Frauen im Mittelalter

Einführung:

Über Frauen im Mittelalter gibt es nur wenige Quellen und Informationen. Und wenn, dann meist aus der Oberschicht. Es gibt nur wenige Zeugnisse darüber, wie Frauen im Mittelalter allgemein gelebt haben. Man kann lediglich sagen, dass die Frauen nicht so schwach und ängstlich waren, wie es gerne dargestellt wird.

Sie standen ihren Männern ehrenhaft und tatkräftig zur Seite – sei es bei der Arbeit oder dem Vergnügen. Schon damals waren Frauen ein starkes Geschlecht, das dieselben Aufgaben und Tätigkeiten übernahm, die auch ein Mann hatte. Es gab aber auch schwache, unterwürfige und ruhige Frauen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass diese dann von ihrem Mann unterdrückt wurden.

Bereits im Mittelalter waren die Fähigkeiten von Frauen vielseitig, sodass sie privat und beruflich nahezu überall tätig waren. Sie tanzten, sangen, nähten, kochten. Aber sie unterrichteten auch und kümmerten sich um die Erziehung der Kinder. Und trotzdem unterstützten sie auch ihre Männer auf dem Feld oder in der Scheune, wenn Kühe gemolken, Schweine ausgenommen und Schafe geschert wurden.

Aber dennoch galten Frauen als minderwertig, hatten weniger Rechte und dafür umso mehr Pflichten. Je niedriger der Stand einer Frau war, desto weniger durfte sie frei entscheiden. Dementsprechend wichtig war es für eine Frau bestmöglich versorgt zu sein. Trotz ihrer vielseitigen Fähigkeiten, lagen die Hauptaufgaben einer Frau innerhalb der Familie. Nur wenige Frauen schafften es berühmte, einflussreich und vor allem angesehen zu werden.

Eine Frau nimmt dem Gärtner die Axt weg und fällt ihn selbst
„Als die Frau sah, daß der Gärtner sich nicht dazu verstehen wollte, nahm sie ihm die Axt aus der Hand, hieb den Baum selber um und hieß ihn heimtragen.“ aus 202 Holzschnitte nach Zeichnungen von Ludwig Richter, Seite 130, Otto Wigand Verlag, Leibzig 1864, Zweite Auflage

Inhalt

Das mittelalterliche Frauenbild

Das mittelalterliche Frauenbild wurde vor allem durch die antiken Philosophen, wie Aristoteles und Hippokrates, sowie natürlich durch die Bibel geprägt.

Die Philosophen gingen davon aus, dass die Frau vor dem Mann erschaffen worden war und dabei einen unvollkommenen Versuch darstelle. Diese Unvollkommenheit der Frau gründete man auf Vergleiche des weiblichen Körpers mit dem männlichen: die Frau sei kälter und feuchter als der Mann und es fehle ihr im Vergleich zu ihm an körperlicher Kraft. Daher sei die Frau eher passiv als aktiv und besser für Tätigkeiten im häuslichen Bereich als für solche in der Öffentlichkeit geeignet. Des Weiteren ging man davon aus, dass die Frau dem Manne auch geistig unterlegen war. So sei das Temperament der Frau durch geistige Unbeständigkeit, eine schwache Vernunft, sowie der Tendenz sich zu plötzlichen Leidenschaften wie Hass, Rache, Ärger, Angst, etc. hinreißen zu lassen, gekennzeichnet. Um dieser Unbeständigkeit entgegenzuwirken, müsse die Frau von ihrem Mann geführt werden.

