Die Angriffswaffen des Mittelalters

Waffen der Deutschen

In diesem Artikel „Die Angriffswaffen des Mittelalters“ versuchen wir eine Aufzählung und Beschreibung aller bekannten Angriffswaffen im Mittelalter. Wie wir schon im Hauptartikel „Die Waffen der Ritter im Mittelalter“ gelernt haben, zählt die Rüstung auch zu den Waffen, nämlich den Schutzwaffen. Neben den Schutzwaffen und Angriffswaffen gibt es noch die Turnierwaffen, die durch Prunk dem Ansehen des Ritters dienten und in einer richtigen Schlacht schlechter zu führen waren. Als große Waffen gibt es noch die Belagerungswaffen. Hier wollen wir vorrangig die Angriffswaffen des deutschen Mittelalters behandeln.

Als Angriffswaffen konnte man alles gebrauchen, was dem Gegner Schaden zufügen konnte. Das konnten alle Werkzeuge sein, wie Hämmer und Sensen, Holzgegenstände, wie Knüppel und Stangen. Es ist hier nicht möglich, alle Angriffswaffen in jeder Ausführung aufzuzählen. Wir konzentrieren uns auf die weit verbreiteten Grundformen der Waffen.

abb. 28: mittelalterliche schlacht mit speeren, spießen oder piken.

Bild 28: Schlacht im Mittelalter, die hauptsächlich mit Lanzen, Speeren, Spießen oder Piken geführt wird.

Inhalt

Schwerter und Messer

Das Langschwert

Hiebwaffe. Das Langschwert war durch seine Länge so schwer, dass es mit zwei Armen geführt werden musste. Deshalb war auch am Griff Platz für zwei Hände, wodurch er ebenfalls länger wurde. Das Langschwert war zweischneidig, da man durch die Bewegungen mit zwei Armen den Gegner aus beiden Schlagrichtungen verletzen konnte und wollte.

abb. 60: Originalfoto eines Langschwertes.

Bild 60: Langschwert/ Zweihänder. Original-Foto.

Wenn ein Langschwert im Einsatz war, so wurde kein Schild benutzt. Vermutlich kam das Langschwert erst im späten Mittelalter nach Deutschland, als die Ritterrüstungen das Schild halbwegs überflüssig machten. Ohne Rüstung und Schild hätte der Kampf mit dem Langschwert zu viele Angriffsflächen geboten. Das Langschwert war bis zu 1,20 m lang.

abb. 26: langschwerter, eines davon mit scheide

Bild 26: Langschwerter, ein Langschwert mit Scheide, aus dem Mittelalter.

abb. 61: Originalfoto eines Zweihänders.

Bild 61: Zweihänder. Original-Foto.

Das Ritterschwert

Hieb- und Stichwaffe. Das Ritterschwert siedelt man von der Länge her zwischen dem Langschwert und dem Kurzschwert an. Seine Vorzüge sind die Härte und Schärfe der Klingen. In der Hitze des Gefechtes konnte es vorkommen, dass man den Schild verlor oder ihn absichtlich über den Rücken warf und ohne Schild beidhändig das Ritterschwert führte. Das Ritterschwert war, wie das Kurz- und das Langschwert, zweischneidig. Die Parierstange der Schwerter hat vielfältige Erscheinungsformen. Ihr Zweck war, dass beim entlang Rutschen der gegnerischen Klinge an der eigenen die Hand und die Finger geschützt wurden. Sie hielt also das gegnerische Schwert vom Handknauf fern.

abb. 27: ritterschwert mit scheide aus dem mittelalter.

Bild 27: Ritterschwert mit Scheide aus dem Mittelalter.

abb. 62: Ein Ritterschwert auf einem Foto

Bild 62: Ritterschwert oder Turnierschwert, wie es im Mittelalter verwendet wurde.

