Originalquellen

Original-Quellen über die Pest

Überaus zahlreich sind die Nachrichten über den schwarzen Tod, die sich bei den damaligen Schriftstellern finden. Verhältnismäßig wenige von diesen Nachrichten aber stammen von Ärzten; ein günstiger Umstand hat dazu geführt, dass mehrere, und zwar äußerst wichtige, Aufschriebe von Ärzten seit der Herausgabe des Heckerschen Werkes ans Licht gekommen sind. Aber auch unter den von nichtärztlichen Zeitgenossen des schwarzen Todes herrührenden Urkunden befinden sich mehrere von großer Wichtigkeit.

Inhalt

Überlieferungen von Laien

Das bedeutendste Dokument aus der Zeit des ersten Auftretens der Seuche in Europa ist das von Gabriel de Mussis, das zuerst im Jahre 1842 von Henschel nach einer Handschrift der Rhediger’schen Bibliothek zu Breslau veröffentlicht worden ist. Gabriel de Mussis, ein angesehener Rechtsgelehrter aus Piacenza, lebte in den Jahren 1344 bis 1346 im Orient und beobachtete den Ausbruch des schwarzen Todes in der Krim. Er war unter den Italienern, die vor der Wut der Seuche in ihre Heimat flohen, sie aber unwissentlich mit in ihre Heimat trugen.

Daneben gibt es noch die Aufzeichnungen, die sich bei dem Exkaiser Kantakuzenes über das Auftreten des schwarzen Todes in Konstantinopel finden.

Die berühmteste aller Beschreibungen der Krankheit ist die, die der Verfasser des „Decamerone“ von der Pest in Florenz entwirft. Von allen Zeitgenossen hat Keiner mit so lebendigen Farben das Bild des Schreckens ohne Beispiel und des unsäglichen Jammers gemalt, wie Boccaccio. – Ihm zur Seite stehen die erschütternden Klagen Petrarca’s, des Dichters und Denkers, dem die schwarze Pest das Kleinod seines Lebens, Laura, entriss.

Dies sind die wichtigsten Nachrichten, die uns von Laien überliefert wurden.

Überlieferungen von Ärzten

Die Zahl der von Ärzten verfassten Urkunden ist seit der Herausgabe des Hecker’schen Werkes durch zwei sehr wichtige Schriftstücke vermehrt worden. Das eine, von dem Verfasser dieses Buches ans Licht gezogene, stammt von dem Italiener Dionysius Secundus Colle, das zweite von Littré entdeckte, von dem Belgier Simon von Covino, der als Arzt und Astrologe in Montpellier lebte.

Dionysius Colle beobachtete den schwarzen Tod des Jahres 1348 (den er selbst zu überstehen hatte) und die ihm folgende Epidemie des Jahres 1350 in Oberitalien, wahrscheinlich in der Nähe von Pesaro. Er bemerkt, dass in seiner Jugend eine ähnliche „Pestillentia peripneumonica“ herrschte, die ebenfalls aus dem Orient kam.

Über die Lebensverhältnisse des Simon von Covino ist nur bekannt, dass er in Lüttich geboren wurde, als Lehrer aufgetreten war (im älteren Manuskript heißt er „scolaris“), die Doktorwürde erworben hatte (vielleicht in Paris – alle Nachrichten bei Littré nennen ihn „docteur de Paris“) und als Astrologe einen sehr großen Ruf genoss.

Das Gedicht selbst ist in Montpellier verfasst und in Paris beendet worden. Es führt in den Handschriften den Titel: „De judicio Solis in convivio Saturni.“ Eine andere sehr alte Nachricht hat den Titel: „De convivio Solis in domo Saturni.“ Dieses besteht aus 1132 sehr guten Hexametern, denen in Prosa eine ausführliche Darlegung des Inhalts vorausgeht. Die wichtigste Bemerkung dieser Einleitung ist die, dass der Verfasser versichert, er beschreibe die Krankheit und ihre Verheerungen nicht mit dichterischen Ausschmückungen, sondern der Wirklichkeit gemäß, nach seinen eigenen, an verschiedenen Orten gemachten, Wahrnehmungen. („Et ultimo describo et declaro realiter et non poetice istam mortalilatem quoad suos effectus visos et probatos in diversis partibus.“) – Der bei Weitem größte Teil des Gedichts ist astrologischen Inhalts und erst vom 1044sten Vers an folgt die Beschreibung der Seuche und ihrer Verheerungen.

Danach folgt das, was sich bei Guy de Chauliac findet, der fast einzigen ärztlichen Quelle, die zur Zeit Heckers bekannt war. Die Mitteilungen Guy’s von Chauliac, des Leibarztes Urban’s V., erhalten ihren Wert durch die hervorragende äußere Stellung und die ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung ihres Verfassers. Sie beziehen sich auf das Auftreten des schwarzen Todes zu Avignon in der ersten Hälfte des Jahres 1348 und im Jahre 1360.

Quelle:

  • Heinrich Haeser: Lehrbuch der Geschichte der Medicin und der Volksrankheiten, ab Seite 262, Jena: Friedrich Mauke Verlag, 1845.

Ein Kommentar:

  1. Copyrightrechte für Veröffentlichung auf Internetseite der kath. Kirchengemeinde

    Hallo – wer auch immer für diese Seite Verantwortlich ist. Benötige dringend Kontakt zu Ihnen wegen Copyrightrechte. Planen derzeit einen Beitrag zur Pest und der dazu gehörigen Pestwallfahrt. Freue mich möglichst bald von Ihnen zu hören.
    Gruß
    E. Faßbender Mz..-Kostheim

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