Bedeutung von Städtenamen

Jeder Ortsname hat eine bestimmte Bedeutung. Da sich aber im Laufe der Zeit die Ortsnamen erheblich verändert haben, können wir die ursprüngliche Bedeutung kaum noch anhand des Namens erahnen. Nur, wenn wir den ursprünglichen Namen einer Stadt herausfinden, können wir anhand dessen Rückschlüsse auf die Bedeutung gewinnen. Die Forschung der Städtenamen kann uns dabei helfen, die Herkunft bestimmter Namensbestandteile zu erkennen und somit interessante Fakten über den eigenen Ortsnamen zu herauszufinden.



Entstehung von Ortsnamen am Beispiel der Stadt Heidelberg

Stell dir vor, du lebst im Jahr 600. Schlimme Kältewellen und Unwetter haben dazu geführt, dass die Felder rings um dein Dorf kaputt gingen und es keine Nahrung mehr gibt. Die Menschen in deinem Dorf leiden Hunger; es ist so schlimm, dass bereits der kleine Säugling eurer Nachbarn gestorben ist, weil die Mutter und die Tiere nicht mehr genügend Milch gegeben haben. Ihr müsst etwas unternehmen. Da hörst du, dass sich einige Familien zusammenschließen und ihr Glück weiter nördlich suchen, wo angeblich ein großer Fluss mit vielen Fischen fließt. Da einer der Dorfbewohner schon einmal von einem Reisenden erfahren hatte, wie man Fische fangen könne, wollt ihr dort hin reisen.

Also begebt ihr euch auf die beschwerliche Reise auf Trampelpfaden entlang einer Bergkette durch dichte Wälder. Auf dem Weg sammelt ihr Bucheckern und verschiedene Beeren, um zu überleben. Nach einigen Tagen gelangt ihr tatsächlich an einen Ort, der aus der Gegend heraussticht: ein Fluss tritt aus einem Tal, eingerahmt von zwei Bergketten, in die Ebene hinaus. Die Landschaft ist geprägt von unbewaldeten Wiesenflächen (eine Heide) und ihr entdeckt Überreste früherer Siedlungen.

Hier am Fluss versucht ihr sofort, Fische herauszuholen. Nach vielen vergeblichen Versuchen schafft ihr es sogar, mit selbst geknüpften Netzen aus Naturmaterialien einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Das war das Zeichen Gottes, dass ihr an diesem Ort genügend zu Essen haben und überleben werdet. Ihr lasst euch dort nieder – genau so wie die anderen Familien. Es entwickelt sich ein neues Zusammenleben in einer Ortsgemeinschaft. Ab und zu verirren sich sogar Reisende hierher.

Eines Tages, als du die Gegend erkunden möchtest, läufst du auf einem Pfad im Wald entlang und dir begegnet eine kleine Familie auf Wanderschaft. Du kommst mit der Familie ins Gespräch und die Familie möchte wissen, wo sie die nächste Möglichkeit hat, gefahrlos zu übernachten. Du erklärst also der Familie: „Da den Pfad weiter, dann kommt ihr zu einer Heidelandschaft und unten am Fuße des höchsten Berges in der Gegend findet ihr ein paar Häuser, deren Bewohner euch aufnehmen werden.“

Die Familie merkt sich also die markanten Punkte Heidelandschaft und Berg und macht sich auf den Weg. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichen, treffen sie einen weiteren Bewohner deines Dorfes und fragen diesen: „Kommen wir in dieser Richtung zu der Siedlung in der Heide bei dem hohen Berg?“. Und weil die Menschen faul sind und immer schon waren, machen sie aus dieser Beschreibung irgendwann das Wort „HeideBergSiedlung“ und später dann noch kürzer „Heideberg“ oder mit Fugen-l „Heidelberg„.

Herkunft der Städtenamen nach Endungen

Endung -berg, -burg oder -dorf

Bei vielen Städtenamen sagt uns schon die Endung, wo der Ursprung des Namens liegt – oder zumindest  der Ursprung seiner Endung. Viele Städte enden bspw. auf -burg oder -berg (wie Hamburg, Magdeburg, Heidelberg, Bamberg etc.) oder auf -dorf (Mühldorf, Heringsdorf etc.).