Das Kurzschwert oder Breitschwert

Hieb- und Stichwaffe. Im Gegensatz zum Langschwert wird das Kurzschwert mit nur einer Hand geführt. Es ist leichter, hat eine Länge von ca. 60 cm und ist somit wendiger im Nahkampf. Mit dem Kurzschwert konnte man überraschendere Bewegungen ausführen, als mit dem Langschwert. So wandte man das Kurzschwert im Kampf in engen Situationen an, wie z. B. in enger Kampfformation oder im Wald. Auf freiem Feld war das Kurzschwert dem Langschwert unterlegen, da es eine geringere Reichweite hatte.Wenn man mit einem Kurzschwert kämpfte hatte man auch immer einen Schild dabei, der es erlaubte, Einsparungen an der Rüstung zu machen, wodurch der Kämpfer noch wendiger wurde.

abb. 63: Ein Breitschwert auf einem Foto

Bild 63: Breitschwert oder Kurzschwert, wie es im Mittelalter verwendet wurde.

abb. 29: kurzschwert aus dem mittelalter.

Bild 29: Kurzschwert aus dem Mittelalter in Deutschland.

Das Püsch

Stichwaffe. Das Püsch scheint ein hölzernes Schwert gewesen zu sein, oder ein stumpfes Schwert, das man zur Fechtübung gebrauchte. Diejenigen Turniere, bei denen man nur hölzerne Kolben gebrauchte, nannte man verächtlich „Steckenspiele“. (vgl. Schulz. S. 142)

Der Dolch

Stichwaffe. Der Dolch erreichte eine Länge von bis zu 30 cm. Ihn konnte man gut unter der Kleidung verstecken. Neben dem Schwert trugen manche Ritter einen Dolch als Waffe. Dem gewöhnlichen, städtischen Bürger war es oft untersagt, einen Dolch zu tragen.

abb. 30: dolch aus dem mittelalter.

Bild 30: Mittelalterlicher Dolch.

Das Messer

Stichwaffe. Das Messer konnte man ebenso gut unter der Kleidung verstecken. Es wurde zum Stechen und Werfen verwendet. Dolche und Messer konnten ein- oder zweischneidig sein. Die Ritter verwendeten sie, wenn sie ihre restlichen Waffen verloren hatten oder außerhalb einer Schlacht zu vielfältigen Tätigkeiten, wie Schnitzen, Ausweiden von Tieren usw. Dolche und Messer nahmen auch die Stelle des Schwertes ein bei Knappen und Kriegsknechten.

abb. 31: messer aus dem mittelalter.

Bild 31: Messer aus dem Mittelalter.

Speere und Lanzen

Der Speer

Wurf- und Stichwaffe. Der Speer ist eine sehr alte und einfache Waffe der germanischen Völker. Auch steht er als Symbol für herrschaftliche Macht, da das königliche Szepter eine Abwandlung des Speeres darstellt. Weiteren symbolischen Charakter hat er, indem er als Zeichen der Königswürde feierlich übergeben wurde. Außerdem wurde er im Frühmittelalter als Zeichen einer Kriegserklärung übergeben. Es gab auch Speere mit Widerhaken, die sich im Körper des Opfers festhakten oder in dessen Schild, so dass er das Schild fallen lassen und ohne Schutz weiterkämpfen musste.

abb. 32: ritter mit speer und schild.

Bild 32: Ritter mit Speer und Schild.

Der Langspeer

Stoßwaffe. Der Langspeer bestand aus einer schweren, hölzernen Stange, die am oberen Ende in eine zweischneidige Eisenklinge überging. Mit ihm konnte man als Fußsoldat gut gegen Reiterei vorgehen. Wenn ein Heer voller Fußsoldaten in den ersten Reihen die Speere gegen die heran preschenden feindlichen Reiter in den Boden drückte, so hatte die Reiterei, egal wie gut ausgebildet und gepanzert sie war, kaum eine Chance gegen die Fußsoldaten. Der Langspeer war ca. 3 m lang. Im späten Mittelalter ging er in die Pike über.

abb. 33: langspeere in halterung.

Bild 33: Langspeere in Halterung.

Der Wurfspeer oder Wurfspieß

Stoß- und Wurfwaffe. Der Wurfspeer ist eine der ältesten Waffen der Menschheit. Bei den Römern war er die am häufigsten eingesetzte Waffe. Im Mittelalter, als die Kampfformationen ihre Ordnung verloren, kamen noch andere Waffen als durchschlagende Waffen hinzu. Der Wurfspeer hatte einen kürzeren Holzschaft als der Langspeer, aber eine längere Eisenspitze, die beim Werfen das Gewicht gut vorne hielt, so dass der Speer sich nicht in der Luft drehte. Die Spitze war schmaler als die des Langspeeres, so dass sie sich im Nahkampf leichter in den Körper des Gegners bohren und wieder heraus ziehen konnte. Der Wurfspieß war ca. 2 m lang.

abb. 34: wurfspeer mit widerhaken.

