Hungersnöte

Um 406: Hungersnöte

Seuchen und Hungersnöte erschienen zu dieser Zeit. (Idatius.)

443: Lebensmittelknappheit

Im Jahr 443 litt Spanien unter einem Mangel an Lebensmitteln.

446: Hungersnot

In England führten einerseits der Ernteausfall und andererseits die Verheerungen durch die Pikten zu einer Lebensmittelknappheit und Hungersnot. Es folgten jedoch keine Krankheiten und die Zeit darauf war von solchem Überfluss geprägt, dass man sich kaum an eine bessere Zeit erinnern konnte. Als sich die Bevölkerung, vor allem die Geistlichen, dem Wohlstand hingegeben hatten, griff eine verheerende Pestilenz um sich, an der unzählige Menschen starben, so dass man kaum mit den Beerdigungen der Verstorbenen hinterher kam. Außerdem trug diese Erfahrung dazu bei, dass König Vortigern den Beistand der sächsischen Anführer Hengist und Horea erbat[6].

Um 532: eine der schauerlichsten Hungersnöthe in Italien

Ebenfalls in Griechenland und an der Westküste. Diese Hungersnot ist wohl darauf zurückzuführen, dass der Anbau von Kulturpflanzen in der durch Kriege und Wanderungen stürmischen, wilden Zeit nicht gelingen wollte. Aber auch das wenige Getreide, das noch wuchs, fiel wieder ab, bevor es reif wurde.

Allein in Picenum (Landschaft in Mittelitalien) starben zu dieser Zeit 50.000 Menschen aufgrund von Hunger. Aber es scheint wohl keine gleichzeitigen Seuchen gegeben zu haben. Die Menschen waren trotzdem blass und mager, denn ihre Reserven und Muskeln waren durch den Nahrungsmangel vollends aufgezehrt. Die Gallenflüßigkeit nahm überhand und ihre Haut wurde lederartig und hing nur noch an den Knochen herunter. Die Farbe der Haut glich der einer halb verbrannten Fackel. Der Blick der Leidenden nahm eine besondere Wildheit an.

Während der Eine an Hunger starb, verendete der Andere, weil er etwas zu Essen bekam. Denn die Verdauung des Essens erforderte zu viel Kraftaufwand – so viel konnte der Körper nicht mehr aufbringen. Nach einer solchen Hungerphase durfte man nur ganz wenig auf einmal essen und sich wieder langsam daran gewöhnen.

Sogar Kannibalismus machte sich breit – man aß andere Menschen. Mehrere Geschichtsschreiber erzählen von zwei Weibern, die in einem abgelegenen Haus 18 Männer gegessen hatten. Für ihre List ließen sie immer mal wieder einen Mann einzeln bei sich einkehren und ermordeten ihn dann in der Nacht.

Andere Hungernde rissen mit ihren Zähnen das Gras vom Boden. Und an den zahlreichen Leichen machten sich nicht einmal mehr die Raubvögel zu schaffen – denn es war kaum noch Verwertbares von den Menschen für sie übrig geblieben.

584 bis 585: Hungersnot

Die außergewöhnliche Witterung des Jahres 584 musste schließlich zu einer Hungersnot führen, da die Pflanzen eingegangen waren. Das Elend hatte seinen Höhepunkt im Jahr 585, als die Menschen aus den fremdartigsten Dingen – wie z. B. Farrenkrautwurzeln und den Blüthen der Haselstauden – Mehl bereiteten. Aber durch den Genuss dieser Pflanzen schadeten sie sich so sehr, dass ihr ganzer Leib aufgetrieben wurde.

Die Not wurde auch noch durch diejenigen verstärkt, die mit Lebensmitteln Handel trieben und den Preis der Lebensmittel nun ins Unermessliche steigerten. Denn in ihrer Not waren die Menschen bereit, alles dafür zu geben, um wieder etwas essen zu können.

618: Hungersnot in Rom

Diese Hungersnot scheint durch eine gehemmten Zufuhr von Nahrungsmitteln aus Ägypten entstanden zu sein.

622: Hungersnot in Konstantinopel

645: Hungersot in Neustrien

Dieses Jahr wurde Frankreich von einer Hungersnot heimgesucht. Der Herrscher Chlodwig wollte die Auswirkungen der Hungersnot abdämpfen und ließ das Silber aus den Kirchen verkaufen, um damit Getreide anzukaufen.

776: Hungersnot und Krankheiten bei den Sachsen

849: Dreijährige Hungersnot

Diese Hungersnot scheint besonders verheerend gewesen zu sein. Menschen begingen unglaublich schreckliche Taten: Manche Eltern, deren Kinder schon verhungert waren, kochten ihre toten Kinder im Kochtopf über dem Feuer.

Aber alle, die diese Hungersnot schildern, erwähnen nichts von einer gleichzeitigen Seuche.

862: Hunger in Deutschland

In vielen Gegenden Europas – darunter auch Deutschland – litten die Menschen stark unter Hunger.

867: Hungersnot

897: Hungersnot

Während dieser Jahre der Wikinger- und Ungarneinfälle sind keine Aufzeichnungen über Naturkatastrophen vorhanden, außer einer Aufzeichnung über eine Hungersnot, die in Frankreich und Deutschland – besonders in Bayern – ihren höchsten Grad erreichte.

928: Wetterextreme führen zu einer Hungersnot

 


Quelle:

[6] Baedae Histor. eccles. Geotis Anglorum. Cantabrigiae 1722. I, 13-14. Baedae Chronicon: Fameon praefatam magna frugum abundantia, opulentiam luxuria et negligentia, negligentiam acerrima lues secuta est.

zitiert nach:

Dr. Friedrich Schnurrer: Die Krankheiten des Menschengeschlechts historisch und geographisch betrachtet: Der historischen Abtheilung… Theil. Vom Anfang der Geschichte bis in die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, Band 1, Tübingen: Osiander Verlag, 1823


Wer einen guten Überblick das Thema möchte, kann sich das Buch „Brände, Stürme, Hungersnöte – Katastrophen in der mittelalterlichen Lebenswelt“ zu Gemüte führen:


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