Kaiser Karl IV.

Karl wurde ursprünglich auf den Namen Wenzel getauft. Mit sieben Jahren wurde er allerdings, bei seiner Firmung, in Karl umbenannt. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von Kummer und Leid. So wurde er mit drei Jahren seiner Mutter entzogen, die er aller Wahrscheinlichkeit nach, nie wieder gesehen hatte, da er einige Jahre im Burgkeller eingeschlossen war.

1323 kam er zum Pariser Hof, wo ihm französische Bildung, Kultur und Politik vermittelt wurde. 1330 vermittelte ihm sein Großonkel Balduin, der Erzbischof von Trier, auch deutsche Inhalte.

Karls Versuch, gemeinsam mit seinem Vater, in Italien eine luxemburgische Herrschaft zu errichten scheiterte. Doch die Jahre in Italien waren nicht vergebens. Neben erfolgreich geführte Schlachten beendete Karl dort außerdem seine Ausbildung. 1333 ernannte ihn sein Vater zum Landgrafen von Mähren. 1340 erblindete Karls Vater, weshalb Karl die gesamte Politik leitete und zwischen 1334 und 1346 als Stellvertreter in Böhmen fungierte. Karl musste sich in Verwaltung, Herrschaft und Politik bewähren und die Jahre prägten ich. Er ging als erfolgreicher Territorialpolitiker aus dieser Herausforderung hervor. Dadurch wurde er aber mehr und mehr zum Gegner Kaiser Ludwig IV.. 1346 wurde er Karl sogar von fünf Kurfürsten gegen Ludwig gewählt.

Im selben Jahr verstarb sein Vater und Karl wurde im November gekrönt. Die meisten waren aber noch auf der Seite, des durch den Papst gebannten, Ludwig. Nach dem Tod Ludwigs, im Jahr 1347, konnte Karl allerdings jegliche Konkurrenz friedlich beseitigen und wurde letztendlich legitimiert. 1349 kam es zur Neuwahl und in folge dessen auch zur neuerlichen Krönung, wodurch die Ereignisse von 1346 überschattet und jegliche Zweifel ausgeräumt wurden.

Karls Regentschaft war allerdings alles andere als einfach. Er hatte nicht nur gegen gängige territoriale und politische Bedrohungen zu kämpfen, sondern auch gegen die Pest, die einen Großteil der Reichsbevölkerung tötete. Außerdem wurden die Städte immer größer und mächtiger. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts bildeten sich Städtebünde:
Der Rheinische Städtebund wurde erstmals 1254 gegründet und erhielt 1381 einen Nachfolger. Zuvor gründete sich 1376 der schwäbische Städtebund. Ebenfalls in den 1370ern bildeten sich Ritterbünde. 1382 folgte der niedersächsische Städtebund.

Nachdem die unvorhersehbaren Bedrohungen und Probleme überstanden waren, drängte man zu einem Italienzug, da er ohnehin nach der Kaiserkrönung strebte. Doch Karl machte sich stattdessen ganz unspektakulär, ohne Heer, im Jahr 1354, auf den Weg nach Italien, wo er 1355 in Mailand die „eiserne Krone“ erhielt und drei Monate später in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Kurz darauf verließ er Italien aber auch gleich wieder.

Karl mischte sich kaum in Schlachten und Konflikte ein, sondern machte lieber Politik und neue bzw. überarbeitete Gesetze. So veranlasste er beispielsweise eines der wichtigsten Grundgesetze des Mittelalters, das bis ins 19. Jahrhundert Gültigkeit besaß: die Goldene Bulle. Im Grunde beinhaltete dieses Gesetz vieles, das bereits im gültigen Reichsrecht verankert war. Neu waren allerdings die Regelungen zur Königswahl. Neben den genauen Benennungen der Wahlberechtigten (7 Kurfürsten: 3 geistliche, 4 weltliche), wurde auch der Ablauf der Wahl bis ins kleinste Detail festgelegt. Durch dieses Gesetz wurde außerdem der Übergangszeitraum zwischen dem alten und dem neuen König geregelt.

