Kloster im Mittelalter

Kloster Einführung

Mönche und Nonnen hatten die Deutschen für das Christentum gewonnen, Mönche und Nonnen sollten den Deutschen das Christentum erhalten und sie gleichzeitig auf eine höhere Stufe wirtschaftlichen und geistigen Lebens emporheben; denn die mittelalterlichen Klöster waren durch Jahrhunderte die Bildungsstätten unseres Volkes. Kein Wunder, dass selbst Männer und Frauen aus hohem Geschlecht den Stab des Abtes oder der Äbtissin ergriffen und so ihrem Volk dienstbar wurden, so z. B. eine Nichte Ottos I., Gerberga, die Äbtissin des Klosters Gandersheim, einer Stiftung des sächsischen Kaisergeschlechtes. So sehen wir auf dem folgenden Bild, wie die Äbtissin Irmgard im Jahre 894 ihrem neuen Wirkungskreis, dem Kloster Frauenchiemsee, zusteuert.

bild 216: Äbtissin irmgard fährt nach frauenchiemsee

Bild 216: Äbtissin Irmgard steuert dem Kloster Frauenchiemsee entgegen im Jahre 894. Nach einem Gemälde von K. Raupp.

Sie war eine Tochter König Ludwigs des Deutschen, eine Urenkelin Karls des Großen. König Arnulf beschuldigte sie, Mitwisserin einer gegen ihn gerichteten Verschwörung zu sein und verbannte sie daher in das ferne bayrische Kloster. Geleitet von reisigem Kriegsvolk, von Geistlichen und Nonnen, fuhr sie über den See der neuen Heimat zu. Von den Einwohnern wurde die hohe Frau mit Jubel empfangen; doch nur sechs Jahre waltete sie ihres Amtes, ein früher Tod rief sie ab aus dem ihr immer lieber werdenden Wirkungskreis. Ihre Nachfolgerinnen aber leiteten von ihr das Recht ab, eine Krone zu tragen.

Und nun wollen wir uns ein Kloster genauer anschauen, erst seine Gebäude, dann seine Bewohner und ihr Leben.

Inhalt

Der Aufbau eines Klosters am Beispiel des Klosters Maulbronn

Ein Kloster war, wie Gustav Freytag sagt, eine kleine Stadt; denn alles, was Leib und Seele an Nahrung verlangen, sollte es bieten. Hoch ragte der Turm der Kirche hervor und zeigte dem Wanderer schon von weitem, wo er in Andacht vor den heiligen Reliquien knien und den Segen des Heiligen, dem das Kloster erbaut war, erflehen konnte. Hier versammelten sich die Mönche entsprechend der Regel des heiligen Benedikt, die Psalm 119, 164 (Ich lobe dich des Tages siebenmal, um der Rechte willen deiner Gerechtigkeit) entnommen war, siebenmal zu Andacht: bald nach Mitternacht zur Mette, vor Sonnenaufgang zur Prima, nach Sonnenaufgang zur Tertia, nachmittags drei Uhr zur Sexta Nona, vor Sonnenuntergang zur Vesper und schließlich gegen Nacht zum Kompletarium.

Neben dem Gotteshaus lag ein lang gestreckter Bau, der Kapitelsaal, in dem der Abt mit den Brüdern tagtäglich die Angelegenheiten des Klosters und des Ordens beriet. Das Kapitel aber bildete mit einigen anderen Gebäuden zusammen, mit der Bibliothek und den Schreibstuben, dem Arbeitshaus und der inneren Schule, mit den Schlaf- und Vorratsräumen der Brüder die so genannte Klausur, d. h. eine Gruppe besonders umfriedeter und für dienende Brüder und Laien unzugänglicher Gebäude.

bild 217: kloster maulbronn

Bild 217: Restaurierte Ansicht des Zisterzienserklosters Maulbronn, als Muster einer mittelalterlichen Klosteranlage.

Diese alle umschlossen den Klosterhof, einen durch kunstreiche Säulen und Bögen, reich verzierte Wände, Brunnen, Blumen und Bäume geschmückten Raum, wo die Mönche in der Glut des Tages schattige Kühlung oder nach getaner Arbeit erquickende Erholung fanden.

bild 218: klosterhof

Bild 218: Ein Klosterhof mit Mönchen während der Mußestunde. Nach einer Originalzeichnung von F. Knab.

Außerhalb der verbotenen Räume erhob sich die Wohnung des Abtes, meist ein stattlicher, palastähnlicher Bau; denn der Abt gehörte ja zu den Großen des Landes, der wie Herzöge und Grafen nur einen Herrn, den Kaiser, über sich erkannte.