Bild 34: Die Spitze eines Wurfspießes mit Widerhaken, damit der Spieß nicht mehr aus dem Körper oder dem Schild herausgezogen werden konnte.

Die Lanze

Stoßwaffe. Die Grenze zwischen Speer und Lanze ist nicht einheitlich gezogen. Auf dieser Seite beschreiben wir die Lanze als die von den Rittern unter dem Arm eingeklemmten, langen Holzspieße, mit denen sie auf ihre Gegner zu Pferde los ritten. Für die berittenen Ritter, also die Kavallerie, galt die Lanze schon seit dem Frühmittelalter als erste Waffe. Die Lanze war ca. 3 m lang, in manchen Fällen bis zu 3,50 m. Mit der Lanze wurde die erste Verteidigungslinie des Gegners durchbrochen. Neben der Lanze führten die berittenen Krieger noch weitere Waffen, wie Schwert, Morgenstern oder Dolch. Denn wenn sie auf ihre Gegner los ritten und ihre Lanzen in deren Körper oder Schilde bohrten, blieben die Lanzen darin stecken und die Reiter mussten mit einer anderen Waffe weiter kämpfen.

abb. 35: lanzen aus dem mittelalter.

Bild 35: Verschiedene Lanzen aus dem Mittelalter. Oben der Griff einer Lanze, in der Mitte eine Lanze (die wegen ihrer Länge abgeschnitten ist), und unten die Spitze einer Lanze.

Schusswaffen ohne Schwarzpulver

Pfeile und Bogen

Fernwaffe. Die Ritter benutzten den Bogen vorwiegend zur Jagd. In Schlachten konnten sie neben Lanzen und Schwertern nicht noch zusätzlich Bogen umschnallen. Weshalb auch berittene Bogenschützen, anders als bei den Mongolen, in Deutschland kaum auftraten. Die Bogenschützen als Fußsoldaten standen in den Schlachtreihen hinter den Nahkämpfern, um die heran nahenden, feindlichen Krieger unter Beschuss zu nehmen. Zu Pfeil und Bogen gehörte auch immer der Köcher, der am Rücken getragen wurde und aus dem man die Pfeile mit einem Griff hinter den Kopf herausziehen konnte. Die Schnur des Bogens bestand meistens aus Tierdarm oder pflanzlichen Fasern wie Lein.

abb. 36: bogen in gespannten und ungespanntem zustand.

Bild 36: Bogen in gespanntem Zustand (a“), in ungespanntem Zustand (a‘) und nach dem Abschuss (a). Die Sehne in ungespanntem Zustand (b) und in gespanntem Zustand (b‘).

Der Langbogen

Fernwaffe. Der Langbogen kam überwiegend in Großbritannien zum Einsatz, wo er schreckliche Berühmtheit erlangte. Der Bogen selbst war ungefähr so groß wie der Schütze selbst. Mit dem Langbogen konnten die Pfeile über größere Entfernungen geschossen werden, als mit dem Kurzbogen, weil der Pfeil weiter nach hinten gespannt werden konnte und somit mehr Kraft entstand. Die Pfeile, die mit einem Langbogen abgeschossen wurden, konnten die Panzerung eines Ritters durchschlagen.

abb. 37: langbogen.

Bild 37: Schütze mit Langbogen.

Der Kurzbogen

Fernwaffe. Der Kurzbogen ist der übliche Bogen des deutschen Mittelalters gewesen. Er schoss Pfeile ab, die den Gegner verletzen oder töten konnten. Zur Verstärkung der Triebkraft waren die Bogenenden, an denen das Seil befestigt war, nach vorne gekrümmt. Umso schwerer ein Pfeil war, desto mehr Durchschlagskraft hatte er, aber konnte nicht so weit geschossen werden. Man verwendet ebenfalls leichte, vergiftete Pfeile, die über eine lange Distanz geschossen werden konnten und den Gegner selbst bei leichten Verletzungen töten konnten. Mit dem Bogen wurden nicht nur Feinde beschossen, sondern man konnte die Pfeilspitzen mit brennenden Materialien versehen und somit die Häuser aus Lehm, Holz und Stroh, die im Mittelalter verbreitet waren, in Brand setzen.

abb. 38: schütze mit kurzbogen.

