Die Schlacht bei Mühldorf

Schlacht bei Mühldorf im Jahr 1322

Der Streit zwischen den beiden deutschen Königen Ludwig von Bayern und Friedrich von Österreich sollte endlich durch offenen Kampf entschieden werden. Auf beiden Seiten wurden daher umfangreiche Vorbereitungen getroffen, indem so stark wie möglich aufgerüstet wurde.

Die Aufrüstung

Friedrich von Österreich rief seinem Bruder, den Herzog Heinrich, aus Italien zurück, um ihm zur Seite zu stehen. Außerdem versammelte er die Adligen mit ihren Männern aus seinen Herzogtümern und zog Hilfstruppen aus Ungarn, Kärnten, Salzburg und Passau zusammen. Dann gab es zur Unterstützung von Friedrich noch den Herzog Leopold von Österreich, der Truppen aus Helvetien, dem Elsaß und dem Rheinland in Schwaben versammelte. Der Plan war, seine Truppen mit denen von Friedrich im Herzen von Bayern zu vereinen.

König Ludwig bereitete sich genau so sorgfältig auf die große Schlacht vor. Für einen hohen Preis erkaufte er sich die Freundschaft des Königs Johann von Böhmen, der zusammen mit dem Erzbischof von Trier 1.500 Reiter und 30.000 Fußsoldaten nach Bayern führte. Weitere Truppen wurden gesandt durch den Herzog Heinrich von Niederbayern, den Burggraf von Nürnberg, die Grafen von Öttingen, Montfort, Henneberg und Hohenlohe sowie noch weitere Adlige. So brach Ludwig am 21. Septemberg mit 3.500 Reitern und 68.000 Fußsoldaten von München in Richtung Inn gegen Ampfing auf.

Das Heer des Friedrich von Österreich bestand aus 2.200 schwer bewaffneten Reitern aus Österreich und der Steiermark sowie 4.000 ungarischen und cumanischen leichter bewaffneten Reitern und aus 18.000 bis 24.000 Fußsoldaten. Am 20. September kamen diese Truppen in verschiedenen Schüben am Inn an. Sie setzten bei Mühldorf über den Fluss und bezogen westlich von Mühldorf auf dem ebenem Feld und den seichten Anhöhen Stellung in einem Lager. Dort warteten sie auf die Ankunft des Herzogs Leopold, der mit seinen Truppen dazustoßen sollte.

Vier Tage lang standen sich die Kontrahenten gegenüber und beobachteten sich gegenseitig, während sie auf die Verstärkungstruppen warteten. Dann wurde aber Ludwig zum ersten Angriff überredet durch den König Johann von Böhmen. Und Friedrich auf der anderen Seite ließ sich auf die offene Schlacht ein, ohne die Ankunft Leopolds noch länger abzuwarten.

Die Schlachtordnung

Den Oberbefehl über sein bayrisches Heer übertrug Ludwig dem erfahrenen Ritter Seyfried Schweppermann. Die Verbündeten König Johann (mit seinen Böhmen) und Herzog Heinrich (mit seiner niederbayerischen Reiterei) bildeten den linken Flügel der Schlachtordnung. Ein Teil der Böhmen bildete die Vorhut. Die Mitte wurde gebildet durch die Ritter aus Oberbayern und der Pfalz und wurde von dem Ritter Rindsmaul befehligt. Der rechte Flügel wurde schließlich von den restlichen Hilfstruppen gebildet, die von dem Ritter Conrad von Baierbrunn befehligt wurden. In der darauf folgenden, größeren Linie stand das bayrische Fußvolk als Reserve. Der Burggraf von Nürnberg bezog in einem Hinterhalt Stellung mit seinen Truppen jenseits der Isen hinter einem Hügel nahe des Schlosses Zangenberg. König Ludwig von Bayern selbst legte sich zur Tarnung eine unauffällige Rüstung an und und bezog hinter der Mitte Stellung mit elf gleich gerüsteten Rittern.

Die Aufstellung des österreichischen Heeres grenzte links an den Inn und den Hartwald und dehnte sich rechts auf die Anhöhen in Richtung Isen aus. Vor dem Heer lag die Ebene um Ampfing, auch Vehenwiese genannt. Hinter dem Heer lagen das Schloss Dornberg an der Isen und Öttingen am Inn, die beide von den gegnerischen Bayern besetzt waren. Außerdem befand sich dort das Städtchen Mühldorf, wo sich die einzige Brücke über den Fluss im Fall eines Rückzugs befand.

König Friedrich stellt sein Heer für die Schlacht in in vier großen Gruppen auf. Am rechten Flügel standen die Salzburger unter ihrem Erzbischof; daneben die Steyrer und Österreicher, die vom Herzog Heinrich von Österreich und dem Marschall Dietrich von Pillichdorf befehligt wurden. Die Mitte bildeten die Reichstruppen mit König Friedrich selbst in glänzender Rüstung und dem Reichsbanner an seiner Seite. Am linken Flügel befehligte der Herzog Heinrich von Kärnten die österreichischen, kärnthenschen und tyroler Truppen. Schließlich bildeten die ungarischen und cumanischen leichten Reiter unter den beiden Rittern Walsee zum einen Teil die Vorhut und zum anderen Teil deckten sie beide Flügel der Schlachtlinie.

