Schlacht bei Stillfried

Die Schlacht bei Stillfried am 26. August 1278

Der deutsche König Rudolf von Habsburg unternahm einen Feldzug gegen den aufständischen Ottokar, König der Böhmen, über den er zuvor die Reichsacht ausgesprochen hatte. Das Heer von Ottokar bestand aus 12.000 Mähren, 10.000 Böhmen und Söldnern aus Bayern. Außerdem befanden sich darunter noch Hilfstruppen aus Rotpreußen, Pommern, Polen, Sachsen, Schlesien, Brandenburg und der Lausitz, die zusammen 20.000 Mann ausmachten. Mit seinen insgesamt 45.000 Soldaten machte sich Ottokar auf zur Belagerung von Laa.

Auf der anderen Seite versammelte Rudolf von Habsburg die Reichstruppen in der Nähe von Marchegg. Bis Mitte August fanden sich dort 15.000 Mann zusammen. Rudolf ließ ein verschanztes Lager errichten und wartete auf die Truppen aus Krain, Steiermark und Kärnthen. Außerdem sollten noch 20.000 Ungarn und zahlreiche armenische Bogenschützen ankommen, die von König Ladislaw über die Donau zu ihm geschickt wurden.

Zu dieser Zeit belagerte Ottokar mit seinem Heer noch die Stadt Laa. Innerhalb des Heeres befehligte Milota von Diedicz den Teil der 12.000 Mähren. Milota war aber wiederholt von Ottokar beleidigt worden und hatte daher Grund, diesen zu hintergehen. Von Laa aus ließ er König Rudolf daher wissen, dass in dem Heer von Ottokar keine Ordnung und Disziplin herrschte, und dass ein Großteil der Soldaten raubend und plündernd umherzogen.

König Rudolf sah durch diese Nachricht eine Chance, Ottokars zerstreutes Heer zu besiegen und beschloss den Angriff auf die Böhmen. Am 20. August zog Rudolf von Marchegg über den Weidenbach in das Lager von Schönkirchen, Weikendorf, Zwerndorf. Als Ottokar davon Kunde erhielt, beendete er die Belagerung von Laa und marschierte mit seinem Heer über Pogsdorf am Zajabach entlang an die March. Von dort aus ging es weiter über Jedenspeigen, Dürrenkrut und Stillfried. Als Ottokar nur noch gut einen Kilometer von Heer Rudolphs entfernt war, ließ er ein Lager errichten. Der rechte Flügel seines Heeres stand am Traunwald bei Schweinbart, die Mitte bei Matzen und Brodes und der linke Flügel an der March bei Anger.

Fünf Tage später rückte Rudolf mit seinem gesamten Heer vor, um die Böhmen anzugreifen. Ottokar trat jedoch seinen Rückzug an, sobald sich Rudolfs Heer in Bewegung setzte. Und zwischen Spannberg, Ebental und der March machte er Halt. Daraufhin bezog Rudolf eine Stellung hinter Stillfried, die nach Westen bis Schweinbart im Weidental reichte. Dort erteilte Rudolf von Habsburg einigen jungen Edelleuten den Ritterschlag, um ihre Motivation für den Kampf zu steigern.

Am Morgen danach (26. August) stellte Rudolf sein Heer zum Angriff auf. Aber Ottokar hatte schon in der Nacht den Rückzug über Weikendorf, die hohe Straße und Dürrenkrut in Richtung Jedenspeigen, Drossing und Zisterdorf angeordnet. Rudolf folgte Ottokar in Schlachtordnung von Stillfried über Ebental und den Sulzbach. An der Spitze Rudofs Heeres marschierten die Ungarn in drei Gefechtseinheiten. Das erste wurde befehligt von Palatin Matthäus, das zweite von Graf Stephan von Schildberg und das dritte von König Ladislaus selbst.