Bild 38: Schütze mit Kurzbogen

Armbrust und Bolzen

Fernwaffe. Die Armbrust verschoss Bolzen, die, im Gegensatz zu den vom Bogen abgeschossenen Pfeilen kürzer waren und aus Metall sein konnten. Die Armbrust musste, oft mit einer Handwinde, aufgezogen werden und das Seil wurde dann festgeklemmt. Sobald man die Sicherung löste, schnellte das Seil nach vorne und schleuderte den Bolzen in die Richtung des Gegners. Mit der Armbrust konnten weitere Entfernungen erreicht werden, als mit Pfeil und Bogen, da die Sehne mechanisch gespannt wurde und nicht durch die eher begrenzte Kraft der Arme. Ein weiterer Vorteil der Armbrust, gegenüber dem Bogen, war die Zielsicherheit. Da man im gespannten Zustand die Sehne nicht festhalten musste, konnte man mit der Armbrust ruhiger zielen als mit dem Bogen, bei dem man schnell ins Zittern geriet – vor allem, wenn man länger auf den Abschussbefehl wartete.

abb. 64: Eine Armbrust mit nicht gespannter Sehne

Bild 64: Eine Armbrust. Sicht von unten auf den Bügel, der für den Schuss gedrückt wurde.

abb. 39: armbrust aus dem mittelalter.

Bild 39: Armbrust aus dem Mittelalter in ungespanntem Zustand. Zum Spannen wurde die Sehne über die kleine Erhöhung gespannt. Diese Erhöhung wurde mit dem Betätigen des unteren Hebels versenkt und die Sehne schnellte los.

Die Schleuder

Fernwaffe. Die Schleuder ist ebenfalls eine uralte und dazu noch billige Waffe. Sie bestand nur aus Seilen oder Fasern. In der Mitte war dieses Seil geteilt, um darin das Wurfgeschoss, z. B. eine Stein- oder Bleikugel, zu platzieren. Dann wurde das Seil an beiden Enden genommen und geschwungen. War es schnell genug, so ließ man ein Ende der Schleuder los und das Wurfgeschoss schnellte heraus. Da die Schleuder so billig herzustellen ist, verwendeten sie die unteren Stände auch zum Jagen. In Schlachten konnte man die Schleuder schlecht im Wald anwenden, da der Platz zum Ausholen fehlte. Ein weiterer Nachteil der Schleuder war, dass die Geschosse gegen die stärker aufkommende Panzerung der Ritter im Spätmittelalter wenig Wirkung zeigten. So verschwand sie ca. im 15. Jahrhundert von der Bildfläche der Schlachten.

abb. 40: schleuder in gebrauch und lose.

Bild 40: Mittelalterliche Schleuder in Gebrauch und lose.

Hieb- und Wuchtwaffen

Die Streitaxt

Wucht- und Hiebwaffe.Die Streitaxt ist der normalen Holzaxt nachempfunden. In ihrer Ausführung variiert sie jedoch in Form und Größe. Gewöhnlich hatte sie einen langen, starken Stiel, an dessen Ende ein einschneidiger Metallkopf steckte. Durch die Wucht einer Streitaxt konnten Schilder und Panzerungen durchdrungen werden. Ein Nachteil war, dass durch das Gewicht am oberen Ende der Axt nicht gefochten werden konnte, wenn also für einen Schlag mal ausgeholt und angesetzt wurde, so konnte man ihn kaum noch abbrechen und war für diesen kurzen Augenblick verwundbar. Es gab auch zweischneidige Streitäxte, die jedoch, wegen ihrem höheren Gewicht, nur durch besonders starke und ausdauernde Kämpfer geführt werden konnte.

abb. 65: Eine zweischneidige Streitaxt

Bild 65: Eine Streitaxt mit Ornamenten auf den Schneideblättern.

abb. 66: Eine doppelschneidige Kriegsaxt

Bild 66: Doppelschneidige Kriegsaxt.

abb. 67: Eine doppelschneidige Axt

Bild 67: Eine Übergangsform von der doppelschneidigen Axt zur Hellebarde.

abb. 41: streitaxt mit spitzen.

