Die Schlacht bei Morgarten

Schlacht bei Morgarten (15. November 1315)

Herzog Leopold von Österreich hatte beschlossen, die Waldstädte wieder unter seine Herrschaft zu bringen und stellte beim Stein zu Baden ein großes Heer zusammen. Dort wurde in einem Kriegsrat beschlossen, die feindlichen Kantone Unterwalden, Uri und Schwyz von mehreren Seiten gleichzeitig anzugreifen.

Das Hauptheer von Herzog Leopold bestand aus 12.000 Rittern und Knappen. Dieses wurde in zwei Kolonnen geteilt und nach Zug geschickt, von wo aus sie Scheinangriffe gegen Arth führen sollten. Dadurch sollte der Feind glauben, dass der Angriff aus genau dieser Richtung erfolgen würde. Aber das Hauptheer zog weiter über den Berg zum Ägerisee und sollte den vermutlich nur schwach bewachten Pass von Schornen an sich reißen. Der Angriff auf den Pass sollte mit einem leichten Korps von Einsiedeln aus erfolgen und unterstützt werden von dem Herrn von Ütikon im Sihltal. Dazu hatten sich in Luzern 1.000 Landleute versammelt, die das Land Nidwalden vom See her anfallen sollten. Otto von Straßberg sollte die Mannschaft des Oberlandes heimlich einsammeln und mit 4.000 Soldaten über den Brünig in Obwalden einfallen.

Die Verteidiger der bedrohten Kantone wurden von diesen Plänen teilweise unterrichtet und griffen ihrerseits zu den Waffen, um den Angriff abzuwehren. Rudolf von Reding war schon betagt und kriegserfahren. Er erteilte dem Volk folgenden Rat, der gleichzeitig über die Beschaffenheit des Schlachtfeldes informiert:

„Vor allen Dingen müsst ihr suchen, des Krieges Meister zu werden, damit nicht auf den Feind ankomme, sondern auf euch, wenn, wo und wie der Angriff geschehen soll. Dazu werdet ihr kommen, durch eine gute Stellung. Ihr, an Zahl viel die Schwächeren, müsst trachten, dass dem Herzoge die überlegene Macht nichts helfe, euer kleiner Haufen muss in keiner als der entscheidenden Stunde, und nicht ohne Vorteil, sein Leben wagen. Der Herzog wird von Zug nicht auf Arth rücken, denn Stunden weit ist dort der Berg und hier der See; der Pass von Zug durch den Wald und durch das stille Tal an dem Ägerisee ist fast von gleicher Beschaffenheit, aber die Gefahr ist viel kürzer. Hier wird alles auf den Gebrauch der Augenblicke ankommen. Ihr wisst, dass die Anhöhe des Morgarten eine natürliche Schanze vorstellt, über die die Altmatte sich in eine nicht unbeträchtliche Ebene ausbreitet. Mit dieser hängt der Berg Sattel zusammen. Von diesem herab können mehr als eine Sache mit gleichem Glücke geschehen, nämlich den Feind in dem Pass zu erschrecken, ihm in die Seite zu fallen und ihn zu trennen oder im Tale dem vorgerückten Feinde in den Rücken zu fallen oder ihn an allem zu verhindern und abzuschneiden. Alles werde dadurch leichter werden, weil der Feind sie verachte und weil der Verteidigungskrieg am Besten von denen geführt werde, die das Land wohl kennen.“

Die Schweizer befolgten diesen Rat. Die verwundbare Strecke des schweizer Gebiets wurde von einer starken Letzemauer oder Befestigung umschlossen, deren Spuren noch heute sichtbar sind. Diese Befestigung reichte vom Sihltal über den Sattel bis an den Rigi. Jedoch wussten die Schweizer nicht, auf welchem der drei hierher führenden Wege der Feind angreifen würde, wollten sie ihre Streitkräfte bei Arth, Schornen und St. Jost aufstellen und dadurch auf eine Entfernung von 3 Stunden Fußmarsch aufteilen. Doch Heinrich von Hünnenberg, ein Edler von Zug, brachte die Nachricht, dass der Hauptangriff von Morgarten her drohen werde.

Diese Nachricht beherzigten die Schweizer und konzentrierten ihre Streitkräfte noch am Abend des 14. Novembers auf den Sattel. Während 200 Schwyzer Arth besetzten und einige Berner den Pass beim Rothenturm, versammelten sich am Sattel somit insgesamt 1.300 Eidgenossen, die bestanden aus:

  • 400 Urner unter Werner von Attinghausen nebst Wilhelm Tell
  • 300 Unterwaldner unter Günther von Wolfenschies und Arnold von Melchthal
  • 600 Schwyzer unter Werner Staufacher

Außerdem kehrten 50 Männer, die zuvor wegen Unruhen aus dem Land verbannt wurden, zurück und boten ihre Hilfe an. Sie wurden zwar abgewiesen und traten den Rückweg an, beschlossen aber, ihr Vaterland zu verteidigen und positionierten sich auf einer Anhöhe des Zuger Gebietes.

Das Schlachtfeld, auf dem die Schweizer ihren ersten Sieg errungen, liegt am oberen Teil des stillen Ägerisees. Der Name „Morgarten“ kommt daher, dass der Ägerisee östlich die grasreichen Ufer mit viel Wasser versorgt, was zu einem morastigen Boden führt. Der Weg von Zug nach Schwyz führt durch eine natürliche Mauer aus 3 Reihen Nagelfluh (Gestein, genauer Konglomerat); und zwar dort, wo sich zwei Bergketten zwischen dem Sattel und dem See ins Tal ziehen. Den untersten Teil dieser Felsen bildet die Figlenfluh, in deren Nähe der alte Schornenturm steht. Hier stand das Hauptkorps der Schweizer, um den Eingang des Engpasses zu verteidigen. Die Verbannten standen eine halbe Stunde davon entfernt bei der Haselmatt auf dem Mattligütsch zwischen dem Stockberg und dem See. Somit würden sie an der linken Flanke des feindlichen Heeres stehen, wenn dieses auf den Sattel zumarschierte.

Am Morgen des 15. November teilte Herzog Leopold von Österreich sein Heer in vier Abteilungen, die er den Grafen von Habsburg, Kyburg, Montfort und Homburg unterordnete. Sodann zog das Heer mit 4.000 gepanzerten Rittern (darunter 400 gekrönte Helme, also Edelleute) mit 8.000 Fußsoldaten längs des Ägerisees auf die Schwyzer Grenze zu. Dabei war die Marschordnung eher nach dem Rang der Soldaten aufgestellt, als nach den Regeln der Kriegskunst, weshalb auch die Ritter auf ihren Pferden vorausritten.

Auf der Höhe des Morgartens waren Vorposten der Eidgenossen aufgestellt, die die heranrückenden Feinde entdeckten und die Nachricht sofort an das Hauptkorps weiterleiteten. Die Soldaten des Hauptkorps warfen sich nach alter Sitte auf die Knie und beteten um Schutz und Stärke von oben.

Die Reiterei des Herzogs Leopold rückte stolz und siegessicher vor auf den engen Weg nach Schornen. Der Graf von Montfort führte sie in den Pass hinein. Als die Spitze der Kolonne an der Haselmatte vorbei war, schoben die 50 Verbannten auf dem Mattligütsch zusammengetragene Holz- und Steinblöcke aus der Höhe herab den Abhang hinab; da der Boden gefroren war, konnten die schweren Gegenstände leichter fortbewegt werden und rollten den Abhang hinunter. Durch die herabstürzenden Brocken wurde die Reiterei des Heeres von Leopold zwischen dem See und dem Berg in Unordnung gebracht.

Diesen Augenblick nutzte der Landmann Lathold zum Angriff. Er ließ das Hauptkorps der Eidgenossen aus der Letzemauer in geschlossener Ordnung vorrücken und schickte gleichzeitig eine kleinere Abteilung, um die 50 Verbannten zu unterstützen und um mit ihnen zusammen vom Hügel herab dem Feind in die Flanke zu fallen. Das Heer Leopolds wurde somit unerwartet auf seinem Marsch überfallen und hatte in dem engen Pass keinen Raum zur Entwicklung einer Schlachtordnung. Ungeübt in solch ungeordnetem Schwertkampf auf halb gefrorenen Boden unterlag die Reiterei dem erstan Angriff der Eidgenossen.

Die schweren Rüstungen der Ritter zerbrachen unter den heftigen Hieben der schweren Hellebarden, der Morgensterne und der Streitäxte der Eidgenossen. Mit jeder weiteren Sekunde wurde die Not der österreichischen Soldaten größer, da durch die zurück Fliehenden nur noch mehr Verwirrung in die Schlachtordnung des eng zusammengepressten Haufens gebracht wurde. Die erschrockenen Pferde warfen ihre Reiter ab und immer mehr Adlige fielen den Hieben der Eidgenossen zum Opfer, während sich der Rest zurückzuziehen versuchte, um mehr Raum zu gewinnen. Aber die Fußsoldaten, die hinter der Reiterei marschierten, konnten aufgrund der Enge des Passes keine Gasse zum Rückzug der Reiter bilden. Dadurch wurden viele Fußsoldaten von den Rittern umgeworfen und zertrampelt.

Währenddessen drang der Hauptteil der Schweizer unaufhaltsam vor und brachte dem Eindringling eine blutige Niederlage bei. Dabei wurden einige Adlige getötet: Ein Graf von Habsburg, drei Freiherren von Bonstetten, zwei von Halwill, drei von Ätikon und von Toggenburg, zwei Geßler und der Vogt von Landenberg. Um 9 Uhr morgens war die Schlacht entschieden und die Österreicher versuchten, sich in wilder Flucht in Sicherheit zu bringen. Selbst der Herzog floh durch unwegsames Gelände nach Winterthur.

Die Sieger verfolgten die Österreicher bis nach Ägeri und kehrten dann, mit reichhaltiger Kriegsbeute beladen, in ihre Heimat zurück. 1.500 Österreicher hatten in der Schlacht bei Morgarten ihr Leben verloren – bei den Eidgenossen gab es nur 14 Tote zu beklagen. An dem gleichen Tag erlitt auch Graf Otto von Straßberg, der mit 1.300 Soldaten über den Brünig und Sarnen nach Stanz vorgedrungen war eine Niederlage durch nur 300 Unterwaldner. Bei dieser Niederlage wurden 300 Soldaten von Graf Otto getötet und auch der Graf selbst wurde verwundet. [2, S. 676-682]

Ein Kommentar:

  1. Pupe Lehmann

    Lest mal „Der Halbbart“ von Charles Lewinsky:
    In den letzten Kapiteln dieses Buches wird diese Schlacht beschrieben, aber gaaaanz anders als es hier zu lesen ist.
    Nur im allerletzten Kapitel wird die Schlacht im Buch noch einmal wieder erzählt, ungefähr so wie hier beschrieben.
    Die letzten Worte im Buch:
    „Das war eine sehr schöne Geschichte. Man wird sie bestimmt noch lang erzählen, und irgendwann wird sie die Wahrheit sein.“

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