Bei den Namen „Heringsdorf“ oder „Mühldorf“ können wir auch schon ohne viel Hintergrundwissen erahnen, was der Name bedeuten wird. Der Name Mühldorf wird bspw. daher kommen, dass es von den Leuten „das Dorf mit der Mühle“ genannt wurde – oder kürzer „Mühlendorf“. Eine Mühle war nämlich im Mittelalter ein besonderer Ort: Wer Korn gesammelt hatte, konnte zur Mühle reisen und sein Korn dort mahlen lassen. Durch das Sprichwort „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, können wir darauf schließen, dass wohl viele Leute ihr Korn mahlen lassen wollten und man zumindest manchmal warten musste, bis diese fertig waren.

Endung -rod, -rodt, -rot oder -roth

Oft deutet die Endung auf „-rot“ oder Ähnlich darauf hin, dass in dieser Gegend der Wald „gerodet“ wurde und der Ort auf der gerodeten Fläche oder in deren Nähe entstand. Dies ist bspw. in Wernigerode, Walsrode oder auch am Namensanfang wie in Rothenburg oder Rottweil.

Endung -stadt, -ingen, -bach

Dann gibt es noch viele Städte die auf -stadt enden (Neustadt, Hallstadt etc.). In schwäbischen Teil von Baden-Württemberg enden bspw. auch viele Orte auf -ingen (wie Sindelfingen, Reutlingen, Plochingen etc.). Die Endung -bach ist ebenso häufig (Erbach, Gladbach, Wiesenbach etc.).

Bei all diesen sagt uns die Endung viel über die Gegend oder charakteristische Merkmale aus. Der erste Wortbestandteil jedoch liegt des Öfteren im Verborgenen. Darüber hinaus gibt es Orte, bei denen wir keinen Anhaltspunkt haben, woher deren Namen kommen könnten. Oft haben diese Namen einen älteren Urpsrung und kommen aus alten Sprachen, die erst übersetzt werden müssten. Im Laufe der Zeit können sich die Namen zusätzlich verändert haben.

Deutung der Ortsnamen

Wer hätte denn bspw. erahnt, dass der Name des Ortes Arolsen früher Adalolteshusen war? Und das bedeutete so etwas wie das „Haus des Adelholt“. Da wir seltenst noch weiter in die Vergangenheit oder noch tiefer in die Entstehung des Namens blicken können, müssen wir unsere Fantasie einschalten: Lebte in diesem Ort vllt. ein gewisser Adelholt, der in seinem großen Haus oft Besuch empfing – so dass viele Leute sich über das Haus des Adelholt austauschten? Und wurde so mit der Zeit der Name „Adalolteshusen“ für das Dorf gebräuchlich, weil dadurch jeder wusste, wo man hingeht? So oder so ähnlich wird es gewesen sein – wir werden es wohl leider nie mit Gewissheit sagen können.

Viele Ortsnamen lassen sich nur aus ihrer ursprünglichen Benennung erklären. Da wird aus dem verschollenen flint (=Feuerstein) später Flinswangin, bis es Heute Fleischwangen heißt und mit der ursprünglichen Benennung nichts mehr gemeinsam hat.
Oder das altdeutsche Wort kien (Fichte) steckt bspw. in Kienbach; das altdeutsche apholtra (Apfelbaum) steckt in Affalter, Apelder oder Affaltrach. Und die Beispiele lassen sich beliebig weiterführen.

Probleme bei der Deutung

Manchmal tappen wir aber auch im Dunkeln, wenn es bspw. zwei oder mehr Erklärungen für eine Wortherkunft gibt. Schauen wir uns bspw. den Namen des heutigen Königswinter (im 11. Jahrhundert Wintere) an, für den es zwei mögliche Herkunftserklärungen gibt:

  • eine germanische Sitte, Ortschaften im Gebirge nach der Sommer- und Winterseite zu benennen (also der Mittagssonne zu- oder abgewandten Lage)
  • das altdeutsche Wort veinatrin (Weinstock), das ebenso für Königswinter in Frage käme

Andere Male existieren zwei oder mehr althochdeutsche Wörter, die sich sowohl ähnlich anhören als auch für die selbe Stadt in Frage kommen, wie bspw. „elaho“ (Elenn oder Elch) und „alhs“ (Tempel). Beide könnten der Ursprung für die Städte „Elichpach“ (Heute Elbach) und „Elenhenwang“ (Heute Ellwangen) sein.

