Karte der Hussitenzüge

Die Lehren Wiclifs waren nach Böhmen gedrung und von Huß und seinem Freund Hieronymus von Prag teilweise aufgenommen und verbreitet worden. Diese Lehre ließ nur die Heilige Schrift als Heilsquelle gelten und verurteilte die Ohrenbeichte, den Ablass, die vermittelnde Stellung des Klerus, die Brotverwandlung, dazu Mönchstu, Reliquienverehrung u. a. Bezeichnend ist bei dieser Bewegung gleich zu Anfang die tschechische Richtung (1409 werden 5.000 deutsche Studenten aus Prag verdrängt und begründen die Universität Leipzig) und auf sozialem Gebiet der Kampf gegen den Besitz der Kirche.

Die Verbrennung von Huß (1415) und seinem Freund Hieronymus von Prag (1416) veranlasst in Böhmen eine gewaltige Aufregung. Diese ergreift das ganze Volk, als Sigismund, der den Geleitsbrief so wenig geachtet hatte, 1419 König von Böhmen wird. Die Bewegung der Hussiten bekommt sofort auf dem Berg Tabor neben dem kirchlichen auch den nationalen und sozialen Charakter.

Karte der Kämpfe mit den Hussiten Karte der Hussitenzüge. [67]

Wichtigste Begebenheiten der Hussitenzüge

1420-1422: Vergebens versucht Sigismund mit eigener Kraft gegen Ziska von Meißen und Breslau aus den belagerten Wysehrad zu entsetzen und 1422 von Ungarn aus Böhmen bei Deutsch-Brod zu erobern

1424: Der Tod Ziskas bringt noch leidenschaftlichere Elemente an die Spitze. Es bilden sich zwei Parteien. Prokop der Große führt die gemäßigten Taboriten (oder Calixtiner), die den Laienkelch verlangen; Prokop der Kleine führt die radikaleren Orphaniten („Kein Mein und Dein mehr; Sondereigentum ist Todsünde“)

1426-1431: Da Sigismunds Kraft für die Bezwingung nicht reicht, werden drei allgemeine, große Kreuzzüge gegen die Böhmen unternommen. Der erste Kreuzzug verunglückt 1426 bei dem Entsatzversuch Aussigs, der zweite endet kläglich bei Mies (1427), der dritte nicht viel besser bei Tauss.
Dagegen machen die Hussiten, die sich seit 1427 immer weiter vorwagen und zu Angriffen übergehen, ihre furchtbaren „rauchenden Spaziergänge“: 1480 nach Grimm und Altenburg, Plauen und Wunsiedel – ohne Naumburg zu berühren. Dabei führten 3.000 12-spännige Wagen die Kriegsbeute nach Hause. 1432 nach Frankfurt (Oder) und Bernau; 1488 bis nach Oliva und an die Ostsee.

1433: Nachdem man die Überzeugung gewinnt, die Hussiten nicht bezwingen zu können, gewährt das Baseler Konzil (1430-49) den gemäßigten Hussiten die Prager Kompaktaten (Laienkelch, freie Predigt von den berufenen Predigern in der Landessprache, evangelische Armut der Priester).

1434: Die Orphaniten setzen den Krieg fort und werden von den Calixtinern bei Böhmisch-Brod bezwungen. Von 18.000 Kämpfenden sterben 13.000 – darunter auch die beiden Prokope.

1486: Sigismund (gestorben 1437) wird endlich zu Iglau als König von Böhmen anerkannt.

Ergebnisse der Hussitenkriege

  1. Die Autorität der Kirche hat sehr gelitten.
  2. Das tschechische Element der Bevölkerung hat die Oberhand bekommen.
  3. Das reiche Land ist verarmt und entvölkert.

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