Bild 41: Eine weitere Übergangsform: Streitaxt mit Griff für eine Hand und Spitze zum Stechen.

bild 68: Halmbarte mit kurzem Halm.

Bild 68: Eine weitere Übergangsform: Fast schon eine Hellebarde mit kurzem Stiel.

Das Kriegsbeil

Wucht- und Hiebwaffe

Das Kriegsbeil ähnelt einem Beil zum Holzhacken. Jedoch wird mit der Schneide auf Menschen eingehackt, um sie zu verletzen oder zu töten. Der Dorn auf der Hinterseite war dafür gedacht, schwere Rüstungen zu durchschlagen und so den Gegner zu verletzen, um ihn danach leichter besiegen zu können.

bild 69: Ein Kriegsbeil für die Schlacht.

Bild 69: Ein schweres Kriegsbeil.

bild 70: Ein Kampfbeil für die Schlacht.

Bild 70: Kampfbeil oder Kriegsbeil.

Die Wurfaxt

Hieb- und Wurfwaffe. Die Wurfaxt war kleiner und leichter als die Streitaxt und hatte gewöhnlich am Kopfende eine Spitze und auf der gegenüber liegenden Seite der Schneide, so dass sie beim Auftreffen auf den Feind mit höherer Wahrscheinlichkeit verletzte oder tötet. Die Wurfaxt konnte auch rein aus Metall sein, so dass zusätzlich der Griff als Spitze geformt wurde. Dann war die Wurfaxt sehr flach und klein und hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Wurfstern als mit einer Axt. Wehrte ein Krieger eine Wurfaxt mit dem Schild ab, so konnte sie im Schild stecken bleiben und somit das Schützen mit dem Schild erschweren. Die Wurfaxt wurde auch eingesetzt, um die ersten Reihen der Schildträger ihrem Schutz zu entledigen und dann besser angreifen zu können.

Die Keule

abb. 42: ritter mit keule und kopf einer keule aus dem mittelalter.Wuchtwaffe. Eine weitere uralte Waffe ist die Keule, die aus festem, zähen Holz oder Wurzeln gemacht ist und im Laufe der Geschichte am Kopf mit Metall beschwert wurde. Um diese Waffe zu führen, brauchte man viel Kraft und wollte den Gegner damit niederschmettern. Wahrscheinlich war die Keule die erste Waffe der Menschen überhaupt, als diese anfingen, mit Ästen aus Holz, nach Tieren zu jagen oder sich gegen Feinde verteidigten. Als diese Waffe in den Schlachten des Mittelalters aufkam, hatte sie oft mit Eisen beschlagene Köpfe, an denen auch Dornen oder Klingen befestigt waren. Damit konnte man die Rüstung des Gegners durchschlagen. Aber auch wenn die Rüstung nicht durchdrungen wurde, so hinterließ die Wucht eines Keulenschlages schwere Verletzungen am gegnerischen Körper, wie Knochenbrüche oder innere Verletzungen. Auch wenn die Rüstung mit einem Keulenschlag eingedellt wurde, so bekam der Ritter nicht mehr genügend Luft und geriet in Not.

Bild 42 (oben): Ritter mit einer Keule aus Holz und Kopf einer Keule mit Metall beschwert.

abb. 43: keule mit dornen aus dem mittelalter.

Bild 43: Keule mit Dornen besetzt.

Der Morgenstern

Wucht- und Stichwaffe. Der Morgenstern verdankt seinen Namen der Eisenkugel mit 1 – 2 cm langen Spitzen, die am Ende des harten Holzstabes angebracht war. Diese Eisenkugel erinnerte an den gut sichtbaren Morgenstern am Himmel, wenn ein Krieger mit dem Morgenstern zum Schlag ausholte. Um einer allgemeinen Verwechslung vorzubeugen, war die mit Spitzen besetzte Eisenkugel nicht an einer Kette befestigt, sondern am Holzstab selbst. Die Variante, bei der die Eisenkugel an einer Kette befestigt ist, nannte man Streitflegel. Mit dem Morgenstern wollte man die Rüstung und den Körper des Gegners durchdringen. Da wo der Morgenstern den Gegner traf, hinterließ er schwerste Verletzungen mit einer Mischung von Wucht und Stich. Der Nachteil dieser Waffe war, dass der Kämpfer schnell ermüdete und die Gefahr bestand, sich selbst zu verletzen, wenn ein Schlag daneben ging. Der Morgenstern konnte von Reitern und Fußsoldaten verwendet werden.

abb. 44: morgenstern aus dem mittelalter.