Das gleiche Problem haben wir bei dem Ortsnamen Scalcobrunno (Heute Scalcobach), für den ebenso zwei ursprüngliche Wörter in Frage kommen:

    • der Riesenhirsch „scelaho“ (Schelch), der bis ins zehnte Jahrhundert in den deutschen Wäldern lebte
    • oder das spätlateinische Wort „scalcus“ (Schalk)

Bedeutung bestimmter Städtenamen

Im Folgenden haben wir aus diversen Büchern die Bedeutung der Namen ausgewählter Städte herausgeschrieben. Falls du gerne noch weiter Städtenamen hier sehen möchtest, fügen wir die gerne hinzu. Schreib uns dann einfach im Kommenta, welcher Städtename dich interessiert.

Herkunft des Namens Berlin

Nein, der Name kommt nicht von Bär – so viel ist schon mal sicher. Als ursprüngliche Bedeutung war bereits der Begriff „Bärlein“ im Spiel, weil Berlin angeblich von Albrecht dem Bären gegründet worden sein sollte. Zu dessen Zeit bestand aber Berlin schon als Dorf und hatte wohl schon seinen Namen. Die ältere Namensforschung hatte einige Erklärungen für die Herkunft des Namens Berlin bereit:

  • Andere versuchten den Namen aus slawischen Sprachen herzuleiten. So sollten die polnischen Worte „bor“ (Föhren- oder Fichtenwald) und „rola“ (Acker) darin stecken; zusammen also „Fichtenacker“. Aber auch das scheint noch etwas weit hergeholt.
  • Wieder Andere sehen die Wurzlen des Namens Berlin im slawischen „ber“ (Wurzel von „brati“ = ernten, einsammeln, fangen) und „lin“ (Schleihe, der Fisch); also so etwas wie der „Ort, wo man Schleihen fängt“ auf Deutsch.
  • Dann gibt es noch Forscher, die sagen, dass Berlin schon slawische Wurzlen hat, aber von anderen Wörtern her: das polnische Wort „berlo“ (Szepter) bedeutete in früheren Zeiten so etwas wie Stock oder Stange. Man könnte also mit etwas Fantasie den Ort Berlin als den Ort sehen, der mit Stangen oder Zäunen begrenzt wurde; also ein umfriedeter Ort.
  • Eine andere Ableitung kommt von einer keltischen Sprache: Im Niederbretannischen existiert das Wort „berle“, das so viel wie Brachfeld/unbebautes Land bedeutet. Demnach wäre Berlin der Ort im Brachfeld.

Neuere Forschungen sehen den Ursprung des Namens wieder in slawischen Sprachen (genauer gesagt im Altpolabischen), und zwar im Wort „brl“, was so viel wie „Moor, Sumpf, Morast“ bedeudet. Nach dieser Auffassung hätte der Name seinen Ursprung also im 8. Jahrhundert oder später, als die Slawen die Gegend besiedelten. Der Name würde dann also „der Sumpf“ bedeuten.

Und tatsächlich wird Berlin in älteren Urkunden auch als „der Berlin“ mit Artikel betitelt – also „der Sumpf“. Anfangs war vllt. nur eine kleine Siedlung im Sumpf damit gemeint. Aber es ist wahrscheilnlich, dass dort in der Gegend mehrere Siedlungen entstanden und diese sich später zusammenschlossen. So entstand mit der Zeit ein immer größer werdendes Dorf und schließlich eine Stadt, deren Name sich nicht sehr stark veränderte.

Die Endung „-in“ nach „brl“ war übrigens typisch für Ortschaften der damaligen Zeit und Gegend.

