Entstehung geistlicher Ritterorden

Einführung

Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden drei berühmte Ritterorden, die in der Welt großes Aufsehen erregten: der Johanniter-, der Tempelherren- und der deutsche Ritterorden.

Inhalt

Der geistliche Johanniterorden

Schon im elften Jahrhundert bauten christliche Kaufleute in Jerusalem, in der Nähe des heiligen Grabes, eine Kirche und ein Mönchskloster, das sie Johannes dem Täufer widmeten. Die Mönche, die in diesem Kloster aufgenommen wurden, mussten sich verpflichten, die kranken und Not leidenden Pilger zu verpflegen und sie gegen die Ungläubigen zu schützen. Was für ein Schutz war aber von den armen Johanniterbrüdern (so nannten sie sich) zu erwarten, die selbst Schutz bedürftig waren?

Der Johanniterorden entsteht zum Schutz der Pilger

Zu einer solchen Bestimmung eignete sich viel besser eine Gesellschaft tapferer Ritter. Deswegen traten im 12. Jahrhundert die Johanniterritter an ihre Stelle. Wie alle frommen Klosterbrüder legten sie das dreifache Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut ab und verpflichteten sich außerdem zur Verteidigung der christlichen Kirche gegen die Ungläubigen. Sie waren also im Grunde nichts anderes als Mönche zu Pferd, leisteten aber viel bessere Dienste im Kampf als normale Mönche; deswegen wurden sie auch reichlich mit Geld und liegenden Gütern von vielen frommen Christen beschenkt. Ungeachtet ihres Armutgelübdes nahmen sie alles, was man ihnen gab, sehr bereitwillig an und gelangten so zu großem Reichtum.

Der Johanniterorden wird zum Malteserorden

Lange schlugen sie sich in Palästina herzhaft mit den Türken herum; am Ende aber mussten sie doch der Übermacht weichen und sich zurückziehen. Dies geschah am Ende des 12. Jahrhunderts. Am Anfang des 14. Jahrhunderts nahmen sie Besitz von der Insel Rhodos, auf der sie sich 200 Jahre behaupteten.

Da sie aber auch hier von den Muhamedanern verjagt wurden, räumte man ihnen im Jahr 1530 die Insel Malta ein und von jener Zeit an hießen sie Maltheserritter. Johanniter- und Malteserritter sind also ein- und dieselben. Zu unseren Zeiten wurde ihnen von den Franzosen auch die Insel Malta weggenommen und von den Engländern, die Malta darauf eroberten, nie wieder zurückgegeben. Jetzt leben sie daher zerstreut und bemühen sich vergeblich um eine andere Niederlassung am Mittelmeer.

Eigentlich sollte man ihnen auf der Insel Sizilien oder Mallorca oder anderswo in der Nähe von Algier einen Standpunkt einräumen, von wo aus sie, zur Erfüllung ihres Gelübdes, das Meer von türkischen Seeräubern reinigen könnten.

Der deutsche Ritterorden

Auch der deutsche Ritterorden entstand bei der Gelegenheit während der Kreuzzüge im Jahr 1190. Er hieß der deutsche Orden, weil nur deutsche Edelleute darin aufgenommen wurden. Man nannte sie auch deutsche Herren oder Kreuzherren. Auch sie hatten die Bestimmung, die christliche Religion zu verteidigen und die Kranken im heiligen Land zu verpflegen; sie legten aber keine Mönchsgelübde ab. In der Folge machte dieser Orden große Eroberungen in Polen und Preußen; es wird daher später noch mehr von ihm die Rede sein.

Der Templerorden

Die Tempelherren hatten ihren Namen von dem Tempel Salomons: denn auf dem Platz, wo dieser ehemals stand, wurde ihnen von König Balduin in Jerusalem ihr Wohnort zugewiesen. Auch sie waren eine Art reitender Mönche, die die gewöhnlichen Klostergelübde ablegten und sich erst zur Beschützung der Pilger auf den Straßen von Palästina, dann überhaupt zur Verteidigung des christlichen Glaubens und des heiligen Grabes gegen die Sarazenen verbanden (1118).

Der Reichtum des Templerordens

Sie wurden, wie die Johanniterritter, freigiebig beschenkt und gelangten zu großen Reichtümern und ansehnlichen Gütern, besonders in Frankreich. Dies war aber ihr Unglück; denn von einem habsüchtigen, französischen König Philipp IV. oder dem Schönen, wurden sie deswegen grausam verfolgt und schließlich ganz ausgerottet.

Man klagte sie unschuldig der entsetzlichsten Vergehungen an, man beschuldigte sie, unseren Heiland verleugnet und den Teufel angebetet zu haben und folterte sie so lange, bis sie Taten eingestanden, die sie nie begangen hatten. Sie wurden misshandelt, eingemauert und lebendig verbrannt, alle ihre Güter wurden eingezogen und der ganze Orden aufgehoben.

Dies geschah am Anfang des 14. Jahrhunderts. Sie hatten sich also nur 200 Jahre lang behauptet.

Schlusssatz

Diese geistlichen Ritterorden, zu denen auch noch die spanischen Ritterorden von Alcántara, St. Jago und Calatrava und der portugiesische Avis-Orden gehören, wurden das Vorbild der weltlichen Ritterorden, von denen der älteste der des heiligen Georgs oder vom Hosenbund ist, gestiftet von König Eduard III. von England im Jahr 1349.

Quelle:

  • Dr. Georg Ludwig Jerrer: Die Weltgeschichte für Kinder, Band 2, 5. Ausgabe, Nürnberg: Verlag von Friedrich Campe, 1833.

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