Nun folgte eine große Reihe von Gebäuden aller Art: die Außenschule; die Gasthäuser für reisende Brüder, für hohe und geringe Leute; die Krankenhäuser, ihnen benachbart die Wohnung und Apotheke des Bruder Arztes; die Werkstätten der Handwerker, der Schneider, Schwertfeger, Sattler, Zimmerer, kleine Häuser, die Raum für die Arbeit und für die Nachtruhe boten; schließlich die Gebäude für Landwirtschaft und die Verarbeitung ihrer Produkte: Viehställe, Hühnerhöfe, Scheunen, Speicher, Brauerei, Mühle, Bäckerei und daneben für die zahlreichen hier beschäftigten Arbeiter niedrige, lang gestreckte Wohn- und Schlafhäuser. Innerhalb aller Gebäude lagen Gärten, bestanden mit Blumen, Arzneikräutern, Gemüse und Obstbäumen.

Die Klöster und ihr Besitz

Aber weshalb die vielen wirtschaftlichen Gebäude? Die Mönche des heiligen Benedikt (und später die Zisterzienser) waren durch die Ordensregel ausdrücklich zum Landbau verpflichtet, und durch ihren Fleiß sind viele Wälder gerodet, unzählige Sümpfe getrocknet und in fruchtbares Acker- und Wiesenland umgewandelt worden. Die meisten Klöster des neunten bis zwölften Jahrhunderts waren so genannte Großgrundherrschaften mit weit ausgedehntem Besitz.

So gehörten z. B. der Abtei Prüm, am südlichen Abhang der hohen Eifel gelegen, im Jahre 854 im mittleren Moselgebiet 118 Fronhöfe; und deren Gebiet bestand aus Ackerland zu 6304½ Malter Aussaat (1 Malter im Trierer Gebiet war 213,2 bis 243,12 Liter), aus Wiesen mit 1199 Fuder Heuertrag, aus Weinbergen mit 221 Ohm Ertrag (1 Ohm im Trierer Gebiet war 155,32 bis 159,96 Liter), aus Wald für 6700 Schweine und etwa 48.000 Morgen Land, das an hörige Leute ausgegeben war.

Einer der größten Fronhöfe des Klosters war Villance in den Ardennen. Er hatte Fronacker zu 1140 Malter Aussaat, Wiesen für 100 Fuder Heu, Wald für 1000 Schweine und etwa 1700 Morgen höriges Land. Die hörigen Bauern mussten einen Teil vom Ertrag ihrer Hufen an das Kloster liefern, so in Villance jährlich 1 Schwein, 3 Hühner, 20 Malter Hafer und 60 Spindeln Garn zu Leinwand. An solchen Zinsen höriger Bauern des Klosters speicherte man 854 in Prüm auf: 432 Malter Salz, 177½ Malter Weizen, 473 Malter Roggen, 1631 Malter Spelt, 452½ Malter Gerste, 469½ Malter Hafer, 151 Fuder Heu, 1264¾ Ohm Wein, 4382 Hühner, 20.896 Eier, 427 Schweine, 267 Schafe, 4566 Spindeln Garn zu Leinwand, 2600 Spindeln Wolle.

So hatte die Abtei alles, was sie für ihre Insassen brauchte. Welch eine Macht aber hatte der Abt, der über solche große Besitzungen und ihre Einkünfte verfügte! Der Besitz des Klosters gab ihm finanzielle, und weil in der Zeit des Lehnswesens, auch militärische und politische Macht.

Land- und Gartenarbeit der Mönche

Am Anfang arbeiteten die Mönche selbst auf dem Acker, später waren sie besonders im Garten tätig, wo sie sich mit dem Anbau von Arzneikräutern und feineren Gemüsearten, mit der Pflege der Blumen, der Obstbäume und der edlen Weinsorten, die an den sonnigen Klostermauern angepflanzt waren, beschäftigten. In den Klostergärten gediehen und von da wanderten nach und nach auch zu den Bauern: Baldrian, Lavendel, Salbei, Pimpernell, Kamille, Gamander, Raute und Odermennig; Rose und Lilie, Veilchen und Aglei. Aglei war eine Glockenblume (agaleia, nach der Stadt Aquileja in Spanien), die man im Mittelalter besonders liebte und darum in vielen Liedern besang.

bild 219: mönche bei der feldarbeit

Bild 219: Zisterzienser-Mönche als Landbauern mit Pflug und Ochsenwagen. Nach eine rZeichnung von W. Riefstahl.