Hinter dem ungarischen Teil folgte König Rudolf mit den Truppen aus dem Rheinland, Helvetien, Schwaben, Steiermark, Krain, Kärnthen, Tirol und Salzburg. Die letzte Gefechtseinheit bildeten die österreichischen Vasallen. Der fast 100jährige Ritter Konrad von Haslau trug das Banner Österreichs. Die Truppen wurden befehligt von Heinrich von Liechtenstein. Die Reserve bildeten größtenteils auserlesene Truppen aus Österreich, die von dem kriegserfahrenen Ritter Ulrich von Capell geführt wurden. Das vorrückende Heer wurde von der leichten, ungarischen Reiterei gedeckt. Noch vor der Front hatten sich die cumanischen Bogenschützen aufgestellt.

Zwischen Dürrenkrut und Jedenspeigen holte die Vorhut das böhmische Heer ein und brachte es durch wiederholte Angriffe zum Stehen, so dass Ottokar nicht länger einer Schlacht ausweichen konnte. Er nahm mit seinem in sechs Einheiten geteilten Heer eine Stellung ein, die von der March über die Höhen westlich bis an den Steinberg reichte.

Auf dem rechten Flügel standen die 10.000 Böhmen mit Inzersdorf und Zistersdorf in ihrem Rücken. In der Mitte stand die zweite Einheit aus Sachsen, Lausitzern und Brandenburgern, die von dem Markgrafen „Otto mit dem Pfeile“ angeführt wurden. Daneben stand die dritte Heereseinheit aus Schlesiern, Pommern und Polen. Der linke Flügel wurde aus Russen und Halitscher gebildet, die von ihrem König Leo befehligt wurden. Diese Heereseinheit dehnte sich zwischen Dürrenkrut und Jedenspeigen bis an die March aus. Hinter dem böhmischen Heer stand das sechste Korps mit 12.000 Mähren unter Milota von Diedicz als Hauptreserve zwischen Zisterdorf und Jedenspeigen.

Während das böhmische Heer von Ottokar zum Kampf geordnet wurde, überschritt Rudolf mit seinem Heer den Sulzbach und stellte seine Heeresteile in Schlachtordnung auf. Der König von Ungarn traf mit seinen Truppen zuerst auf dem Kampfplatz ein. Er begab sich rechts an die March, Dürrenkrut vor der Front und bildete den rechten Flügel. Daneben in die Mitte stellte König Rudolf die Truppen aus Schwaben, dem Elsaß, der Schweiz, Krain, Kärnthen, Tirol und Steiermark. Die österreicher bildeten dabei den linken Flügel. Hinter der dem mittleren Heeresteil, in der Nähe von Spannberg, stand Ulrich von Capell mit dem Reserveheer.

König Rudolf ritt vor seinen Soldaten entlang und ermahnte sie zur Tapferkeit; mit großem Jubel wurden seine Worte empfangen. Der Schlachtruf der Deutschen sollte lauten: „Christus!“ Auf der Seite der Böhmen wurde der Schlachtruf „Prag“ ausgewählt.

Rudolfs Heer sollte nach seinem Plan in halbkreisförmiger Stellung angreifen. Dabei sollte die Mitte zurückbleiben und beide Flügel schneller vorrücken. So sollten die Gegner eingeengt und umschlossen werden. Aber diese Plan wurde durch einen Zwischenfall vereitelt: Noch als keine Seite zum Angriff geblasen hatte, ging das Pferd des schwäbischen Ritters Heinrich von Schorlin durch. Es preschte aus der Heeresmitte aus der Einheit des Bischofs von Basel, die König Rudolf zunächst als Leibwache umgab, hervor und stürzte sich mit seinem Reiter auf die feindlichen Reihen.

Dadurch wurden die Basler Reiter mitgerissen und stürzten sich ebenfalls auf die Feinde. Diesen folgte die gesamte Mitte und der linke Flügel. Währenddessen waren auch die Ungarn am rechten Flügel vorgerückt und hatten in den feindlichen Reihen aus Schlesiern, Polen und Rotpreußen ein großes Blutbad angerichtet. Aber das Heer Ottokars behauptete seine Stellung durch die Worte des Königs angefeuert. Über zwei Stunden dauerte der Kampf, ohne dass etwas entscheidendes geschah. Da begannen die Ungarn und Deutschen durch die ungeheure Anstrengung in der Sommerhitze zu ermüden und wurden niedergeschlagen. Große Verluste erlitten die Österreicher am linken Flügel. Und dann gelang es ihnen, die Böhmen am linken Flügel zu durchbrechen.