Bild 44: Morgenstern mit dem typischen, dornenbesetzten Kopf.

Der Streitflegel

Wuchtwaffe. Der Streitflegel stellt eine verschärfte Entwicklung des Morgensterns dar. Die am Holzstab angebrachte Kette machte die mit Eisenspitzen besetzte Kugel durch Fliehkraft schneller und wuchtiger. Schwer kontrollierbar und gefährlich für den Kämpfer selbst konnte der Streitflegel, da wo er auftraf, großen Schaden anrichten. Da die Kette die Eisenkugel schwerer berechenbar machte, gab es durch den Streitflegel schnell tödliche Körper- und Kopfverletzungen. Außer der Gefährlichkeit für den Kämpfer selbst, war ein weiterer Nachteil, dass die Waffe viel Kraft erforderte und schnell ermüdete. Der Streitflegel konnte von Reitern und Fußsoldaten verwendet werden.

bild 71: Ein Streitflegel für die Schlacht.

Bild 71: Ein Streitflegel mit einer dornenbesetzten Eisenkugel.

abb. 45: streitflegel, oft als morgenstern bezeichnet.

Bild 45: Streitflegel, der oft fälschlicherweise als Morgenstern bezeichnet wird.

bild 72: Streitflegel und kein Morgenstern

Bild 72: Kein Morgenstern: Ein Streitflegel mit zwei dornenbesetzten Eisenkugel. Diese Form des Streitflegels ist nicht durch mittelalterliche Aufzeichnungen bestätigt. Sie scheint eine gedankliche Weiterentwicklung der späteren Zeit zu sein.

Die Hellebarde oder Helmbarte

Hieb- und Stoßwaffe. Die Hellebarde (auch Halmbarte) wurde nur von Fußsoldaten verwendet, da man dazu beide Arme benötigte. Es war eine lange, harte Holzstange, an dessen oberen Ende eine in verschiedensten Formen vorkommende metallene Schneide angebracht war. Die Anfänge der Hellebarde liegen im 13. Jahrhundert, als an einem langen Stab Messer befestigt wurden. Der Name kommt von den germanischen Worten „Halm“ und „Barte“, die soviel wie „Stange“ und „Beil“ bedeuteten. Der Ausdruck Hellebarde kam erst im 16. Jahrhundert auf und meint eher die Schmuckwaffen von Palastwachen. Die Hellebarde wurde also erst im Spätmittelalter verwendet und kam in ihrer bekannten Form bei den Schweizern und Hussiten zum ersten Mal auf.

bild 73: Doppelaxt

Bild 73: Eine doppelschneidige Axt mit Spitze, also eine Weiterentwicklung der Axt ohne Spitze, mit der man nur zuschlagen konnte. Mit dieser Doppelaxt konnte man zusätzlich noch zustechen. Kann als Vorläufer der vielfältigen Hellebarde gesehen werden. Ebenso wie die Kriegssense, mit der man auch einen Reiter vom Pferd holen konnte.

bild 74: Kurze Hellebarde

Bild 74: Die weitere Entwicklung der Doppelaxt hin zur Hellebarde zeigt eine Axt mit einem Schneideblatt, einem Dorn und einer Spitze. Das Schneideblatt ist immer noch nach außen gewölbt und der Stiel ist kurz.

bild 75: Eine Hellebarte mit gekürztem Stiel

Bild 75: Die Hellebarte in ihrer typischen Klingenform zum Schlagen, Stechen und Reiter stürzen. Der Stiel ist hier etwas zu kurz, normalerweise ist er länger.

abb. 46: hellebarden in verschiedenen formen.

Bild 46: Hellebarden in verschiedenen Formen.

Der Streithammer oder Kriegshammer

Wuchtwaffe

Der Streithammer drückt mehr als alle anderen Waffen des Mittelalters die brachiale Gewalt aus, mit der ein Gegner besiegt werden sollte, da er nicht dafür geeignet ist, Schnitte oder Stiche zuzufügen, den Gegner mit kleinstem Aufwand auszuschalten. Vielmehr dient der Streithammer nur dazu, auf den Gegner mir roher Gewalt einzuschlagen, weshalb er wohl heute noch eine gewisse Anziehungskraft ausübt. Mit dem Streithammer getroffen zu werden, bedeutete meist Knochenbrüche, wenn nicht sofort der Schädel zertrümmert wurde und man auf der Stelle starb. Wahrscheinlich hatte er deshalb auch eine einschüchternde Wirkung, da niemand vor dem Tod lange leiden wollte. Trotzdem scheint er keine große Verbreitung gehabt zu haben.

bild 76: Ein Streithammer mit Dorn.

Bild 76: Ein schwerer Streithammer oder Kriegshammer.

bild 77: Ein Streithammer mit Dorn.

Bild 77: Ein Kriegshammer oder Streithammer mit Dorn auf der Rückseite. Dieser Dorn diente zum Durchbohren schwerer Rüstungen.

Quellen

Die Fotos der Waffen auf dieser Seite wurden mit freundlicher Genehmigung vom Gasthaus „Zur Schauenburg“ in Dossenheim bei Heidelberg zur Verfügung gestellt. Wer gerne in mittelalterlichem Ambiente gute deutsche Kost verzehrt, wird sich hier wohlfühlen. (Diese Werbung ist nicht bezahlt, sondern entspringt unserer Überzeugung)

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde – Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Verlag von E. A. Seemann. Leipzig, 1890.

Funcken, Fred; Funcken, Liliane: Historische Waffen und Rüstungen – Ritter und Landsknechte vom 8. bis 16. Jahrhundert. Bassermann Verlag, 2008.

7 Kommentare:

  1. Coole Website habe mir alle Waffen rausgenommen die ich für den Unterricht brauchte die Bilder sind auch klasse

  2. Aus der Zeit um 1700 habe ich von mehreren Waffen gelesen, die man Zapfen, Spitzen, Obergewehr und Untergewehr nannte.An anderer Stelle sind Hirschfänger genannt. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Untergewehr umgeschnallt oder untergeschnallt wurde und ein Obergewehr über der Kleidung/Uniform zu tragen war. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Zu den Begriffen Zapfen und Spitzen habe ich keine wirkliche Idee, vielleicht war eine Spitze das, was oben als Pike erklärt ist. Kann mir jemand weiterhelfen?
    Falls ja, danke ich schon jetzt für die Bemühungen.

  3. Turnierwaffen

    Ich übertrage gerade einen frühneuhochdeutschen Text über Turnierregeln ins Gegenwartsdeutsch. Der Herausgeforderte darf dabei die Waffen bestimmen. Einer von ihnen besteht auf vier „Tardes/Tardas“ (die geschleudert werden) und einen „Pusikhan“. Was ist das?

    Hans A.

  4. Bestimmung Langwert

    Guten Tag,

    Ihre Website ist wirklich sehr informativ und gut verständlich, wirklich toll gemacht. Ich habe jedoch eine Frage. Unter „Angriffswaffen“ Bild 61 befindet sich ein Langschwert, dessen Alter mich genauer interessiert, da ich durch ein Erbe ein sehr ähnliches habe. Kann ein Zeitraum bestimmt werden, in dem genau dieses Schwert häufiger vorkam?

    Danke im Voraus und freundliche Grüße
    Nicole W.

  5. Streitflegel

    Ich besitze einen Streitflegel, wohl original aus dem Mittelalter. War ein Fund meines Urgroßvaters um 1900 bei Feldarbeiten im Beisein meiner Großmutter. Der Flegel hängt seit mehr als 40 Jahren fest verschraubt bei mir als Deko an der Wand.
    Damit er nicht in falsche Hände gerät, würde ich das Teil gerne einem Museum zur Verfügung stellen.
    Abbildungen sind vorhanden.

    • Museum im Zeughaus, Mittelalterzentrum Vechta

      Hallo,
      wir sind ein Mittelaltermuseum und immer auf der Suche nach möglichen Originalen. Falls der Streitflegel noch nicht abgegeben, veräußert wurde, hätten wir möglicherweise Interesse an der Waffe. Es wäre nett, wenn Sie uns Fotos zusenden könnten.
      http://www.museum-vechta.de
      Beste Grüße
      Axel Fahl-Dreger
      Museumsleiter

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