 eine Niederlage gegen die Türken, wodurch Jobst von Mähren mit Brandenburg belehnt wurde. Wenzel selbst war von 1388 bis 1396 nicht im Reich, wodurch seine Schwächung immer deutlicher wurde. Obwohl Papst Urban und Papst Clemens inzwischen beide verstorben waren, herrschte noch immer ein Schisma. Trotz intensiver Verhandlungen mit König Karl VI. von Frankreich. Beim Konzil von Pisa war Wenzel für ein pisanisches Papsttum, wohingegen Ruprecht für eine römische Obödienz war.

Wenzel scheiterte aber in all seinen Anliegen und Belangen, was zu einer Kurfürstlichen Revolution führte. 1395 wurde Wenzel aufgefordert wieder ins Land zu kommen.1397 gab es eine Reichsversammlung in Frankfurt. 1399 gab es dann die ersten Gespräche über eine Neuwahl. Die Kurfürsten leiteten aus ihrem Wahlrecht auch die Absetzung des Königs ab. Die Kurfürsten von Mainz, Köln, Trier und der Pfalz luden den König nochmals ein, der aber wieder nicht erschien. Nach zehn Tage des Wartens wurde der König am 20.08.1400, mit der Begründung er sei „unnützlich, träg und für das römische Reich durchaus ungeschickt“, abgewählt. Bei der öffentlichen Verkündung wurden außerdem folgende Vorwürfe genannt:

– Unfähigkeit in der Lösung der Kirchenfrage
– Vergabe von Gebieten des Reiches an Fremde
– Untätigkeit gegenüber Verletzungen des Landfriedens
– persönliche Grausamkeit und Ausschreitungen

Am nächsten Tag wurde daraufhin Ruprecht gewählt, was Wenzel allerdings als Rebellion verstand und darum eine Einigung mit Bonifaz IX ersuchte, weil nur er als Papst einen König abwählen könne. Allerdings wurde die Abwahl „in seinem Auftrag“ durchgeführt, womit sich Wenzel begnügt und Ruprecht schließlich anerkennt. Dennoch wird die Absetzung noch lange diskutiert und Wenzel hoffte darauf wieder König zu werden, wenn Ruprecht erst tot war. Bis dahin kam es aber immer wieder zu Konflikten mit seinem Bruder Sigismund. Wenzel beharrte auf sein Recht noch immer römisch-deutscher König zu sein und nachdem die Herrschaft 1410, nach Ruprechts Tod zunächst an Jobst von Mähren ging, ging sie 1411 an Sigismund. Er und Wenzel einigten sich, legten ihre Streitigkeiten bei und führten eine starke Hausmachtpolitik. Doch im Reich, auch in Böhmen, versagten sie. Es kam immer wieder zu Unruhen zwischen den Deutschen und den Tschechen. 1419 erreichten diese Unruhen ihren Höhepunkt, in dem es am 30 Juli zum ersten Prager Fenstersturz kam.

Die Unruhen waren zu viel für Wenzel und so verstarb er kurz nach diesen Vorfällen, nach zwei Schlaganfällen, am 16. August des selben Jahres. Erbe war sein Bruder Sigismund, da Wenzel keine Nachkommen hinterließ. Wenzel war nicht gut angesehen. Er galt als Bösewicht, trunksüchtig und wurde als Faulenzer betitelt. Es heißt er wäre jähzornig, egoistisch und träge gewesen. Zwar war er äußerst begabt, sorgfältig, gut erzogen, gut gebildet und durchaus geistig interessiert, doch ihm fehlte die politische Leidenschaft, die sein Vater hatte, als dieser Wenzel in die Politik einführte. Man sagt, dass Wenzel sehr familiär und umgänglich war, doch dass er nach dem Tod seiner ersten Frau dem Alkohol verfallen war und ihm sein Scheitern deshalb gar nicht bewusst war.

Quelle:
– G. Hartmann, K. Schnith (Hrg.): Die Kaiser: 1200 Jahre europäische Geschichte, Marix, Wiesbaden 2006, S. 434 – 438

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