Zu diesen, auf der Physiognomie der Frau basierenden Ideen, trat, mit der Verbreitung des Christentums, das biblische Frauenbild. Auf den biblischen Geschichten basierend leitete man typische, gottgewollte Rollen von Mann und Frau ab. In dem ersten Buch der Bibel (Genesis) schafft Gott Adam vor Eva und Eva wird dann aus der Rippe Adams geschaffen; wegen der Reihenfolge der Schöpfung ging man von einer Nachrangigkeit der Frau aus. Diese Nachrangigkeit wird durch die Vertreibung aus dem Garten Eden, den laut Bibel Eva zu verschulden hat, weiter gerechtfertigt. Im Neuen Testament heißt es in den Paulusbriefen, dass es der Frau verboten ist zu lehren und zu herrschen. Denn es ist der Mann, welcher Macht ausüben darf und nicht die Frau und schon gar nicht über den Mann.

Natürlich waren diese komplexen Theorien nur den gebildeten Leuten des Mittelalters, also den Kirchenmännern, bekannt. Im einfachen Volk dürfte dieser theoretische Hintergrund keine Rolle gespielt, ja, nicht einmal bekannt gewesen sein; hier war nur klar, dass die Frau ihrem Manne und die Tochter ihrem Vater untergeordnet war und ihm zu gehorchen hatte.

Die Lebensalter: junges Mädchen, Ehefrau/Mutter, Witwe

In der mittelalterlichen normativen Literatur wird das Leben der Frau in drei Phasen eingeteilt, die mit bestimmten, sehr klaren Rollen verbunden sind: die Zeit als junges Mädchen (oder auch Jungfer/ Jungfrau), die Zeit als Gattin und Mutter und schließlich die Zeit als Witwe.

In ihrer Jugend, also in der ersten Lebensphase, stand die Frau unter der Vormundschaft ihres Vaters, welcher für ihr Benehmen und für ihre Taten verantwortlich war. Vor Gericht vertrat er sie (eine Frau konnte dort in der Regel nicht auftreten, da sie nicht rechtsfähig war; in der zweiten Lebensphase würde ihr Mann die Verantwortung für sie tragen). Die Zeit im Haus des Vaters stand im Zeichen der Vorbereitung auf ihr späteres Leben als Ehefrau und Mutter. Alles Notwendige hierfür sollte ihr von der Mutter beigebracht werden.

Wenn dann der Moment der Vermählung gekommen war, siedelte die Jungfer, die nun zur Frau wurde, in den Haushalt ihres Gatten um. Es ist schwierig zu sagen, in welchem Alter geheiratet wurde, da dies standesabhängig war. Im Hochadel wurden Töchter mitunter sehr früh, sogar schon im Kindesalter verheiratet (so heiratete Isabelle, Tochter des französischen Königs Charles VI im Alter von nur sechs Jahren den verwitweten König von England, Richard II). Solche Ehen dienten natürlich politischen Verbindungen.

Im Volk heiratete man später, oft sehr viel später. Im Durchschnitt kann man wohl

sagen, dass die Braut knapp unter 20 Jahre alt war, ihre Ehemänner oft um einiges älter. Allgemein gilt, dass ein Mädchen mit 14 Jahre als erwachsen und damit als heiratsfähig galt. Aber auch Ehen im Volk wurden nicht aus Liebe, sondern aus pragmatischeren Gründen, wie z.B. Mitgift, einer Standeserhöhung, oder einfach der Verbindung zweier Familien eingegangen.

Die Ehefrau war für den Haushalt, in dem sie nach der Hochzeit lebte, verantwortlich. Ein solcher Haushalt konnte, je nach Standeszugehörigkeit und nach Vermögen, sehr groß sein oder aber nur die Kernfamilie, also Ehemann und Kinder umfassen. Der Frau oblag die Sorge für das Innere, also der Kindererziehung und das Kochen, sie musste aber auch gegebenenfalls ihrem Mann bei der Arbeit auf dem Feld oder in der Werkstatt helfen.

Häufig gab es einen bedeutenden Altersunterschied zwischen den Ehepartnern, da sich der Mann erst verheiratete, oft erst verheiraten konnte, wenn er finanziell abgesichert war. Daher kam es nicht selten vor, dass die Frau nach einigen Ehejahren verwitwete.

