Schlacht bei Lipan (tschechisch Lipany – 30. Mai 1434)
Die Calixtiner (=gemäßigte Hussiten) hatten sich endlich den Beschlüssen der Basler Kirchenversammlung unterworfen und sich mit den Böhmen gegen die Taboriten (=radikale Hussiten) verbündet. Gemeinsam wollten sie die Taboriten vollständig zerschlagen. An der Spitze des böhmischen Adels stand Graf Mainhard von Neuhaus, dessen Heer aus 1.000 Reitern, 10.000 Fußsoldaten und 700 Kriegswagen bestand. Bei der Stadt Lipan bezog er am 28. Mai Stellung. Ihm Gegenüber hatte sich Prokop der Große mit seinen Hussiten hinter einer festen Wagenburg verschanzt.
Graf Mainhard kannte die Unbezwingbarkeit der Hussiten hinter dem Schutz ihrer Wagenburg, weshalb er versuchte, sie aufs freie Feld in eine offene Schlacht zu verwickeln. Dazu täuschte er einen Angriff vor und ließ seine Truppen auf die Wagenburg der Hussiten zustürmen. Während dieses Angriffs gaben die Angreifer jedoch vor, erneut verängstigt zu sein und flohen zurück. Die Hussiten, die solche Reaktionen kannten, witterten ihre Chance und verfolgten die vorgeblich Fliehenden.
Mittelalterliche Wagenburg. Federzeichnung aus dem Handbuch des Fürsten Waldburg-Wolfegg. Aus: Monographien zur deutschen Kulturgeschichte. Band 1: Georg Liebe: Der Soldat in der deutschen Vergangenheit. S. 8. Diederichs Verlag. Jena, 1899.
Doch plötzlich, auf ein Zeichen hin, wandten sich Soldaten des Reichsheeres um, formierten sich und gingen auf die überraschten Hussiten los. Diese wiederum befanden sich nicht in Formation, da sie ein leichtes Abschlachten des Gegners vermuteten, und waren dadurch in erheblichem Nachteil. Sie wurden zurückgedrängt und, da sie ihre Wagenburg für die Verfolgung geöffnet hatten, gelangten die Reichsritter ebenfalls in das Innere der Wagenburg, wo ein schreckliches Handgemenge stattfand.
In dieser Schlacht mussten die Hussiten eine vollständige Niederlage einstecken. Die wütenden Soldaten des Reiches töteten bis auf 300 Hussiten, die fliehen konnten, restlos alle. Unter den Überlebenden befanden sich auch beide Prokope, die tapfersten Feldherren der Hussiten seit Ziskas Tod. [2, S. 1067f]