Die Schlacht

Der ungestüme König Johann von Böhmen auf Seiten der Bayern eröffnete mit seinem linken Flügel den Angriff am Morgen des 28. September. Diesem Angriff wurde auf Seiten der Österreicher zunächst von den Ungarn, den Steyrern und den Salzburgern begegnet. Die restlichen Teile der Heere stürmten ebenfalls aufeinander zu und der Kampf breitete sich daraufhin über die gesamte Front aus. Mehrere Stunden lang blieb die Schlacht unentschieden. Beide Seiten erlitten ähnliche Verluste und die Könige Friedrich und Johann schlugen sich wie wild durch das Getümmel.

Die Ungarn auf Seiten der Österreicher schossen mit ihren Pfeilen große Lücken in die Reihen der Böhmen. Und die restlichen Österreicher versuchten, die Pferde der schwer gepanzerten böhmischen Reiter niederzustechen. Auf diese Weise hatten sie zu diesem Zeitpunkt schon 500 böhmische Gefangene genommen. Die Böhmen und die bayrischen Fußsoldaten gerieten dadurch in Unordnung und ganze Haufen von Soldaten ergriffen die Flucht. Dadurch konnten die Österreicher weiter in den linken Flügel der Bayern vordringen und Viele gefangen nehmen. Ein Sieg der Österreicher schien sich deshalb schon um die Mittagsstunde abzuzeichnen. Doch eine Kriegslist der Bayern wendete das Blatt.

Der erfahrene Oberbefehlshaber der Bayern, Ritter Schweppermann, sah die drohende Gefahr und versammelte die Fußsoldaten der zweiten Linie auf der linken Seite um das Vordringen der Österreicher aufzuhalten. Hinter dem eingreifenden Fußvolk konnten sich die böhmischen Reiter wieder sammeln. Schweppermann soll die versammelten Truppen dann in eine schräge Anordnung gebracht und vorwärts bewegt haben, um mit einer geschickten Drehung der Truppe die Front der Österreicher zu verschieben – und zwar so, dass die Österreicher die Sonne, den Wind und den aufgewirbelten Staub direkt ins Gesicht bekommen haben.

Als die Schlacht schon zehn Stunden dauerte, preschte auf Seiten der Bayern der Burggraf von Nürnberg mit seinen 400 Reitern aus dem Hinterhalt hervor, überquerte die Isen und stieß in die rechte Flanke der Österreicher. Zuvor hatte Schweppermann diese 400 bayrischen Reiter mit österreichischen Fahnen und Feldzeichen ausgestattet, um den Feind zu verwirren. So dachten die bedrängten Österreicher, dass endlich das Heer des Herzogs Leopold eintraf und jubelten den verkleideten Reitern entgegen. Sie ließen die Gegner in gutem Glauben zu Nahe kommen: die vermeintlich verbündeten Scharen stürzten sich auf die erschrockenen Österreicher, die von dem stundenlangen, vorangegangenen Kampf sichtlich erschöpft waren und erschlugen und erstachen viele Ungarn und Cumanier in den österreichischen Reihen.

Diese List brachte die rechte Seite der Österreicher in solche Unordnung, dass der Herzog Heinrich von Österreich umringt und gefangen genommen wurde. Seine Truppen ergriffen daraufhin die Flucht, was wiederum die Salzburger und Steyrer dazu brachte, ebenfalls das Weite zu suchen. Nur der Marschall von Pillichdorf versammelte einige Haufen in Richtung Mitte, um den König Friedrich von Österreich zu decken, da keine Reserve mehr vorhanden war, die die vordringenden Feinde hätte zurückschlagen können.

Auf der bayrischen Seite konnte sich der Flügel mit den böhmischen Reitern dadurch wieder sammeln und stieß unter Führung von Schweppermann in die rechte Flanke des Feindes vor. Der Burggraf, der zuvor für die Unordnung bei den Österreichern gesorgt hatte, konnte nun von hinten in das österreichische Zentrum einfallen. Von allen Seiten umzingelt war der Verlust der Schlacht nur eine Frage der Zeit für die Österreicher. Am linken Flügel wurden die Kärntner und Tiroler nach tapferem Widerstand von der Menge überrollt und ihr Herzog gefangen genommen.

Das Ende der Schlacht

König Friedrich von Österreich wollte die Schmach dieser Niederlage nicht über sich ergehen lassen und wollte im Kampf getötet werden. Daher stürzte er sich in das wileste Getümmel. Doch nachdem sein Pferd niedergestochen worden war und Friedrich zu Boden stürzte, konnte der Ritter Rindsmaul ihn lebendig gefangen nehmen. Gegen nachmittags um 15 Uhr neigte sich die Schlacht dem Ende zu. Die Österreicher wollten fliehen, doch der Rückweg über die Brücke bei Mühldorf war abgeschnitten, so dass die Mehrzahl von ihnen gefangen genommen wurde. Der letzte des österreichischen Heeres, der sich ergab, war der Marschall von Pillichdorf.

Die Böhmen und Bayern sollen 1.100 tote Soldaten und 3.000 tote Pferde zu beklagen gehabt haben. Die Österreicher auf der anderen Seite hatten zwischen 4.000 und 5.000 Soldaten verloren. Die Zahl der Gefangenen wird nicht angegeben, muss aber beträchtlich gewesen sein. [2, S. 687-693]

Ein Kommentar:

  1. Schlacht bei Mühldorf, Teilnehmerliste?

    Nach einer Sage waren unter den Kriegern vom Burggraf von Nürnberg die Brüder Johann und Fritz, die wegen ihrer Tapferkeit nach der Schlacht zu Rittern geschlagen wurden, mit dem Prädikat Zugschwert. Haben Sie eine Liste der Krieger? Kann diese Sage verifiziert werden?
    Mit bestem Dank Kurt Zuckschwerdt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert