Belagerung von Paris

Die Belagerung von Paris im Jahre 885

Während einer friedlichen Übereinkunft zwischen Karl dem Dicken und dem normannischen Herzog Gottfried von Friesland ließ Karl den Frießen mitsamt seinem Gefolge ermorden. Um diese hinterlistige Tat zu rächen, fielen die Normannen erneut in Frankreich ein und belagerten Paris. Diese Stadt befand sich damals noch vollständig auf der Seine-Insel und war über zwei Brücken mit dem Festland verbunden. Jede Brücke wurde von einem großen Turm beschützt.

Die Verteidigung von Paris war unter drei Männern aufgeteilt: Odo, Graf von Paris, Gozzelin, Bischof von Paris und Hugo, Graf von Auxerre. Die Belagerung der Stadt dauerte ein ganzes Jahr. Am 6. Februar 886 wurde die Brücke, die Paris mit dem südlichen Ufer verband, von einer Überschwemmung zerstört. Der Turm, der dadurch von der Stadt getrennt war, wurde noch am gleichen Tag von den Normannen eingenommen und zerstört.

Auf die drängenden Bitten der belagerten Stadt hin erschien Herzog Heinrich von Sachsen mit seinem Heer in der Nähe von Paris. Er traute sich aber nicht, die Belagerer anzugreifen und beschränkte sich auf die Verheerung der Umgegend; danach zog er sich wieder zurück. Um die Verteidigung der Hauptstadt zu brechen, töteten die Normannen die unglücklichen Gefangenen und verwüsteten das gesamte Umland, so dass es nur noch eine Einöde war.

Durch den Beschuss während der Belagerung starben Gozzelin und Hugo. Graf Odo wandte sich hilfesuchend an Kaiser Karl den Dicken, der erst anfing, ein Heer zusammenzuziehen, als er aus Italien über Savoyen nach Frankreich zurückkehrte. Graf Odo wollte diese Bemühungen beschleunigen und verließ daher kurzzeitig das belagerte Paris. Als aber die erschrockenen Einwohner von Paris von der Nachricht erfuhren, ihr Anführer Odo sei aus der Stadt geflohen, hielten sie die Stadt für verloren. Doch Odo kehrte zurück und bahnte sich mitten durch die Normannen einen Weg zur belagerten Stadt.

Odo brachte ein kaiserliches Heer unter der Leitung des Herzogs Heinrich von Sachsen mit, das auf den Höhen des Montmartre ein Lager aufschlug, um die Normannen auszuspähen. Aber bei einer Erkundung fiel Heinrich mit seinem Pferd in einen der Gräben, mit denen die Normannen ihr Lager umgeben hatten, und wurde von ihnen getötet. Dann näherte sich Kaiser der Dicke persönlich. Aber er kam nicht, um zu kämpfen, sondern um zu verhandeln.

Die Normannen versammelten ihre Truppen am linken Ufer der Seine, während Karl der Dicke am rechten Ufer der Seine entlang in Paris einzog. Und weil die Normannen auf ihrer Stellung beharrten und die Belagerung nicht aufgeben wollten, bot Karl ihnen eine große Summe Geld an, um sie zum Rückzug zu bewegen. Sie sollten gemäß des kaiserlichen Vorschlags nach Burgund zurück, wo sie weiterhin ungestaft das wehrlose Land plündern konnten. Dieser niederträchtige Vertrag trug dazu bei, dass Karl im Ansehen seiner Völker ganz nach unten sank. [1, S. 340ff]

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