Herkunft des Städtenamens Köln

Es scheint unstrittig, dass der Name der Stadt Köln, deren erste Siedlung wohl bereits im Jahre 38 v. Chr. gegründet wurde, vom Lateinischen „Colonia“ (Kolonie) abstammt. Nachdem die Siedlung über Hundert Jahre bestand, wurde sie im Jahr 50 n. Chr. von Kaiser Claudius (und auf Wunsch seiner Gattin Aggrippina) als offizielle römische Kolonie gegründet und bekam den Namen „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“. Da dieser Name aber zu lang für den täglichen Sprachgebrauch war, setzte sich mit der Zeit die Kurzform „Köln“ (von Colonia = Kolonie) durch.

Auch in anderen romanischen Sprachen wie bspw. dem Spanischen bedeutet „Colonia“ auf Deutsch Kolonie oder eben der Name der Stadt Köln.

Bedeutung des Namens Cöln

Neben der großen Stadt Köln gibt es aber noch weitere Orte, die „Köln, Kölln, Cöln, Cölln“ oder Ähnlich in ihrem Namen tragen (wie bspw. Neukölln, Cölln an der Spree, Mannweiler-Cölln, Cölln (Meißen), Cölln (Radibor)).

Und die Herkunft vieler dieser Ortsnamen hat nichts mit dem Lateinischen „Colonia“ zu tun, sondern stammt wieder aus dem Slawischen:

Eine Erklärung kam von dem slawischen Wort „kol“ (Pfahl). Die Herleitung kommt also von einem „Ort mit Pfählen“ oder „Ort auf Pfählen“. Da die Wenden in der Gegend von Berlin jedoch genügend freie Flächen vorfanden, macht es für manche Forscher keinen Sinn, Pfahlbauten anzunehmen.

Daher gibt es als weitere Erklärung zur Wortherkunft das slawische Wort „chlum“ oder „cholm“ (kleiner Berg, Hügel, Erhebung). Wenn der jeweilige Ort also auf oder in der unmittelbaren Nähe einer Erhebung liegt, ist diese Herkunft wahrscheinlich.

Darüber hinaus gibt es slawische Dialekte, in denen diese Wörter auf Deutsch eher so etwas wie Insel – auch in eine Fluss – bedeuten. Liegt oder lag der betreffende Ort also in oder an stehendem Gewässe, so ist auch diese Wortherkunft wahrscheinlich. Und dann sind wir auch wieder bei der ersten Bedeutung oben, nach der „kol“ mit Pfahlbauten in Verbindung gebracht wird.

Herkunfts des Städtenamens Frankfurt

Für den Laien erscheint der Begriff Frankfurt erst einmal willkürlich. Für Geschichtsinteressierte könnten sich erste Anzeichen für zwei Wortbestandteile ergeben:

  1. Frank- (evtl. abgeleitet von den „Franken“)
  2. -furt (evtl. abgeleitet von der „Furt“ – also die seichte Stelle, an der man einen Fluss zu Fuß überqueren kann.)

Schön wäre es, wenn die Deutung der Namen immer so einfach wäre. Denn es wird leider doch etwas komplizierter: Der erste Wortteil „Frank-“ ist unstrittig und stammt von dem Stamm der Franken, die dem Ort mit merowingischen Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden ihren Namen gaben. Aber der zweite Teil „-furt“ stammt nicht von der Furt (seichte Stelle), wie es manche Webseiten irrtümlich behaupten.

Schauen wir uns einmal die erste Erwähnung des Ortes an: „Franchono furt„. Hier sind noch zwei einzelne Wörter vorhanden – Franken und Furt. Das Problem hierbei ist, dass man in diesem Fall nicht die erstbeste Wortverwandschaft nehmen darf, denn erst das nächste verwandte Wort „Fort“ macht so richtig Sinn. Fort bedeutet so etwas wie Festung. Und wenn dort wichtige Wirtschaftsgebäude lagen, mussten diese auch entsprechend geschützt werden mit einer Befestigungsanlage wie bspw. einem befestigten Wall.

Frankfurt setzt sich also zusammen aus „Franken“ und „Furt“: die Furt oder das Fort der Franken.


Quelle:
Kallsen, Prof. Dr. Otto: Gründung und Entwicklung der deutschen Städte im Mittelalter. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. Halle a. S. 1891.

Mahn, Dr. D. A. F: Über die Bedeutung des Namens der Städte Berlin und Köln. Aufsatz. O. J.


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