Doch nicht jeder war mit der neuen Regelung einverstanden. So gefiel es dem Papst ganz und gar nicht, dass nun die päpstliche Einmischung in die Königswahl gesetzlich verhindert wurde. Schließlich sah man in der Kirche die Königswahl als päpstliche Würde an. Auch der Habsburger Rudolf IV. war alles andere als einverstanden mit der Tatsache, dass er als Herzog von Österreich nicht zu den sieben wahlberechtigten Kurfürsten gehörte. Er fälschte daraufhin das Privilegium Maius, das auf dem Privilegium Minus basierte, um seine Stellung im Reich zu verbessern und zu stärken. Fälschungen dieser Art waren im Mittelalter Gang und Gebe. Dennoch gilt die Fälschung des Privilegium Maius als größter und spektakulärster Fälschungskomplex dieser Zeit.

Karls Ziele waren eindeutig. Zum einen war er der Auffassung, dass lediglich der mächtigste Landherr Kaiser sein und Autorität besitzen konnte. Also hatte der Territorienerwerb höchste Priorität. Des Weiteren wollte er die böhmische Monarchie weiter ausbauen. Allerdings war dieses Ziel von Hindernissen umstellt. So verhinderte beispielsweise der Aufstand des böhmischen Adels 1355 ein böhmisches Staatsgrundgesetz: die Maiestas Carolina.

Dennoch gelang Karl, durch seine dritte Heirat, die Ausbreitung seines Hauses. Verbindungen nach Ungarn und Polen waren dafür ausschlaggebend. Eine vierte Ehe ermöglichte außerdem das Vordringen zur Ostsee. „Für Karl IV. war ein starkes Böhmen die Basis einer gesunden Reichspolitik.“1

Karl war berechnend und wog stets alle Risiken ab. Er tat nichts unüberlegt und nur wenn einen Vorteil daraus zog. Oft hielt er sich gänzlich raus, ließ die anderen Parteien agieren und profitierte von deren Auseinandersetzungen. In den letzten Jahren vor seinem Tod zog sich Karl mehr und mehr zurück. Er war kampfesmüde und hielt den Frieden nur noch durch intelligente Diplomatie aufrecht. Nur dadurch, dass er für ein Gleichgewicht zwischen Papst und Kurfürsten sorgte, war es ihm möglich noch zu Lebzeiten für seine Nachfolge zu sorgen und die Wahl seines Sohnes Wenzel zum römisch-deutschen König zu regeln.

Karls Augenmerk lag immer auf Böhmen du daraus resultierend auf Prag. Durch seine wirtschaftliche und kulturelle Förderung erlebte Prag einen immensen Aufschwung. Karl war der erste Kaiser im Mittelalter, der eine ständige Residenz hatte. Bereits während seiner Zeit als Markgraf förderte er die Hauptstadt Böhmens in jeglicher Art und Weise; vom Neubau bedeutender Architektur, über den Wiederaufbau alter Gebäude und Denkmäler, bis hin zur Ernennung Prags zum Erzbistum.

Karl IV. war einer der größten Wohltäter und Spender Europas. Er war Neuem gegenüber immer aufgeschlossen, wie zum Beispiel dem italienischen Frühhumanismus. Er sprach fünf Sprachen fließend, war ausschlaggebend für die böhmische Kirchenreform und für die Gründung der ersten deutschen Universität in Prag, damit die Studenten nicht ganz nach Frankreich oder Italien reisen mussten. Das Interesse an Bildung und Wissen lag ihm sehr am Herzen.

Er regierte 32 Jahre lang, bevor er, an Gicht leidend, 1378 in Prag verstarb.

Karl IV. brachte eine Art Modernität in Königtum. Er verband Landes-, Reichs-, Europa- und Kirchenpolitik mit einer gewissen Distanz zu sich selbst, was flächendeckend friedlicher verlief, als unter den anderen Herrschern, die weniger nüchtern und unparteiisch vorgingen. Karl gilt nach wie vor als einer der wichtigsten und revolutionärsten Kaiser, dessen Blick stets Richtung Zukunft gerichtet war.

Quelle:
G. Hartmann, K. Schnith (Hrg.): Die Kaiser: 1200 Jahre europäische Geschichte, Marix, Wiesbaden 2006, S. 421-427

Fußnote:
1G. Hartmann, K. Schnith (Hrg.): Die Kaiser: 1200 Jahre europäische Geschichte, Marix, Wiesbaden 2006, S. 425

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