Bildung der Bevölkerung

Gelehrte Mönche und Nonnen

Durch die Klöster wurde aber nicht nur die materielle, sondern auch die geistige Kultur unseres Volkes gefördert; denn fas sie allein waren im Mittelalter die Pflegstätten der Wissenschaften und Künste. So lebten gegen Ende des neunten Jahrhunderts in St. Gallen drei bedeutende Männer: Notker der Stammler, der Dichter des noch heute gesungenen Liedes „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umgeben“, auch berühmt als Maler und Komponist; dann Ratpert, der Chronist und Liebesdichter und besonders Tutilo, eine vielseitige Gelehrten- und Künstlernatur. Er dichtete in deutscher und lateinischer Sprache, war erfahren in der Baukunst, Malerei und Metallbildnerei und ergötzte außerdem noch seine Brüder durch vortreffliches Saiten- und Flötenspiel.

Hundert Jahre später, als die drei großen Mönche von St. Gallen, lebte im Kloster Gandersheim im Harz die Nonne Roswitha oder Hrotsuith, die erste deutsche Frau, die sich als Schriftstellerin und Dichterin einen Namen erworben hat. Einer Aufforderung ihrer Äbtissin Gerberga folgend verfasste sie ein lateinisches Gedicht zum Preise der Taten Ottos des Großen, das im Jahr 968 vollendet wurde und nun für uns eine wichtige Geschichtsquelle geworden ist.

Noch größeren Ruhm erwarb sie sich durch sechs Komödien, in denen sie Legenden von Heiligen dramatisierte. Unser Bild zeigt, wie begeistert die Äbtissin und die Schwestern der Dichterin lauschen; ob aber diese Komödien im Kloster auch dargestellt wurden, wissen wir nicht. Doch unmöglich war es nicht.

bild 220: roswitha liest vor den nonnen

Bild 220: Die Nonne Roswitha liest ihren Schwestern ihre Legenden vor. Aufmerksam hören ihr die Nonnen zu. Nach einer Originalzeichnung von P. Thumann.

In den Klöstern wurden alte Texte abgeschrieben und Schüler gelehrt

Solche gelehrten Männer und Frauen waren der Stolz eines Klosters, und weit im Lande wurde ihr Name mit Achtung und Bewunderung genannt. Eine besondere Arbeit dieser gelehrten Männer und ihrer Gehilfen war das Abschreiben alter Handschriften, und oft danken wir ihrer mühsamen Arbeit allein die Kunde von vergangener Zeit. Den mitlebenden Geschlechtern aber waren die Mönche Lehrer und Erzieher. Jedes Kloster hatte seine Schule, eine äußere und eine innere. In der äußeren Schule unterrichtete man die Söhne der Herren, Edlen und Freien aus der Umgebung (so war Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., Schülerin im Frauenkloster zu Herford); in der inneren Schule unterrichtete man die künftigen Mönche, die zum Unterschied zu ihren Kameraden der Außenschule schon jetzt die Kutte trugen. Eine vortreffliche Schilderung des Lebens in einer Klosterschule finden wir in Gustav Freytags „Die Ahnen, Band 2: Nest der Zaunkönige“.

bild 221: unterricht in der klosterschule

Bild 221: Beim Unterricht in der inneren Klosterschule. Die Schüler tragen schon jetzt die Kutte. Nach einer Originalzeichnung von W. Riefstahl.

Unterricht und Züchtigung

Die Außenschüler lernten Lesen, Schreiben, Rechnen und Latein; und hier gewannen die Söhne und Töchter der Fürsten und des Adels eine Bildung, die sie nicht nur weit über ihre Volksgenossen hinaushob, sondern sie auch zur politischen Führung des Volkes befähigte. Freilich war es ein Mangel, dass die Bildung völlig lateinisch, also undeutsch, war. Die Lehrgegenstände der inneren Schule waren die aus dem Altertum übernommenen so genannten „sieben freien Künste“: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie. Besondere Mühe und Sorgfalt verwandten die Lehrer darauf, ihre Schüler in der Kunst zu bilden und zu üben, lateinische Verse zu dichten..

Die Schulzucht war außerordentlich streng; am Ende gewisser Zeiträume wurden die Fehler zusammengezählt und an bestimmten Streichtagen durch Schläge auf den Rücken geahndet. Wie sehr die Schüler diese Streichtage fürchteten, zeigt folgende kleine Erzählung aus der Klosterchronik Ekkehardts IV. (von 980 bis 1000) in St. Gallen:

„Es war der Feiertag des heiligen Markus, und wie die kleinen Schüler an festlichen Tagen es zu verdienen pflegen, dass sie am folgenden Tage gezüchtigt werden, so hatten sie am zweiten Wochentage durch die Fürbitter Verzeihung oder, damit ich richtiger schreibe, Aufschub erlangt. Aber am dritten Tage wird, wenn die Strafvollzieher ihre Verschuldigungen dem Schulmeister wieder ins Gedächtnis rufen, ihnen sämtlich befohlen, sich auszuziehen. Es wird dann einer der zu Züchtigenden in die oberen Teile des Hauses geschickt, die dort aufbewahrten Ruten herbeizuholen. Aber derselbe riss, um sich und die Genossen zu befreien, auf das schleunigste aus einem kleinen Ofen ein brennendes Scheit, steckte es in die dem Dache nächsten dürren Hölzer und blies das Feuer an. Als ihm aber die Strafrichter zuriefen, warum erzögere, rief er lautschreiend zurück: Das Haus steht in Brand! Und indem so die dürren Holzriegel, da auch der Nordwind blies, die Feuersgluten erfassten, leuchtete das ganze Haus in Flammen auf.“

Nach diesem Beispiel von der Furcht der Schüler vor den Streichtagen wird es uns nicht wundern, dass bei solch strenger Zucht die Freude der Schüler nur selten laut wurde, ja dass die Knaben der inneren Schule schon bald ein gesetztes, feierlich abgemessenes Betragen auch in den Mußestunden zeigten.

bild 222: junge klosterschüler während der mußestunde

Bild 222: Junge Klosterschüler während der Mußestunde in einer alten Klosterschule. Nach einem Gemälde von Claus Meyer.

Ekkehardt

Unter den Lehrern des Klosters St. Gallen war gegen Ende des zehnten Jahrhunderts ein Ekkehardt besonders berühmt. Von ihm erzählt die oben genannte Klosterchronik u. A. folgendes. Er war so schön von Angesicht, dass die Leute, die ihn ansahen, um seinetwillen stehen blieben. Er war von hoher Gestalt, einem Kriegsmann ähnlich, von gleichmäßigem Wuchs und funkelnden Augen. Weisheit und Beredsamkeit, vor allem aber klugen Rat hatte er wie der Beste seiner Zeit. Er war ein guter und strenger Lehrer; denn als er bei dem heiligen Gallus beiden Schulen vorstand, wagte niemand, außer den kleinen Putzen, mit den Gespielen ein anderes Wort zu sprechen als nur Latein.

Diesen Mann erkor sich die verwitwete Herzogin Hadawig von Schwaben als ihren Lehrer. Hadawig, die Tochter Herzog Heinrichs von Bayern, des Bruders von Otto I., war als junges Mädchen dem schon bejahrten Herzog Burckhardt von Schwaben vermählt worden. Es war eine politische Ehe; bald war sie Witwe. Sie wohnte auf dem Hohentwiel und regierte von da aus ihr Land. Man rühmte ihre Schönheit, aber alle ihre Leute fürchteten sich vor ihrer Härte und Strenge. Als Hadawig einst den heiligen Gallus aufsuchte, dort zu beten, nahm sie der Abt Burckhardt als seine Nicht festlich auf und wollte ihr Geschenke machen; sie aber sagte, dass sie kein anderes Geschenk haben wolle, als dass er den Ekkehardt ihr auf einige Zeit als Lehrer nach Hohentwiel überließe. Der Abt musste es, wenn auch ungern, zugeben.

Ekkehardt kam am verabredeten Tag, ungeduldig erwartet, auf der fürstlichen Burg an und las mit der Herzogin, die das Latein schon früher erlernt hatte, vor allem die "Änëide" Virgils. Und oft fanden die Dienstmannen und Ritter, auch die Vornehmen des Landes, die Herzogin und den Mönch über den Büchern oder im gelehrten Gespräch. (Zu neuem Leben sind diese Ereignisse erwacht durch Viktor Scheffels Roman „Ekkehardt“.)

Aber um diese Schülerin wurde das Kloster St. Gallen von dem Kloster Reichenau, das doch dem Hohentwiel weit näher lag, und von seinem Abt Ruodmann sehr beneidet. Als daher Ekkehardt einmal, von einem Fest in seinem Kloster nach Hohentwiel zurückkehrend, bei den Brüdern in Reichenau einkehrte, flüsterte ihm der arglistige Ruodmann ins Ohr: „Du Glücklicher, der du eine so schöne Schülerin Grammatik lehren kannst.“ Aber Ekkehardt war schlagfertig, erwiderte lächelnd: „So hast auch du, Heiliger des Herrn, die schöne Nonne Gotelind, deine liebe Schülerin, Dialektik gelehrt,“ bestieg rasch sein Pferd und ritt davon.

bild 223: ekkehard reitet davon

Bild 223: Ekkehard reitet fort, nachdem er mit den Mönchen von Reichenau gesprochen hatte. Nach einer Originalzeichnung von Ferdinand Keller.

