Einführung
Konradins Tod wurde an den Franzosen fürchterlich gerächt; aber nicht auf der Stelle, sondern erst nach dreizehn Jahren, und nicht in Neapel, sondern auf der Insel Sizilien.
Verschwörung gegen die Franzosen
Karl von Anjou wurde mit seinen Anhängern wegen ihrer Härte, ihres Übermuts, ihrer Habsucht und ihren Erpressungen allgemein gehasst und verabscheut. Hierzu kam noch ihr unverschämtes Benehmen gegen die Frauen, wodurch sie die eifersüchtigen Italiener auf das Äußerste verärgerten.
Unversöhnlicher Groll gärte daher in allen Herzen, besonders in Sizilien. Noch mehr wurde der Groll durch einen Arzt aus Salerno, Johann Procida, angefacht, er sei nach Sizilien übergegangen, habe in Franziskanerkleidern die ganze Insel durchstreift und die Einwohner aufgefordert, alle Franzosen zur gleichen Stunde, nämlich am dritten Osterfeiertag 1282 beim Vesperläuten zu ermorden; die Sache ist aber nicht belegt. So viel ist jedoch sicher, dass er die Sizilianer immer mehr gegen die Franzosen aufzuwiegeln versuchte und sogar ein Bündnis des griechischen Kaisers und des Königs von Spanien gegen sie zu Stande brachte.
Der erste Tote durch die sizilianische Vesper
Durch die Frechheit der Franzosen wurde die Stunde ihres Untergangs schneller herbeigeführt, als man dachte. Am Ostermontag 1282 waren die Bewohner von Palermo in zahlreichen Haufen vor den Stadttoren versammelt, wo sie sich mit mancherlei Spielen die Zeit vertrieben, bis die Vesperglocke sie zur Kirche rufen würde. Die Franzosen mischten sich in ihre Vergnügungen ein und veranlassten schon dadurch manches Gezänke.
Als endlich die Stunde schlug und beim Vesperläuten alles in die Kirche strömte, betastete ein ausgelassener Franzose – Drouhet war sein Name – eine junge und schöne Sizilianerin unanständig. Sein Vorwand war, er wolle nur untersuchen, ob sie verborgene Waffen bei sich führe. Er sagte das lachend. Aber der Mann und der Vater der jungen Frau lachten nicht. Es entstand ein heftiger Zank unter ihnen und Drouhet wurde erstochen.
Das schreckliche Gemetzel beginnt
Nun war der erste Schritt getan. Alle Straßen wimmelten von Menschen, “Tod den Franzosen", war das Losungswort! In einem Augenblick wurden tausend Dolche gezückt; wo ein Franzose zu sehen war, wurde er niedergestochen. Man suchte sie in den Häusern auf, zog sie aus den Winkeln hervor, Männer, Weiber, Kinder, niemand wurde verschont. Selbst Priester zückten den Stahl gegen ihre Beichtkinder. Wie ein Lauffeuer entzündete Mordlust die ganze Insel. In Catania allein wurden 8000, in Messina 3000 Franzosen getötet. Keiner fand Gnade; die Sizilianer wollten sich durchaus aller ihrer Feinde auf einmal entledigen.
Karl von Anjous Rache
Karl von Anjou befand sich gerade bei seinem guten Freund, dem Papst, als die Nachricht von diesem Blutbad eintraf. Hätte er sich lieber in Sizilien befunden, dass auch ihn der rächende Stahl getroffen hätte! Er biss vor Wut in seinen Stockknauf und schwor den Sizilianern die entsetzlichste Rache. Sein treuer Freund, der römische Bischof, war auch sogleich mit seinen Bannflüchen bereit.
Aber man lachte über sie und als Karl mit einer Flotte erschien, um sich der Insel wieder zu bemächtigen, war schon eine spanische Flotte in der Nähe, von der die Französische geschlagen und beinahe gänzlich zu Grunde gerichtet wurde. Die Sizilianer wählten den spanischen König, Peter III. von Aragonien, zum König und wirklich blieben die Spanier im ununterbrochenen Besitz der Insel. Bald darauf starb Karl von Anjou, der doch wenigstens das Königreich Neapel behielt.
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