Für eine Witwe gab es nun zwei Möglichkeiten. Sie konnte sich wiederverheiraten, was besonders für Handwerkerwitwen wichtig war, da ihnen häufig die Weiterführung des Betriebes nur befristet erlaubt war. Sie konnte aber auch unverheiratet bleiben. Wenn die Witwe über genug Geld verfügte, konnte sie sich in ein Kloster oder in ein Stift zurückziehen und dort ein frommes Leben führen. Es ist wenig überraschend, dass diese Option von den Kirchenlehrern und den Verfassern der normativen Literatur vorgezogen wurde. Für Handwerkerwitwen oder ärmere Frauen war es aber häufig nicht möglich unverheiratet zu bleiben.

Nonnen und Beginen

Es gab für Frauen im Mittelalter nicht viele Möglichkeiten ein Leben außerhalb der für sie vorgesehenen Rolle als Ehefrau und Mutter zu führen. Eine solche Möglichkeit stellte das Leben als Nonne dar. Die Entscheidung Nonne zu werden lag nicht bei der Frau selbst, sondern wurde meistens von den Eltern getroffen. Oft gaben die Eltern ihre Tochter schon sehr jung ins Kloster. Dort genossen die Mädchen eine Ausbildung, die dem weiblichen Geschlecht sonst nicht zuteil wurde. Sie lernten Lesen, Schreiben und Latein. Die Eltern zahlten beim Eintritt der Tochter einen bestimmten Betrag an das Kloster; diese Spende war nicht unbedeutend, fiel aber geringer aus als die Mitgift, die bei einer Verheiratung zu zahlen wäre. Wegen dieser Spende (und manchmal auch weil adlige Abstammung eine Aufnahmevoraussetzung war) blieben die meisten Klöster Frauen aus den unteren Schichten verschlossen. Nur im Laufe des 11. und 12. Jahrhundert änderte sich dies kurzzeitig in Folge eines Bevölkerungswachstums und einer Welle von Klostergründungen; neu gegründete Klöster standen häufig am Anfang auch Frauen vom Rande der Gesellschaft offen.

die Heilige Elisabeth von Thüringen verteilt Essen an ArmeDie heilige Elisabeth (von Thüringen) ist für ihre Nächstenliebe bekannt. Auf diesem Bild reicht sie den Armen und Hungernden etwas zu Essen.
Bild nach einem Gemälde von A. Matignon. Gescannt aus: Adolf Bär, Paul Quensel (Hrsg.): Bildersaal Deutscher Geschichte. Zwei Jahrtausende deutschen Lebens in Wort und Bild. S. 68. Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Berlin, Stuttgart, Leipzig o. Altersangabe, 1890.

 

Das Klosterleben bot den Nonnen ein Stück Unabhängigkeit, über viele Dinge im Klosteralltag konnten sie selbst entscheiden und ihr Leben selbst organisieren. Im religiösen Bereich blieben sie aber von männlichen Klerikern abhängig. Es war ihnen nicht erlaubt die Beichte abzunehmen oder die Messe zu lesen, jede liturgische Handlung war ihnen untersagt.

Besonders ab dem 13. und 14. Jahrhundert lässt sich ein weiteres Phänomen feststellen. Alleinstehende Frauen und Witwen, ungeachtet des Standes, schlossen sich zu religiösen Gemeinschaften zusammen und lebten häufig auf sogenannten Beginenhöfen zusammen. Diese Beginen legten nur ein Gelübde auf Zeit ab und es war ihnen möglich nach Ablauf des Gelübdes zu heiraten und wieder ein weltliches Leben zu führen. Die Beginen, wurden vom Klerus nicht gerne gesehen und mitunter bekämpft, so kam es immer wieder zu Verfolgungen. Nichtsdestotrotz erfreuten sich die Beginenhöfe großen Zulaufs, sicher auch aus Mangel an Alternativen für die Frauen.