Die Entartung der Mönche und Nonnen

Unsere bisherigen Mitteilungen waren Bilder aus der Blütezeit der mittelalterlichen Klöster Doch auch an den Klöstern wurde der Fluch des Reichtums wahr. In derselben Zeit, als das Papsttum die edlen Hohenstaufenkaiser niederwarf und die höchste Macht des Abendlandes errang, zog in vielen Klöstern Unwissenheit, Rohheit und Laster ein. In St. Gallen, wie wir wissen, einstmals eine Stätte der Kunst und Gelehrsamkeit, konnte im Jahre 1291 der Abt mitsamt seinem ganzen Konvent nicht einmal schreiben, desto besser aber trinken. Am liebsten saßen die meisten Mönche jetzt mit den Adligen ihrer Nachbarschaft beim Klosterwein, spielten, scherzten und sangen statt der frommen Weisen die lustigen Spielmannslieder, an denen sich unter der Dorflinde Burschen und Mädchen ergötzten.

bild 224: fette mönche und adlige

Bild 224: Dick und behäbig sitzen Mönche und Adlige zusammen beim Klosterwein. Ein Mönch spielt Musik zur Belustigung. Nach einer Originalzeichnung von Ed. Grützner.

Und von vielen Nonnenklöstern ging die Klage, dass die Nonnen das Gelübde der Keuschheit nicht hielten und ein Leben voll Schande und Laster führten. Wohl gab es noch genug ernste Männer und Frauen, die das Klosterwesen in alter Zucht und Sitte erhalten und ihm die frühere Bedeutung zurückgewinnen wollten. Sie legten denen, die sich Fehltritte erlaubten, furchtbare Strafen auf. Nonnen, die das Gelübde der Keuschheit gebrochen hatten, wurden lebendig eingemauert. Und doch schritt der Verfall vorwärts. Denn allmählich brach eine neue Zeit an, die durch den Mund Martin Luthers ansprach, dass nicht nur der Stand der Mönche und Nonnen, sondern jeder Stand und Beruf, so man darin Gott von Herzen und mit Ernst fürchte und zu ihm auch herzliche Zuversicht, Glauben und Vertrauen fasse, ein Stand der Vollkommenheit sei.

bild 225: als strafe wird eine nonne eingemauert

Bild 225: Als Strafe für Unkeuschheit wird eine Nonne in den Kellergewölben des Klosters eingemauert. Viele Mönche begleiten sie, um eine Flucht zu verhindern. Nach einer Originalzeichnung von O. Knille.

Schluss

Halten wir also fest: Zu Beginn des Mittelalters war das Kloster einem Leben voller Zucht und Ordnung verschrieben. Die Mönche taten Feld- und Gartenarbeit. In den Klosterschulen wurde die Bildung der Gesellschaft vollzogen. Einige Mönche und Nonnen traten durch große Taten hervor. Mit der Zeit wurden die Klöster immer reicher. Sie leisteten sich mehr Reichtümer und verkehrten mit Adligen. Dekadenz hielt Einzug und so haben wir heute Bilder von betrunkenen Mönchen. Auch strenge Strafen konnten das Klosterleben nicht mehr zu den ursprünglichen Wurzeln zurückführen.

Quelle:

  • Bär, Adolf und Quensel, Paul (Hrsg.) et al. Bildersaal Deutscher Geschichte, S.119-126. Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, o. J.
  • 7 Kommentare:

    1. Wallah voll gut der Artikel hab 3- bekommen danke Bruder

    2. Ich denke nicht, dass jemals alle Mönche und Nonnen ein streng enthaltsames Leben führten; es wurde schon immer heimlich rumgevögelt und der Lust hingegeben (weil Askese auch unnatürlich ist).
      Wie die Welt vor 1000 Jahren tatsächlich aussah, kann uns auch niemand wirklich glaubhaft beweisen. Nahezu alle heutigen Überlieferungen stammen aus der Zeit um 1500, einschließlich „antiker“ Texte.

    3. Sehr schön, danke.

    4. Okay is sehr interessant

    5. Danke hat mir für meine Geschichte Präsentation geholfen

    6. geile geschichte

      hat mir geholfen, richtig gut ich hab sogar eine 1- bekommen.

    7. Hat mir echt geholfen für mein geschichtsreferat:-)

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