Währenddessen stürzten sich König Rudolf und der Markgraf von Hochberg mit den Rittern aus Schwaben, Franken, der Schweiz und vom Rhein in die Mitte des Feindes. Dort standen ihnen die Brandenburger, Sachsen, Bayern und ein Teil der Polen gegenüber. Rechts und links von König Rudolf kämpften die Krainer, Kärnthner, Salzburger, Tiroler und Steiermarker. Die Schwaben schlugen den Markgrafen von Brandenburg und seine Sachsen in die Flucht. Ähnlich tapfer kämpften auch die Steiermarker und Salzburger.

Der Sieg schien sich dem deutschen König zuzuwenden. Da wurde Rudolf selbst, auf dessen Kopf Ottokar zuvor ein Kopfgeld ausgesetzt hatte, von mehreren polnischen Rittern angegriffen und durch einen Thüringer sein Pferd getötet. In diesem Augenblick bildete die Leibwache Rudolfs einen Wall um ihn und schützte ihn gegen weiter Angriffe. Dann erschien Ulrich von Capell mit der Reserve des deutschen Heeres. Rudolf setzte sich an die Spitze der Reserve und stürzte sich erneut auf die Mitte der Böhmen.

Als diese Reserve die feindliche Mitte überraschte, kam die Nachricht, dass die Österreicher den rechten Flügel der Feinde überworfen hatten. Da rief der listige Markgraf von Hochberg mit schallender Stimme: „Die Feinde fliehen!“ und das gesamte deutsche Heer wiederholte den Siegesruf. Die Mitte der Feinde stutzte, es kehrte Unordnung bei ihnen ein und schon begannen einzelne Soldaten die Flucht. Kurz darauf war das Schlachtfeld von zusammenhangslosen Scharen aus Bayern, Böhmen, Polen und Reußen bedeckt.

König Ottokar erkannte diesen entscheidenden Augenblick und gab seinem Anführer der Reserve, Milota von Diedicz, den Befehl sich mit den 12.000 Mähren einzugreifen. Er sollte die Fliehenden in die Schlacht zurückführen und die Deutschen, die beim Verfolgen selbst in Unordnung geraten waren, anzugreifen. Aber der Verräter Milota freute sich über diesen lange ersehnten, günstigen Augenblick der Rache. Er täuschte vor, zum Kampf in die Mitte der Deutschen vorzudringen, wozu ihm Ottokar folgte, um den Sieg mitzuerleben. Doch als Milota in der Nähe der Feinde ankam und Ottokar mitgezogen hatte, wandte er sich mit seinen Mähren zur Flucht.

So wurde der böhmische König Ottokar von den Feinden eingeholt. Seine Begleiter wurden niedergeschlagen, das Pferd unter ihm erstochen und er selbst starb von 17 Wunden durchbohrt. Der Tod Ottokars besiegelte auch das Ende seines Heeres. Alle Truppenteile wandten sich in wilder Flucht zurück auf die March und die Taja zu, um dahinter Rettung zu suchen. Aber ein Teil der Flüchtenden wurde von den leichten ungarischen und cumanischen Reitern eingeholt und totgeschlagen. Andere Teiles des fliehenden Heeres fanden in den Fluten der Flüße ihren Tod.

Insgesamt starben an diesem Tag 14.000 Mann und unzählige wurden gefangen genommen. Außer die Mähren, die den König Ottokar verraten hatten, entkamen mit ihrem Anführer Milota in ihr Vaterland. Das böhmische Heer verlor außerdem sein gesamtes Gepäck und alle Kriegsmaschinen. [2, S. 294-301]

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