Arbeitende Frauen – Hebammen

Man geht davon aus, dass bis ins Hochmittelalter hinein die medizinischen Berufe außerhalb der Klöster vor allem Frauensache waren. Mit der Zeit aber wurden die Frauen mehr und mehr aus diesen Berufen verdrängt. An ihrer statt wirkten nun professionelle Heiler wie Chirurgen, Bader oder studierte Ärzte, so genannte Medici. Zwar agieren Frauen auch im Spätmittelalter noch als Heilerinnen und waren häufig besonders wegen ihres Kräuterwissens geschätzt, aber man darf sie sich nicht als „Ärztinnen“ vorstellen; der Zugang zur professionellen Medizin war ihnen untersagt. Lediglich die Geburtshilfe blieb alleine Frauen zugänglich. Über das Wissen und Können der Hebammen lässt sich heute schwerlich urteilen, man kann aber wohl sagen, dass die Versorgung in den Städten besser und die Hebammen dort professioneller waren als auf dem Land.

Auf dem Land wurde die Geburtshilfe von Nachbarinnen geleistet, in der Stadt war seit dem Spätmittelalter eine Lehrzeit zu absolvieren und mitunter auch eine Prüfung abzulegen, bevor eine Hebamme die Zulassung erhielt. Das Ansehen der Hebammen war ambivalent. Oft wurde der Hebammenberuf zu den unehrlichen Berufen gerechnet (dies war lokal verschieden) und Hebammen wurden häufig der Hexerei verdächtigt; besonders in der frühen Neuzeit kam es hier zu schlimmen Verfolgungen. Zum Teil wurden den Hebammen aber auch Privilegien zuteil und ihnen z.B. von der Stadt eine Unterkunft gestellt, etc. Fakt ist, dass der Hebammenberuf eine der ganz wenigen Möglichkeiten war eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen. Die Zahl der städtischen Hebammenstellen war aber wohl sehr beschränkt. Für das Mittelalter liegen keine Zahlen vor, aber im Köln des 17. Jahrhunderts kamen auf 10 000 Einwohner nur sieben Hebammen, einige Jahrhunderte zuvor wird es damit nicht besser ausgesehen haben.

Quellenproblematik

Wir haben verhältnismäßig wenige Zeugnisse über mittelalterliche Frauen. Viele davon beschäftigen sich allein mit adligen Frauen, zeigen also nur einen kleinen Ausschnitt der mittelalterlichen Gesellschaft. Ein großer Teil der schriftlichen Überlieferung stammt aus den Federn von Klerikern, also Mönchen, Bischöfen, etc. Auch diese Zeugnisse sind also einseitig, weil sie von einem Weltbild, nämlich dem der Kirche, geprägt sind. Man muss daher mit all diesen Quellen vorsichtig umgehen und sie immer kritisch hinterfragen. Auch ist es ob der Dürftigkeit nicht, oder nur sehr bedingt, möglich, bestimmte Bereiche zu beleuchten; die Frauen in den städtischen Unterschichten oder auf dem Land entgleiten uns so z.B. fast gänzlich.

 

Quellen: Artikel ohne Quellenangaben wurden aus dem Gedächtnis des Autors niedergeschrieben, da sie ein Thema meist nur oberflächlich behandeln und das derzeitige allgemein anerkannte Wissen widerspiegeln. Ein Buch, mit dem wir einen sehr guten Überblick und viel Wissen über das Mittelalter erhalten haben, ist das großformatige Bilderbuch „Alltag im Mittelalter“ von Rolf Schneider. Dieses lohnt sich für Jeden, der einen Einstieg in das Thema „Mittelalter“ sucht:

Ein Kommentar:

  1. Guten Tag,
    mich würde interessieren, wer der Autor dieses Textes ist. Warum geben Sie ihn hier nicht mit an?
    Mit freundlichem Gruß,
    Rieke Tabeling

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